Städtebau:Busbahnhof kommt doch

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Sollte das neue Busterminal gebaut werden, könnten die momentanen Haltestellen zu einem hübschen Vorplatz mit Aufenthaltsqualität umgestaltet werden. (Foto: Alexandra Vecchiato)

Wettbewerb Bahnhofsumfeld: Der Penzberger Stadtrat hat sich auf den Standort für das neue Terminal zwischen Gleis und ehemaligem Postamt festgelegt. Zweifel gibt es an der Finanzierbarkeit.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das neue Busterminal in Penzberg soll nun doch auf den städtischen Grundstücken an der Philippstraße zwischen Bahngleis und ehemaligem Postamt realisiert werden. Zumindest ist diese Fläche als Standort im Wettbewerb für das Bahnhofsumfeld festgeschrieben. Das heißt: Alle am Realisierungswettbewerb teilnehmenden Architekten und Planer sind aufgerufen, dort einen überdachten Busbahnhof zu entwerfen - und nur an dieser Stelle. Damit folgte der Penzberger Stadtrat in seiner Sitzung der Empfehlung der Fachpreisrichter, die einen Teil der Wettbewerbsjury bilden.

Nicht bloß diese strikte Festlegung gefiel nicht allen Räten. Vielmehr entbrannte eine lange, teils hitzige Debatte darüber, ob die Stadt sich so einen Bahnhof überhaupt wird leisten können. Weshalb die Frage aufkam, ob man den Wettbewerb für das Bahnhofsareal nicht sein lassen sollte. Letztlich stimmte der Stadtrat mit 17 zu fünf für den Wettbewerb. Dagegen waren Penzberg Miteinander (PM) und Kerstin Engel (Grüne).

Man könnte es als die Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts bezeichnen. Im März regten sich im Stadtrat Zweifel, ob man für einen neuen Busbahnhof eine an die 90 Meter lange Fläche versiegeln sollte. Zumal das Haus Philippstraße 30, das immer noch bewohnt ist, abgerissen werden müsste. Andere Ideen für eine Umnutzung des Gebäudes wurden thematisiert. Jedenfalls wollte man sich nochmals von Experten beraten lassen.

Bürgerbeteiligung nur beim Bürgerbahnhof

Dies passierte kürzlich bei einer Vorbesprechung der Preisrichter für den Realisierungswettbewerb. Sieben Gründe führen die Fachleute für eine komplette Verlegung des Busbahnhofs nach Westen an: Unter anderem könnte das alte Terminal aufgelöst und der Bahnhofsvorplatz aufgewertet werden, hieß es - und die "auf Augenhöhe unverbauten und zugänglichen Fahrbahnen lassen den Blick zum Gelände der Landesgartenschau frei". Eine Bürgerbeteiligung, so befinden die Experten, sei aufgrund der "komplexen Aspekte" beim Bahnhofsumfeld nur mit Fokus auf den Bürgerbahnhof sinnvoll.

Weil sich das Planungsgebiet vergrößert hat - es soll auch die Entwicklung des Park&Ride-Platzes mit Supermarkt, Drogerie und Parkhaus betrachtet werden - und der Busbahnhof ein Dach erhalten soll, steigen die Ausgaben. Für dieses Jahr waren 175 000 Euro vorgesehen, die Summe erhöht sich auf 250 340 Euro. Laut Kämmerin Marika-Edith Markert können die Mehrkosten in Höhe von 75 340 Euro gedeckt werden, da durch Verschiebungen beim Neubau des Kinderhauses an der Nonnenwaldstraße eine Million Euro eingespart werde. Für 2024 sind weitere 350 000 Euro angesetzt. Der Wettbewerb soll nur stattfinden, wenn die Städtebauförderung einen Zuschuss (60 Prozent) zusagt.

Und wieder ist die Zukunft des Wohnhauses Philippstraße 30 ungewiss. Der Abriss droht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das sind nur die Kosten für den Wettbewerb. Welche Summen sich ergeben, wenn der Siegerentwurf umgesetzt würde, ist offen. Da sich die Inhalte grundlegend geändert hätten, müsse man mit anderen finanziellen Auswirkungen rechnen, sagte Sebastian Fügener (Grüne). Auch wenn sich seine Fraktion für eine neue Mobilitätszentrale ausspreche, müsse man sehen, dass die angespannte Penzberger Finanzlage keine großen Spielräume zulasse. Für seine Fraktion gingen die Sanierung und der Ausbau der Schulen deutlich vor. Die Grünen wünschten sich ferner von der Stadtkämmerin, dass sie eine Kostenschätzung erstellt und diese in die Finanzplanung einarbeitet, um die Auswirkungen zu sehen. Doch Markert erteilte den Grünen eine Abfuhr. Der Haushalt samt Finanzplanung stehe fest. Erst bei den neuen Beratungen müsse der Stadtrat entscheiden, wie er die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses finanzieren wolle. "Über die Zukunft reden wir im Herbst", sagte die Stadtkämmerin.

Für seine Fraktion würden die Nachteile des Busbahnhofs am festgelegten Standort überwiegen, betonte Markus Bocksberger (PM). Nicht nur werde Wohnraum vernichtet, es würden zudem 3500 Quadratmeter neu versiegelt - und dies beim Eingang zur Landesgartenschau 2028. Bocksberger plädierte dafür, offen in den Wettbewerb zu gehen und den Teilnehmenden die Lage des neuen Busterminals nicht vorzuschreiben.

Ihr fehle der Realismus bei der Sache, sagte Engel. Es gebe nicht viel, was die Stadt an Projekten streichen könnte. Es sei kein Geld da in den nächsten Jahren für einen Busbahnhof. "Dann müssen sie mit den freiwilligen Leistungen runter und mit den Steuern rauf", erwiderte Markert. Hardi Lenk (SPD) warnte erneut davor, sich "was Tolles" vom Realisierungswettbewerb zu erwarten. "Eigentlich können wir den Wettbewerb komplett streichen." Diesem Vorschlag folgte der Stadtrat nicht.

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