Historisches Dokument:"Das ist etwas Besonderes"

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Mathias von Flurl hat den Anteilschein der Carl-Theodor-Zeche selbst unterzeichnet. (Foto: Manfred Neubauer)

Die IHK München und Oberbayern schenkt der Stadt Penzberg eine Replik des ältesten Wertpapiers Bayerns. Es handelt sich um einen Anteilsschein der früheren Carl-Theodor-Zeche.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Kurz herrschte Verwirrung im Penzberger Rathaus. Hieß es doch in der Betreffzeile einer E-Mail, dass der Präsident gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern höchstpersönlich das älteste Wertpapier Bayerns den Vertretern der Stadt überreichen möchte. Der Anteilschein für die einstige Carl-Theodor-Zeche in Penzberg trägt das Datum 30. September 1797 und ist damit ein wertvolles Zeugnis aus der Frühzeit der Industrialisierung - ideell wie finanziell. Flugs wurde ein Pressetermin anberaumt.

Erst bei nochmaligem Durchlesen der Mail fiel auf, dass bei Weitem nicht das Original an die Stadt übergeben werden sollte. Eine hübsch gerahmte Replik hatten Präsident Klaus Lutz und Hauptgeschäftsführer Manfred Gössl dabei. Sie darf nun in Penzberg bleiben.

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Der Anteilschein befindet sich im Bayerischen Wirtschaftsarchiv der IHK in München. Ein "ganz großer" Mäzen der Einrichtung sei Uto Baader, Seniorchef der Baader Wertpapierbank und Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Börse, betonte Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, bei der Übergabe. Er hat die größte Sammlung an Wertpapieren bayerischer Provenienz zusammengetragen und sie dem Archiv anvertraut.

Um die 4500 Dokumente umfasst das Konvolut. "Sie ist sehr, sehr wertvoll", betonte Moser. Der Vorbesitzer des Anteilscheins ist unbekannt; ebenso unklar ist, für wie viel Baader ihn bei einer Auktion ersteigert hat. Die ganze Sammlung jedenfalls ist mit 1,5 Millionen Euro versichert. Der Anteilschein ist der einzig bekannte seiner Art. Vermutlich wurden einst 250 Stück ausgegeben.

Neben den Wünschen "Mit Gott" und "Glück auf" trägt das Dokument die Originalunterschrift von Mathias von Flurl. Er ist kein Unbekannter in Penzberg. Vielen Schülergenerationen wurde beigebracht, dass der Berg- und Münzrat Bayern im Auftrag des Kurfürsten nach Bodenschätzen absuchte und in Penzberg Kohle fand. Eine Straße ist nach ihm benannt.

Bürgermeister Stefan Korpan (rechts) nahm die gerahmte Replik in Empfang. Beim Pressetermin dabei war auch Anton Leinweber von den Penzberger Bergknappen. (Foto: Manfred Neubauer)

Lange Zeit galt ein Wertpapier aus Franken als die älteste erhaltene Aktie in Bayern. Dass dies nun revidiert werden kann und die Ehre Oberbayern zukommt, freut vor allem IHK-Präsident Lutz, der wie Hauptgeschäftsführer Gössl im Tölzer Land wohnt. Es sei das erste Mal, dass man einer Kommune die Kopie eines Wertpapiers schenke, betonte Gössl. "Das ist etwas Besonderes."

Und eine einfache Kopie sei es ja auch nicht, stellte Eva Moser nochmals klar. Es handle sich um eine hochwertige Replik, die ein Grafiker angefertigt habe. Wobei das Original durchaus im Penzberger Stadtarchiv gut aufgehoben wäre, wie Archivarin Bettina Wutz darlegte. Die konservatorischen Voraussetzungen für eine adäquate Aufbewahrung seien gegeben. Bürgermeister Stefan Korpan versäumte es denn auch nicht, mehrfach zu erwähnen, dass man den "echten" Anteilschein gerne nehmen würde. Doch die IHK-Oberen zogen bei diesem Thema gar nicht.

Wo die Replik ihren Platz finden wird, ist noch offen. Das Bergwerksmuseum wäre ein perfekter Ort, aber auch das Stadtmuseum oder das Archiv im Rathaus. Vielleicht wandert der Bilderrahmen samt Inhalt auch mal hier-, mal dorthin. Das wird sich finden.

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