Penzberger Stadtgeschichte:Für die Zukunft lernen

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Ein regelrechter Streit ist um die Winterlinden an der Penzberger Bahnhofstraße entbrannt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nur einem Zweitgutachten ist zu verdanken, dass zumindest zwei Linden erhalten werden könnten - als Denkmal und Erinnerung an die Penzberger Mordnacht am 28. April 1945.

Kommentar von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Fantasielos - mehr fällt einem dazu nicht ein. Der Penzberger Bauausschuss und die Umweltabteilung im Rathaus haben sich jüngst wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Nach der Devise "Hau weg, das Zeug!" wurde die Fällung der drei Winterlinden jüngst bestätigt - egal, welche historische und damit emotionale Bedeutung sie für einige Penzbergerinnen und Penzberger haben.

Ganz klar: Bürgerinnen und Bürger dürfen und sollen nicht durch herabfallende Äste verletzt werden. Die Stadt muss darauf achten, dass die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. Aber das Zweitgutachten der Sachverständigen Karla Melka-Müller hat Lösungen aufgezeigt, wie zumindest die beiden Linden zwischen Bushaltestelle und Ampel an der Hauptkreuzung erhalten werden könnten - als Denkmal und Erinnerung an die Penzberger Mordnacht am 28. April 1945. Es war tendenziös von Klimaschutzmanager Carl-Christian Wippermann, unter anderem das Baumschutzgitter als hässlich abzutun und damit jegliche Ideensuche von vornherein abzuwürgen. Nur, damit die erste Untersuchung der städtischen Baumkontrolleurin - eine Mitarbeiterin seiner Abteilung - bestätigt wird.

Warum kann so ein Metallgerüst nicht als Kunstwerk ausgeführt werden? Warum nicht auf den Vorschlag eingehen, die beiden historisch wertvollen Bäume - auch sie sind auf ihre Art Zeitzeugen - als Torsi stehen zu lassen? Wie wenig sinnvoll ist der Vorschlag des Gremiums, neue Bäume zu pflanzen und am Standort 20 eine Gedenktafel für die Opfer der Mordnacht anzubringen. Zur Erinnerung: Es ist noch nicht so lange her, dass im Gehweg direkt vor diesem Baum, an dem Albert Grauvogel erhängt worden sein soll, eine entsprechende Tafel eingelassen wurde. Da waren bei der Enthüllung alle drei Bürgermeister eifrig zugange.

Jedes Jahr am 28. April erinnert die Stadt Penzberg an die 16 Opfer der Mordnacht: Kränze werden am Friedhof niedergelegt; es gibt Führungen, Konzerte und mehr. 16 Frauen und Männer, die ihr Leben lassen mussten, weil Nazi-Schergen es ihnen nahmen. Da stünde es doch der Kommune und ihren Bürgerinnen und Bürgern gut zu Gesicht, etwas mehr Hirnschmalz zu verwenden, um diesen historischen Flecken Erde samt Bäumen würdig zu gestalten. Inmitten der Stadt, damit jeder und jede, der/die sich dafür interessiert, von der Vergangenheit für die Zukunft lernen kann.

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Von Alexandra Vecchiato

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