Hörmann Automotive Penzberg:Verhärtete Fronten

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IG Metall und Betriebsrat drohen dem Penzberger Unternehmen Hörmann Automotive mit finanziellen Konsequenzen.

Von Benjamin Emonts

Der Streit um die Zukunft des krisengeplagten Penzberger Unternehmens Hörmann Automotive spitzt sich weiter zu. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag haben IG Metall Weilheim und Betriebsrat gedroht, nicht länger auf Teile ihres Lohnes zu verzichten, falls die Unternehmensleitung ihren Forderungen nicht nachkommt. Die Belegschaft des Unternehmens verzichtet seit Jahren auf Geld, um die Zukunft des Standorts Penzberg zu sichern - doch wegweisende Investitionen bleiben nach Ansicht der Gewerkschaft aus. Der auslaufende Ergänzungstarifvertrag könnte zum Ende des Jahres nun nicht verlängert werden - mit gravierenden Folgen für das Unternehmen.

Die Gemengelage im Konflikt zwischen Belegschaft und Unternehmensleitung ist prekär. Der Automobilzulieferer Hörmann Automotive, kurz HAP, ist einer der größten Arbeitgeber in der Region mit fast 700 Mitarbeitern. Seit zwei Jahren steckt HAP in der Krise. Im laufenden Geschäftsjahr rechne das Unternehmen mit "Verlusten in Millionenhöhe" und erwarte auch im nächsten Jahr hohe Verluste, wie Unternehmenssprecherin Celina Begolli mitteilt. Schwer zu schaffen machen dem Betrieb kostengünstige Firmen aus Osteuropa und das hohe Lohnniveau in Bayern. Noch Anfang kommenden Jahres will HAP einen Teil seiner Produktion in ein Schwesterwerk in der Slowakei auslagern.

Wirtschaftsstandort Penzberg
:Angst vor der Zukunft

Die Mitarbeiter des Penzberger Unternehmens Hörmann Automotive fürchten um ihre Anstellungen. Einer der größten Arbeitgeber in der Region steckt wirtschaftlich in der Krise. Die Stadt will für den Erhalt kämpfen.

Von Benjamin Emonts

Die Belegschaft wiederum verzichtet seit zwölf Jahren auf Teile ihres Lohnes, damit das Unternehmen in seine Zukunft investieren kann. Auf diese Weise sind laut IG Metall Weilheim mehr als 30 Millionen Euro über die Jahre zusammengekommen. Angesichts der wirtschaftlichen Krise des Betriebs fürchten die Mitarbeiter nun jedoch um ihre Anstellungen. Der geplante Neubau eines großen Logistikzentrums mit Lackieranlage, für den der Penzberger Stadtrat bereits den Weg frei gemacht hat, ist nach Auskunft des Unternehmens "derzeit nicht finanzierbar". Betriebsrat und IG Metall sind aber der Überzeugung, dass die Arbeitsplätze ohne den Neubau mittelfristig verloren gehen. Sie verlangen von der Betriebsleitung, für die entsprechenden Investitionen in Vorleistung zu gehen. Einer Verlagerung von Teilen der Produktion in die Slowakei widersetzten sie sich "mit allen Mitteln", wie Daniela Fischer von der IG Metall betont. "Wir werden nicht auf Geld verzichten, damit unsere Arbeitsplätze ins Ausland verlegt werden. Das wäre ja paradox."

Die Unternehmensleitung will indes Mitte Dezember ein Zukunftskonzept vorstellen. Sie verweist auf die kritische wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Dem Vorwurf von Betriebsrat und IG Metall, keine oder falsche Investitionen zu tätigen, widerspricht sie vehement. Seit dem Jahr 2008 seien 41,2 Millionen Euro in das Werk Penzberg gesteckt worden. Die vertraglich vereinbarten Investitionen habe das Unternehmen stets eingehalten. Alle erwirtschafteten Gewinne seien vollständig in das Werk Penzberg zum Erhalt der Arbeitsplätze investiert worden. Die Geschäftsleitung teilt mit, "sachliche, konstruktive und lösungsorientierte Gespräche" wiederaufnehmen zu wollen. Ein Ende des Ergänzungstarifvertrags würde den Betrieb stark belasten. Nach eigenen Angaben würden die Personalkosten im Jahr 2019 um fünf Millionen Euro steigen und den erwarteten operativen Verlust in Höhe von fünf Millionen Euro in 2019 verdoppeln.

Die Skepsis bei der Belegschaft ist groß. "Die Stimmung ist gerade nicht gut. Es fehlt die Perspektive", sagt der Penzberger SPD-Ortsvorsitzende und Betriebsrat Bayram Yerli. Das Konzept der Geschäftsleitung könne die Ängste nicht nehmen. Daniela Fischer von der IG Metall schätzt, dass mit dem Konzept 150 bis maximal 200 Arbeitsplätze in Penzberg erhalten blieben. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Am Mittwoch haben IG Metall und Betriebsrat vor der Konzernzentrale in Kirchseeon protestiert. Eine weitere Kundgebung folgt am Mittwoch, 5. Dezember, vor dem Penzberger Rathaus.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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