Penzberg:Einzelhändler in Aufruhr

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Was Kunden künftig in den Einkaufswagen auf dem Edeka-Areal packen dürfen, ist noch unklar. Die Interessen des Projektentwicklers, der Einzelhändler und des Stadtrats gehen weit auseinander. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf dem Penzberger Edeka-Areal sollen sich nun doch Discounter und Fachmärkte ansiedeln können, denn der Projektentwickler hat einen Weg gefunden, die Sortimentsliste einzuhalten. Die FLP fordert ein Ratsbegehren

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Bei den Penzberger Einzelhändlern schrillen die Alarmglocken. Der Regensburger Projektentwickler Herbert Küblböck meldet sich zurück mit seinen Plänen, auf dem Edeka-Gelände Discounter und Fachmärkte anzusiedeln. Dieses Unterfangen musste er im Juli kurzfristig aufgeben, da die Beratungsgesellschaft Cima vor der Ansiedlung von großen Ladenflächen für Schuhe und Textilien als Gefahr für die Innenstadt-Geschäfte warnte. Küblböck verkleinert nun seine Flächen für diese Sortimente. Stattdessen sollen auf etwa 800 Quadratmetern Möbel verkauft werden. Damit geht sein Konzept konform mit dem Verträglichkeitsgutachten der Cima und der Sortimentsliste. An diesem Dienstag muss sich der Stadtrat deshalb wieder mit dem Thema befassen (Beginn: 18.15 Uhr).

Vergangene Woche trafen sich bei einem Runden Tisch im Rathaus Vertreter von "Pro Innenstadt", Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) und Stadträte aller Fraktionen zum Austausch über die neuesten Entwicklungen. Auf dem fünf Hektar großen Gelände mit dem Hagebaumarkt am Zibetholzweg an einem und dem Edeka an der Henlestraße am anderen Ende sollen neue Lebensmittel- und Fachmärkte entstehen. Auch Gewerbe ist vorgesehen. Franz Eberl, Chef des Ford-Autohauses samt Werkstätte in Seeshaupt, möchte seinen Betrieb verlagern. Der Discounter Lidl plant, mit seiner Filiale über die Straße zum Edeka zu ziehen. Im Gespräch sind ebenfalls Fressnapf, Deichmann und Miller & Monroe.

Nachdem Küblböck im Juli die Bauanträge für die Märkte zurückgezogen hatte, hatte die CSU den Antrag gestellt, neue Wege zu beschreiten. Sie forderte, die Stadt möge das Gelände kaufen und dort ein neues Stadtviertel mit einer Mischung aus Wohnen, Handel, Dienstleistung und Gewerbe planen. Über diesen stimmt der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung ab.

Einen Schritt weiter geht die Fraktion der Freien Lokalpolitik Penzberg (FLP). Auch sie hat einen Antrag im Rathaus eingereicht. Die FLP möchte ein Ratsbegehren initiieren. Der Antrag lautet: "Der Stadtrat möge beschließen, ein Ratsbegehren über die aktuelle Planung des Planungsbüros Dr. Küblböck für das Edeka-Areal auf den Weg zu bringen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen entscheiden können, ob sie diese Planung für eine Einkaufscenter auf dem Gelände möchten."

Derweil ist die Vereinigung "Pro Innenstadt" nicht erfreut über die Küblböck-Pläne. Nach dem Runden Tisch fasste Dieter Conrad vom gleichnamigen Sporthaus die Bedenken in einem Schreiben an Bürgermeisterin und Stadträte zusammen. Zwar habe der Projektentwickler das Konzept modifiziert, die Mieter der künftigen Flächen seien allerdings immer noch dieselben. Es fehle an einem Zugpferd, was vor allem beim geplanten Elektromarkt deutlich werde. Media Markt und Saturn kämen nicht nach Penzberg. Ein anderer Anbieter könne mit diesen Riesen schwer Schritt halten.

Auch fehlten, argumentiert Conrad, immer noch Lösungen für die entstehenden Leerstände. Wenn Deichmann und Miller & Monroe aus dem Thal wegziehen sowie Fressnapf seine Filiale an der Seeshaupter Straße aufgibt, stehen diese Läden leer. Nachfolger im Bereich Textil, Schuhe und Drogerie bedrohten die Innenstadt-Geschäfte in ihrer Existenz.

"Pro Innenstadt" schlägt stattdessen vor, die Flächen für Handwerks- und kleine Gewerbebetriebe auf dem Edeka-Areal auszuweiten - und nicht alles allein an Eberl zu verkaufen. Ebenso könnte der angespannte Wohnungsmarkt in der Stadt mit Neubauten auf der Fläche entlastet werden. Franz Eberl hatte beim Runden Tisch indes angekündigt, dass er sein Projekt fallen lasse, sollte auf dem Gelände tatsächlich Wohnbebauung entstehen - wie es die CSU in ihrem Antrag forderte. Er fürchtet, die Bewohner könnten sich später einmal über Lärm und ähnliches beschweren.

Das Rathaus hat inzwischen seinerseits mitgeteilt, dass man eine Wohnbebauung zwischen Zibetholzweg, Grube und Henlestraße kritisch sehe. Ferner wolle Edeka das Grundstück nicht an die Stadt verkaufen. Was die Einzelhändler verwundert, da Edeka sehr wohl an Küblböck verkauft und er wiederum eine Teilfläche an Eberl.

In diese komplizierte Ausgangslage stößt die FLP mit dem Ratsbegehren. Die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens hat auch "Pro Innenstadt" von einem Rechtsanwalt überprüfen lassen. Er kommt zum Schluss, dass dieses nur die Aufstellung eines Bebauungsplans zum Ziel haben könnte. Einen solchen gibt es nicht, da sonst das Agglomerationsverbot greifen würde. Es soll verhindern, dass sich viele Kleinbetriebe auf engem Raum ansiedeln und die Wirkung eines Großbetriebs entfalten. Küblböck muss daher einzelne Bauanträge einreichen.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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