SZ-Naturserie: "Da schau her":Wehrhafter Einzelgänger

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Ausgeschlafen: Ein Igel in der Frühlingswiese. (Foto: Konrad Wothe)

Der Igel hat eine kugelsichere Verteidigungsmethode - leider wirkt sie nicht immer.

Protokoll von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Die Welt ist voller Wunder, man muss sie nur sehen. Der preisgekrönte Naturfotograf und Tierfilmer Konrad Wothe aus Penzberg fängt die Schönheit der Natur vor unserer Haustür ein. In der SZ-Serie "Da schau her" präsentiert er Schätze, die es mit dem Frühling in der erwachenden Natur zu entdecken und zu bewahren gilt.

"Dieser kleine Kerl war im Winter unser Gast im Keller. Im Herbst hat er keine fünfhundert Gramm gewogen, alleine hätte er es wohl nicht geschafft. Jetzt um diese Zeit wachen Igel aus dem Winterschlaf auf und machen sich auf Nahrungs- und Partnersuche. Sie gehören zu den Insektenfressern - sind also mit Maulwurf und Spitzmaus verwandt - und fressen auch gerne Regenwürmer, Schnecken, Beeren und anderes Obst, gelegentlich sogar kleine Wirbeltiere.

Ich wundere mich immer wieder, wie schnell sie laufen können. Sie können auch klettern und sogar schwimmen. Das Besondere an ihnen ist ihr Stachelkleid. Am Rücken haben sie sechs- bis achttausend Stacheln. Bei Gefahr stellen sie sie auf und rollen sich zu einer geschlossenen Kugel zusammen, so dass Gesicht und Bauch geschützt sind. Hunde holen sich oft eine blutige Nase.

Leider wird dieses Verhalten dem Igel oft zum Verhängnis. Wenn er eine Straße überquert und erschrickt, nimmt er seine Verteidigungshaltung ein und bleibt eine ganze Weile als Kugel liegen. Deshalb wird er so oft überfahren. Sein Hauptfeind ist bei uns der Autoverkehr.

Auch Fuchs, Dachs oder Iltis können ihm gefährlich werden, ebenso wie der Uhu. Er ist wie der Igel dämmerungs- und nachtaktiv. Und Igel sind nicht leise: Sie schnaufen laut und rascheln - das ist für den Uhu, der auch nach Gehör jagt, ein gefundenes Fressen.

Igel sind Einzelgänger, nur zur Paarung machen sie zwangsläufig eine Ausnahme. Ihre Nester legen sie unter Gestrüpp und Reisighaufen oder in Erdhöhlen an und polstern sie mit Moos und Laub aus. Ein Wurf kann bis zu zehn Junge umfassen - und das in wärmeren Regionen manchmal zweimal im Jahr.

Wenn man im Herbst oder im zeitigen Frühjahr einem ausgezehrten Igel begegnet, darf man ihm ruhig etwas hinstellen. Aber auf keinen Fall Milch! Die verträgt er nicht. Katzentrockenfutter hingegen oder ein Ei oder eine Banane - das kann man ihm schon anbieten."

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