Prominenter Gast:Lob für die Vorzeige-Moschee

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Prominente Gäste: Imam Benjamin Idriz und Gönül Yerli, die Vize-Direktorin des Islamischen Forums, haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Frau Elke Büdenbender am Montag durch die Penzberger Moschee geführt. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei seinem Besuch in Penzberg zeigt sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier davon beeindruckt, wie sich die muslimische Gemeinde in dem 17000-Einwohner-Ort in die Stadtgesellschaft integriert

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es hatte fast schon etwas Familiäres. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender haben am Montag die Islamische Gemeinde in Penzberg besucht. Im Vordergrund stand dabei das Kennenlernen - das fand allerdings großteils hinter verschlossenen Türen statt. Am Ende seines Besuchs in der Penzberger Moschee erklärte der Bundespräsident, er wünschte sich mehr von dem "für unser Land", was er in den vorangegangenen Gesprächen erfahren habe: gegenseitigen Respekt und Neugier aufeinander.

Zu Beginn von Steinmeiers Stippvisite führten der Penzberger Imam Benjamin Idriz und Gönül Yerli, die Vize-Direktorin des Islamischen Forums, durch den Gebetsraum. "Wir wollten eine bisserl andere Moschee", erklärt Yerli mit bayerischem Vokabular. 2005 wurde das Gotteshaus mit angeschlossenem Gemeindezentrum an der Bichler Straße 15 eröffnet. Der Entwurf stammt vom Augsburger Architekten Alen Jasarevic und wird als "Prototyp einer neuen, zeitgemäßen Euroislam-Architektur" beschrieben. Der Moscheebau wurde durch Spenden finanziert, wobei der Emir von Sharjah rund drei Millionen Euro beisteuerte. Wegen der modernen Architektur wären seinerzeit vor allem die Älteren empört gewesen, sagt Imam Idriz. "Aber der Jugend, also denen, die hier geboren und aufgewachsen sind, hat es gefallen." Später hätten auch die Kritiker eingelenkt, ergänzt Yerli. "Gut, dass ihr nicht auf uns gehört habt", hätten sie gesagt. "Man muss dem Glück bisschen nachhelfen", meint die Vize-Direktorin.

Zu der Vierer-Runde in der Moschee gesellen sich Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD). Abseits von Presse und Gefolge fragt Frank-Walter Steinmeier nach, wie oft die Moschee für Besucher geöffnet sei. Eigentlich fast jeden Tag, lautet die Antwort. Jährlich besuchten etwa 240 Gruppen das Islamische Forum, erzählt Idriz. Transparenz sei sehr wichtig.

In Penzberg ist unter Leitung des aus Mazedonien stammenden Idriz eine der fortschrittlichsten muslimischen Gemeinden Deutschlands entstanden. Idriz predigt nicht nur Integration, er lebt sie vor. Für den Besuch aus Berlin stimmt er ein Gebet an. Der Imam sei ja auch bekannt für seine schöne Stimme, erzählt Gönül Yerli dem Bundespräsidenten und dessen Frau.

Der Imam und der Bundespräsident beim Gebet. Besucher hielten den besonderen Moment mit dem Handy fest. (Foto: Manfred_Neubauer)

Elke Büdenbender will wissen, ob immer auf Arabisch gebetet wird. Ja, erwidert Yerli. Egal, aus welchem Land Muslime stammten, weltweit würde auf Arabisch gebetet. Doch der Religionsunterricht im Gemeindezentrum werde in deutscher Sprache abgehalten, sagt Idriz. Das sei eine "frische Entwicklung", so Yerli.

Anschließend zogen sich der Bundespräsident, seine Frau und die Mitglieder des Gemeindevorstands wie auch des Jugendteams zurück, um über das Thema "Moscheegemeinden als kommunale Akteure" zu diskutieren. Imam Benjamin Idriz hatte Steinmeier nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten nach Penzberg eingeladen. "Wir wollen dem Bundespräsidenten zeigen, wie Muslime in Deutschland normale Bürger sein und ihren Glauben leben können", hatte Yerli im Vorfeld erklärt.

Rund 900 Bürger islamischen Glaubens leben in der 17 000-Einwohner-Kleinstadt. Es sei ein langer Weg für die islamische Gemeinde gewesen, sagte Frank-Walter Steinmeier in seinem abschließenden Statement im Foyer des Islamischen Forums. Vom Bau der Moschee über das gesellschaftliche und politische Engagement in der Stadt - all dies verdiene "viel mehr Aufmerksamkeit, auch in Deutschland", betonte der Bundespräsident. So viel Offenheit und Respekt, wie in Penzberg praktiziert, bräuchte die Bundesrepublik, um der Polarisierung der Gesellschaft und "dem Hass, den wir erleben" entgegenzuwirken.

Lobend hob Frank-Walter Steinmeier hervor, dass sich andere islamische Gemeinden Penzberg zum Vorbild nehmen würden, wie er erfahren habe. Sie sei ein Modell, von dem er hoffe, dass es sich verbreiten möge. "Dies müssen wir uns für Deutschland wünschen", schloss der Bundespräsident, ehe er samt Entourage zum Penzberger Rathaus fuhr, um sich dort ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Im dortigen Trauungssaal gestand Steinmeier ein Versäumnis ein. Auf dem Rückweg von Südtirol hätten seine Ehefrau und er häufiger schon Benediktbeuern besucht. "Nun bin ich froh, dass wir endlich auch einmal bei Ihnen sind."

Für jemanden aus Nordrhein-Westfalen sei es schon etwas Besonderes, wenn er in Bayern mit dem "Steigerlied" begrüßt werde, sagte Steinmeier. In der ehemaligen Bergarbeiterstadt Penzberg - Bayern hin oder her - spielte die Stadt- und Bergknappenkapelle zum Einstand aber ganz selbstverständlich diese Bergmannshymne.

© SZ vom 03.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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