Rummel in Penzberg:Dezentrale Stände statt Biergarten

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In der Stadt Penzberg wird es in diesem Jahr kein Volksfest im üblichen Sinne geben - nicht einmal eine Möglichkeit, an Tischen zu essen und zu trinken. Stattdessen sollen Buden entlang der Bahnhofstraße aufgestellt werden

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

In diesem Jahr ist alles anders. Auch das Penzberger Volksfest wird coronabedingt nicht in gewohnter Weise auf der Berghalde stattfinden. Stattdessen soll es von Mitte September an Mandeln, Hendl und Co. an Ständen geben, die in der Innenstadt an verschiedenen Standorten platziert werden. Darauf konnte sich der Penzberger Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag verständigen. Der Beschluss fiel einstimmig.

Mehrere Varianten hatte Festwirt Christian Fahrenschon im Rathaus vorgestellt. Geplant hatte er einen überdachten Biergarten und einige Stände sowie ein Kinderkarussell. Dem Wunsch des Stadtrats, die Besucherzahlen zu reduzieren - ursprünglich wollte Fahrenschon die Erlaubnis für 1000 Gäste im Biergarten auf der Berghalde -, kam der Antragsteller nach. Es sollten nun nur noch 300 Biergarten-Besucher sein. Doch ein abgespecktes Volksfest auf der Berghalde stand in der Sitzung nicht zur Diskussion. Den zweiten Vorschlag Fahrenschons, den Biergarten und die Stände für drei bis vier Wochen auf dem Penzberger Stadtplatz stattfinden zu lassen, sah die Verwaltung skeptisch. Grund hierfür ist ein Lärmschutzgutachten, das die Stadt nach Beschwerden von Anwohnern wegen "Hannis Eismärchen" mehrfach vorgebracht hatte. Zwar solle das Ergebnis der Expertise, so Ordnungsamtschef Peter Holzmann, dem Stadtrat erst in einer der nächsten Sitzungen vorgestellt werden, doch sei so viel zu sagen, dass ein Biergartenbetrieb aus Lärmschutzgründen nicht auf dem Stadtplatz zulässig sei. Auch nicht, wenn dieser nur tagsüber geöffnet habe.

Als weiteres Argument, das gegen die Belegung des Stadtplatzes spricht, nannte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) das Lesefestival "StadtLesen", das vom 1. bis 4. Oktober auf dem Stadtplatz geplant ist. Würde Fahrenschon mit seinem Biergarten den Platz belegen, gäbe es eine Terminüberschneidung, sagte Korpan.

Allerdings steht nicht fest, ob das "StadtLesen" wegen der Corona-Pandemie überhaupt durchgeführt werden kann. Stadtbücherei-Leiterin Katrin Fügener wartet noch auf die Genehmigung des Hygienekonzepts durch die Organisatoren des Festivals. Mehrheitlich lehnte das Gremium den Stadtplatz als Veranstaltungsort ab. Allein Jack Eberl (Freie Lokalpolitik Penzberg) stimmte dafür.

Letztlich einigte sich das Gremium auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, den Fahrenschon vorgeschlagen hatte, um überhaupt ein Geschäft in diesem Jahr in Penzberg machen zu können: Analog zum "Sommer in der Stadt" in München sollen in Penzberg in viel kleinerem Umfang einige Buden mit Mandeln, Zuckerwatte, Schokofrüchten, Steckerlfisch, Schweinsbraten und ähnlichem an geeigneten Standorten entlang der Bahnhofstraße aufgestellt werden. Die Bürger können sich dort die diversen Leckereien "to go" mitnehmen. Extra Sitzgelegenheiten wird es nicht geben. Das Angebot stelle keine Konkurrenz zur hiesigen Gastronomie dar, sagte Holzmann. Einstimmig sprach sich der Stadtrat für die dezentralen Stände aus. Der Vorschlag von Adrian Leinweber (SPD), Gebühren analog dem, was Standbetreiber auf dem Wochenmarkt zahlen (sechs Euro pro laufenden Meter und Tag), zu erheben, wurde aufgenommen.

Er sei froh über das Votum, sagte Fahrenschon auf Nachfrage. "Das freut mich sehr", meinte er, denn es bedeute für ihn, dass man in Penzberg eine Zusammenarbeit wertschätze. Für ihn und seine Kollegen bedeute der Standbetrieb wenigstens ein kleines Einkommen in einem wirtschaftlich desaströsen Jahr. "Nun müssen nur noch die Bürger zu uns kommen."

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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