Die Stadt Penzberg ist auf der Suche nach einem neuen Standort für das BRK, das dringend mehr Platz benötigt. Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Bauausschuss die Verwaltung beauftragt, zehn mögliche Standorte für ein neues Rot-Kreuz-Haus zu untersuchen. Das Ergebnis wurde dem Gremium kürzlich präsentiert. Allerdings zauberte Stadtbaumeister Justus Klement einen Vorschlag aus dem Hut, der nicht nur das BRK betreffen würde: ein Rettungszentrum mit Polizei, Feuerwehr und Rotem Kreuz zwischen Nonnenwaldstraße und Grube (Staatsstraße 2370).
Die Idee, alle Einsatz- und Rettungskräfte an einem Standort zu konzentrieren, ist nicht neu. 2019 befasste sich der Penzberger Stadtrat mit einem "Blaulichtzentrum" in und auf dem Areal der Layritzhalle - der Plan wurde aus Kostengründen schnell fallengelassen. Danach wurde es still. Doch melden sich Feuerwehr und BRK regelmäßig im Rathaus mit dem Hinweis, dass ihre Domizile zu beengt seien für die geltenden Anforderungen. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) gab daraufhin für das Feuerwehrhaus ein Gutachten in Auftrag, das in diesem Herbst vorliegen soll. Darin wird unter anderem untersucht, ob der bestehende Standort nicht optimiert werden könnte - also eine kleinere, günstigere Lösung möglich wäre und man sich einen Neubau im zweistelligen Millionenbereich sparen könnte.
Fast alle Standorte haben einen Haken
Für das BRK, das selbst kein Grundstück kaufen, sondern es von der Stadt pachten möchte, wurden zehn Standorte bewertet - nicht nur von der Verwaltung, sondern auch vom Roten Kreuz selbst. Das BRK schloss etwa einen Standort nördlich der Wölflstraße aus. Auf dem Grundstück befindet sich momentan die Baustelleneinrichtung für das Wohngebiet Birkenstraße West; ebenso nicht infrage kommt der östliche Teil der Layritzhalle, wie auch der südliche, der an zwei Firmen vermietet ist. Das frühere Lidl-Areal wurde verkauft und steht nicht mehr zur Verfügung. Das Dreieck an der Seeshaupter/Birkenstraße ist als Retentionsfläche nicht für eine Bebauung geeignet. An fast allen geprüften Standorten fanden die Beteiligten Haken.
Allein zwei Waldflächen entlang der Straße Grube fanden sowohl im Rathaus als auch beim Roten Kreuz Gefallen: direkt am Zibetholzweg gegenüber dem Bau- und Gartenbaumarkt und auf der anderen Seite der Staatsstraße hinter den Asylunterkünften. Stadtbaumeister Klement warf in der Sitzung eine Skizze an die Wand, ein "altes Projekt von mir", wie er sagte. Denn während die eine Fläche den bayerischen Staatsforsten gehört, befindet sich die zweite zwischen Nonnenwaldstraße und Grube in städtischem Besitz, was die Sache vereinfachen würde. Das Areal umfasst etwa zwei Hektar - und sei, so Klement, eine der wenigen Flächen, auf der eine städtebauliche Entwicklung in Penzberg möglich sei. Der Stadtbaumeister schlägt vor, am Rand des Geländes zur Wohnbebauung an der Nonnenwaldstraße hin die "wertvollen Bäume" als Biotopverbund zu erhalten und mit einem Fußweg das Karl-Wald-Stadion mit dem Freizeitgebiet Berghalde zu verbinden.
Als eine Art Lärmschutz könnten im Anschluss Gewerbeflächen entstehen, die über eine neue Straße von der Grube aus erschlossen würden. Diese Verbindung möchte Klement bis zu den Asylunterkünften und dem Jugendzentrum (JuZe) fortführen. Da das JuZe in die Jahre gekommen ist und eventuell woanders untergebracht werden muss, könnte auch dort eine Gewerbefläche neu geplant werden. Nach der neuen Verbindungsstraße schließen sich die Polizeiinspektion, die wohl von der Größe her analog jener in Wolfratshausen ausgeführt werden soll, und das neue BRK-Haus an. Im neuen Feuerwehrhaus soll es unter anderem Wohnungen für die Einsatzkräfte geben.
Klement schlug vor, gleich Nägel mit Köpfen zu machen: Der Bauausschuss sollte dem Penzberger Stadtrat empfehlen, für dieses Großprojekt den Bebauungsplan "Rettungszentrum Zibetholzweg" aufzustellen. Das ging den meisten Räten dann doch etwas zu fix. Noch vor ein paar Wochen wurden Bauvorhaben aus dem Haushaltsentwurf 2024 gestrichen, weil die Stadt kein Geld hat. Auch fehlten dem Bauausschuss die Begründungen, warum das BRK manche Standorte abgelehnt hatte. Aussagen, wie es um die Zeitschiene und die Finanzierung steht, fehlten sowohl für Polizei wie BRK. Zumal der Rettungszweckverband Oberland und das Innenministerium ein Wörtchen mitzureden haben. Ebenso möchte der Bauausschuss zumindest einen Zwischenbericht des Gutachters hören, der den alten Feuerwehr-Standort untersucht. "Bei einem Bebauungsplan entstehen Kosten", sagte Sebastian Fügener (Grüne). Man könne nicht Baumaßnahmen an Schulen wegen der Finanzen verschieben und nun ein teures Großprojekt anstoßen.
Teurer Waldausgleich ist erforderlich
Bedenken wegen der Kosten hegt ebenfalls Penzbergs Klimaschutzmanager Carl-Christian Wippermann. Wenn zwei Hektar Wald gerodet würden, erklärte er, verlange das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) an anderer Stelle eine Wiederaufforstung. Auch das koste Geld. Die Maßnahme werde umso teurer, je wertvoller die gefällten Bäume von den Behörden bewertet würden. Die Stadt Penzberg selbst besitze keine geeigneten Freiflächen mehr, auf denen ein neuer Wald entstehen könnte, sagte er auf Nachfrage. Selbst wenn Penzberg eine Wiese - sie muss idealerweise an einen vorhandenen Wald angrenzen - fände, bedeute dies nicht, dass die Ämter dort eine Aufforstung genehmigten. Denn seit dem Volksbegehren zur Artenvielfalt sei Offenland "viel wichtiger" geworden, so Wippermann.
Schon in der Vergangenheit eckte Penzberg im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen an auf der Suche nach Ausgleichsflächen, etwa in der Jachenau und jüngst in der Gemeinde Eurasburg. Die Stadt pachtet meist von den bayerischen Staatsforsten Flächen auf unbestimmte Zeit. Auch ein Kauf ist möglich. Das sei richtig teuer, so Wippermann. Über Preise wollte er sich öffentlich nicht äußern, weil dies die Staatsforsten nicht gerne sähen. Die Kosten für Grünland, größtenteils landwirtschaftlich genutzt, und Wald seien in den vergangenen Jahren immens gestiegen. Sie müssten beim Aufstellen neuer Bebauungspläne einkalkuliert werden. "In der jetzigen Haushaltslage ist das nicht darstellbar", betonte er.
Letztlich wurde der Tagesordnungspunkt auf die März-Sitzung des Bauausschusses vertagt. Bis dahin soll die Verwaltung die fehlenden Informationen nachreichen.