Brauchtum für alle:"Weil es an der Zeit ist"

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2017 wurde letztmals ein Maibaum am Michael-Pfalzgraf-Platz aufgestellt - zugleich eine Art Pre-Opening für die frisch sanierte Stadthalle. (Foto: Manfred Neubauer)

Penzberg stellt nach der Corona-Zwangspause wieder einen Maibaum auf - auch um den Geflüchteten in der Stadt zu zeigen, wie man in Oberbayern so lebt.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es ist nicht so, dass es keine Diskussionen im Vorfeld gegeben hat: Darf man einen Maibaum aufstellen? Schließlich kommen sich da die beteiligten Menschen nahe - jene, die den Baum aufstellen, wie auch jene, die dabei zusehen. Aber schließlich sind die Corona-Regeln aufgehoben und das ganze Spektakel findet im Freien statt. Und überhaupt: "Weil es an der Zeit ist", sagt der Penzberger Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Die Bürger freuten sich auf so eine Veranstaltung. In den Gemeinden ringsum halte man sich ebenfalls nicht mehr zurück. In Iffeldorf, Antdorf, Sindelsdorf und Habach, ja auch in Beneditkbeuern und Ried wird ein Maibaum aufgestellt. Da könne Penzberg nicht nachstehen. "Wir wollen am 1. Mai einen aufstellen", sagt Korpan. Nicht zuletzt soll das den Geflüchteten in der Stadt, egal ob aus Afghanistan oder der Ukraine, einen Tag bescheren, an dem sie "normales und schönes Leben erfahren" können, betont der Bürgermeister.

Das sieht Maibaum-Meister Hardi Lenk, Chef des ausrichtenden Vereins "Die Jungritter" ebenso. Einigkeit mache stark, laute das Motto beim Maibaum-Aufstellen, sagt er bei der Vorstellung des Programms. "Und Einigkeit können wir mehr denn je gebrauchen." Korpan fügt hinzu: "An so einem Tag gibt es kein schwarz oder weiß."

Los geht es am Sonntag um 11.30 Uhr mit einem Festzug, der den Maibaum vom Bauhof über die Nonnenwaldstraße durch den Kreisel in die Bahnhofstraße und schließlich über die Friedrich-Ebert-Straße vor die Stadthalle führt. Voraussichtlich von 12.30 Uhr an machen sich die starken Männer ans Werk und hieven den 33 Meter langen Baumstamm in die Höhe. Viele Vereine machen mit: Der Georgiverein ist mit Vorreiter und Pferdegespann dabei; die Stadt- und Bergknappenkapelle spielt vor der Stadthalle auf; Wasserwacht, OK Fasching, die Ringer, der Skiclub und etliche andere helfen mit. Kulinarisch versorgt werden Aktive und Gäste von den Wirtsleuten der "Koinschaufe" mit bayerischen Schmankerln. Festzeichen zugunsten der Ukraine-Hilfe in Penzberg werden verkauft. Aufgestellt werde der Maibaum bei jedem Wetter, sagt Lenk. Ansonsten hält er sich bedeckt, wo das hölzerne Prachtstück bis zum 1. Mai aufbewahrt wird. Schließlich hätten die Antdorfer - berüchtigte Maibaum-Diebe - bereits ihre Fühler ausgestreckt, um das geheime Versteck in Erfahrung zu bringen. Ob es den Nachbarn auch dieses Jahr gelingen wird, den Penzberger Maibaum zu entwenden, bleibt abzuwarten.

Auf dem Stadtplatz beginnt am Vortag um 12 Uhr das Foodtruck-Festival mit 18 Anbietern internationaler Gerichte - von Churros über Burritos bis Thai Food. Geöffnet sind die Stände am Samstag bis 22 Uhr, am Sonntag bis 20 Uhr. Für die Jüngsten gibt es dort ein Kinderkarussell. Am Sonntag ist Start in die Jahrmarktsaison. In der Karlstraße versammeln sich rund 40 Stände. Die Fieranten bieten von 10 bis 18 Uhr ihre Waren an. Es kommen auch einige Kunsthandwerker: Seifensieder, Lampenmacher, Schmuckdesigner, Schwemmholzbastler und ein Hufeisenschweißer.

Wie die Stadt mitteilt, gibt es momentan keine verpflichtenden Corona-Regeln. Trotzdem sollten Besucher möglichst 1,5 Meter Abstand einhalten und eine Maske tragen. Änderungen sind je nach Infektionslage möglich.

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