Gastronomie in Bad Tölz:Ratskeller bleibt leer

Lesezeit: 2 min

Das Gasthaus "Ratskeller" im Schulgraben in Bad Tölz ist seit drei Jahren geschlossen. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. (Foto: Manfred Neubauer)

Stadtrat lehnt 600 000 Euro teure Sanierung vorerst ab. Für eine künftige Nutzung des Gasthauses sollen nun auch Alternativen geprüft werden.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit Jahren ist der Ratskeller in der Innenstadt von Bad Tölz schon geschlossen, und daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Mehr noch: Nach der Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend ist unklar, ob die Räume in der Passage zwischen der Fußgängerzone und dem Bürgergarten überhaupt wieder als Gasthaus geöffnet werden. Das Gebäude, das sich im Besitz der Stadt befindet, müsste zuerst saniert werden - Kostenpunkt: rund 600 000 Euro. Eine Investition, die der Stadtrat mit Ausnahme von Julia Dostthaler (CSU) vorerst ablehnt. Stattdessen soll nach alternativen Nutzungen gesucht werden, zum Beispiel in Verbindung mit der Alten Madlschule nebenan.

In dem Gebäude war bis 1979 die Stadtverwaltung untergebracht, drei Jahre später wurde in den Gewölberäumen ein Gasthaus eingerichtet - ohne Keller, aber mit Biergarten. Die Stadt hatte das Anwesen an Jakob Pauli aus Gaißach verpachtet, der damals auch die Kosten für den Ausbau übernommen hatte. Der Pächter wiederum vermietete die Gaststätte an Gastronomen weiter. 37 Jahre später, also 2019, zog mit Peter Mayerhofer der letzte Ratskeller-Wirt fort, seitdem steht das Haus leer. Zwar gab es noch den ein oder anderen Interessenten, aber dann kam Corona. Und: "Eine weitere Verpachtung kam auch aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht zustande", teilte Kämmerer Hermann Forster mit. Pächter Pauli starb 2021, kurz darauf auch seine Partnerin Anneliese Bichler.

Bad Tölz führte bislang Gespräche mit Gastronomen und mit einigen Brauereien. Das Ergebnis: Die Stadt müsste den Ratskeller erst einmal in einen "konzessionsfähigen Zustand" versetzen, sagte Forster. Dies bedeute, die Räume müssten so hergerichtet werden, "dass ein Wirt, der reingeht, die Gaststätte betreiben kann". Darüber hinaus hätte ein neuer Pächter rund 350 000 Euro für Ausbauarbeiten zu stemmen, unter anderem für eine neue Kühlanlage, eine Theke, die Kücheneinrichtung, Beleuchtung und Böden. "Das ist ein sehr hoher Betrag", sagte der Kämmerer. Denn nach Corona und durch den Krieg in der Ukraine habe die Gastronomie-Branche ohnehin schon mit Personalproblemen, hohen Energiekosten und teuren Lebensmittelpreisen zu kämpfen. "Das macht die Bewerber-Schlange sehr klein", so Forster. Hinzu kommt noch, dass die Ausbaukosten bei einer realistischen Pacht von 1500 Euro pro Monat selbst nach 30 Jahren nicht amortisiert wären.

Für René Mühlberger (CSU) hätte es zu jeder anderen Zeit keiner Überlegung bedurft, den Ratskeller wieder mit "lebendiger Gastronomie" zu füllen. Nun aber befinde man sich in einer prekären Lage, sagte er: "Selbst wenn wir einen Interessenten gewinnen, ist es die Frage, ob er auch Personal bekommt." Deshalb sei es der richtige Schritt, den Blick auf Alternativen zu richten und dann alle Optionen auf den Tisch zu legen. Johanna Pfund (Grüne) stimmte zu. Auch sie plädierte dafür, andere Nutzungen zu prüfen. Gastronomie sollte man aber nicht von vornherein ausschließen, sagte sie. Es gebe ja durchaus einige Gasthäuser in Tölz, die gut liefen. Außerdem handle es sich beim Ratskeller um "eine schöne Immobilie mit super Lage in Verbindung zum Bürgergarten". Für Systemgastronomie - wie etwa Nordsee, Vapiano oder Starbucks - warb Peter von der Wippel (FWG). "Entscheidend ist, dass man eine zukunftsfähige, funktionierende Gastronomie hat."

Für Julia Dostthaler (CSU) hat die Stadt eine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gasthaussterben. Sie müsse den vielen Leerständen in Tölz entgegenwirken, meinte sie. Das würde auch "dem sozialen Geschehen" gut tun, beispielsweise rund um die Leonhardifahrt. Den Vorwurf, die Stadt habe den Ratskeller herunterkommen lassen, wies Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) zurück: "Wir haben nur einen Spottpreis an Miete bekommen, denn der Pächter hat alles auf eigene Kosten gemacht." Für Christof Botzenhart (CSU) ist der Ratskeller "kein Leerstand, der im Stadtbild schmerzt". Dieser Fall sei anders gelagert als das alte Post-Areal oder ein Gasthof in der Marktstraße. Deshalb, so Botzenhart, sollte man den Ratskeller "dem freien Spiel der Kräfte und dem Markt überlassen".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: