Wirtschaftsstandort Penzberg:Angst vor der Zukunft

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Die IG Metall Weilheim kämpft für die Arbeitsplätze im Penzberger Unternehmen HAP. (Foto: dpa)

Die Mitarbeiter des Penzberger Unternehmens Hörmann Automotive fürchten um ihre Anstellungen. Einer der größten Arbeitgeber in der Region steckt wirtschaftlich in der Krise. Die Stadt will für den Erhalt kämpfen.

Von Benjamin Emonts

Die Nachrichten der vergangenen Tage lasten schwer auf den Angestellten des Penzberger Unternehmens Hörmann Automotive, kurz HAP. Betriebsrat und IG Metall äußerten bereits vergangene Woche öffentlich die Befürchtung, dass das Werk in Penzberg massiv gefährdet sei. Entkräften lässt sich diese Befürchtung bislang nicht. Auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung gibt das Unternehmen bekannt, dass 70 Leiharbeitsstellen noch bis zum Jahresende abgebaut werden. Der Abbau von weiteren 168 Stellen, der 2016 vereinbart worden sei, stehe noch aus. Der geplante Neubau einer Lackieranlage und eines Logistikzentrums sei angesichts der Wirtschaftslage "derzeit nicht finanzierbar". Ein Teil der Produktion werde Anfang 2019 zudem nach Banovce in der Slowakei ausgelagert. "Die weitere Personalentwicklung der Stammbelegschaft hängt stark von der weiteren Auftragsentwicklung und dem derzeit in Arbeit befindlichen Zukunftskonzept ab", teilt das Penzberger Unternehmen mit.

Die Sorgen der Belegschaft dürften nach solchen Aussagen weiter wachsen. Das Unternehmen ist nach eigener Auskunft im zweiten Halbjahr 2018 "in die Verlustzone geraten" und rechnet auch für das Jahr 2019 mit "hohen Verlusten" wegen des Preisdrucks durch Wettbewerber aus Osteuropa und steigende Personalkosten. Die Mitarbeiter des Automobilzulieferers verzichten indes seit zwölf Jahren auf Teile ihres Lohnes, damit das Unternehmen in den Standort investieren und die Arbeitsplätze sichern kann. Entsprechende Zusagen über Investitionen macht der Konzern in sogenannten Ergänzungstarifverträgen. Versprechungen aus dem jüngsten Vertrag, so lautet allerdings der Vorwurf von IG Metall und Betriebsrat, sollen nicht eingehalten worden sein. Die Beschäftigungssicherheit sei "stark gefährdet", teilt die IG Metall mit.

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Dass nun das geplante Logistikzentrum und die große Lackieranlage nicht gebaut werden sollen, befeuert die Zukunftsängste. Auf Wunsch der Unternehmensleitung von HAP hat der Penzberger Stadtrat in einem langwierigen Prozess extra einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, damit der Betrieb die Projekte realisieren kann. Der Neubau sollte 15 bis 20 Millionen kosten, die das Unternehmen nun offenbar aber nicht hat. "Ohne den Neubau werden wir aber nicht überleben. Davon hängt der Standort ab", sagt der Penzberger SPD-Ortsvorsitzende und Betriebsrat Bayram Yerli. Stattdessen will der Betrieb nach eigener Auskunft eine neue Lackieranlage "in kleinerem Umfang realisieren".

Die Vorwürfe, versprochene Investitionen nicht erfüllt zu haben, hat das Unternehmen bereits vergangene Woche bestritten. Die in den Ergänzungstarifverträgen vereinbarten Investitionen in den Standort Penzberg seien entgegen der Darstellung von IG Metall und Betriebsrat "stets eingehalten" worden. Seit dem Erwerb des Werkes im Jahr 2008 seien insgesamt 41,2 Millionen Euro in Penzberg investiert worden - "dies entspricht der durchschnittlichen Investitionsquote der Automobilzulieferindustrie", teilt das Unternehmen mit. Für die Jahre 2017 bis 2019 habe man 16,4 Millionen Euro für Betriebsmittel und Maschinen genehmigt, die sich teilweise noch im Aufbau befänden.

IG Metall und Betriebsrat sind der Auffassung, dass die jüngsten Investitionen nicht dazu beigetragen haben, einen Großteil der Arbeitsplätze zu sichern. Laut der ersten Bevollmächtigten der IG Metall Weilheim, Daniela Fischer, sind in den vergangenen zwölf Jahren etwa 30 Millionen Euro durch Lohnverzichte zusammengekommen. Die Investitionen des Unternehmens seien fast ausschließlich aus diesem Topf geflossen, oftmals nicht in Zukunfts-, sondern in "Ersatzinvestitionen". Für diesen Dienstag, 27. November, haben sie eine gemeinsame Pressekonferenz im Strobl-wirt in Paterzell (Beginn 18.30 Uhr) angekündigt. Am Mittwoch darauf soll zudem eine Kundgebung vor der Konzernzentrale in Kirchseeon stattfinden; am Mittwoch, 5. Dezember, eine weitere vor der Penzberger Filiale. Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD/parteifrei) und die SPD erklären sich solidarisch mit den fast 700 Mitarbeitern. Das Unternehmen sei einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region, betont Zehetner. Die Stadt werde alles versuchen, die Arbeitsplätze zu erhalten.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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