Penzberger Bürgerversammlung:Unaufhaltsame Entwicklungen

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Ohne große Spannungen ist die Bürgerversammlung in der Penzberger Stadthalle abgelaufen. (Foto: Manfred Neubauer)

Rund 300 Penzberger nutzen die Gelegenheit für Fragen nach Wohnraum, Bahnhofsareal und Seniorenzentrum

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Im vergangenen Jahr hatte es ein beherrschendes Thema auf der Bürgerversammlung in Penzberg gegeben: die Kündigung der Gartenparzellen im Breitfilz. Weit ruhiger verlief die Versammlung in diesem Jahr in der Stadthalle. Etwa 300 Bürger waren gekommen, um den Rechenschaftsbericht von Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) zu hören und Fragen zu stellen. Bezahlbarer Wohnraum war eines der Themen, die zur Sprache kamen.

Seit drei Jahren suche er für sich und seine Familie eine bezahlbare Immobilie, meldete sich Georg Drexel zu Wort. Nun habe die Stadt die Möglichkeit, beim Baugebiet Birkenstraße West ausreichend Wohnraum für einheimische Familien zu schaffen. Doch lediglich 13 Grundstücke seien für ein Einheimischenmodell ausgewiesen worden - bei Weitem nicht genug, befindet Drexel. Die weitaus höhere Anzahl an Grundstücken in diesem Areal würde zu marktüblichen Quadratmeterpreisen angeboten. Diese richteten sich längst nicht mehr nach den Bodenrichtwerten, sondern lägen bei 1000 Euro pro Quadratmeter. "Wie soll man sich ein Haus für eine Million leisten können?", fragte der Familienvater. Er wollte wissen, ob der Stadtrat eine Strategie habe, mehr Hauseigentum für Einheimische in Zukunft zu schaffen.

Keine Hoffnung machte ihm Bürgermeisterin Zehetner. Die Bodenrichtwerte würden im kommenden Jahr in Penzberg um 100 bis 150 Euro pro Quadratmeter ansteigen. "Egal, wo in Penzberg", sagte sie. Der Stadtrat habe keine Einwirkungsmöglichkeit auf diese Entwicklung. "Das sehe ich anders", erwiderte Drexel. Der Stadtrat müsse seiner Ansicht nach nur viele Baugebiete ausweisen. Dies würde den Druck aus dem Immobilienmarkt herausnehmen. "Warum wurden nur 13 Grundstücke als Einheimischenmodell ausgewiesen? Warum nicht alle, auf denen Häuser geplant sind?", kam er zurück auf das neue Baugebiet Birkenstraße West. Gehe diese negative Entwicklung weiter, werde "der junge Mittelstand" aus Penzberg wegziehen.

Die Stadt habe auf die Immobilienpreise keinen Einfluss, antwortete Stadtbaumeister Justus Klement. In besagtem Neubaugebiet habe sich die Stadt bewusst dafür entschieden, im Mietwohnungsbereich aktiv zu werden, um sozial schwache Bürger zu unterstützen. "Und weil wir so die Mieten steuern können", sagte Klement. Um Drexels Wunsch wahr werden zu lassen, müssten große Wohngebiete ausgewiesen werden. "Aber diese Flächen haben wir nicht."

Johannes Wirz monierte, dass der Wartesaal im Penzberger Bahnhof zugesperrt sei. Das das Gebäude der Stadt gehört, fragte er nach, ob in der kalten Winterzeit der Raum geöffnet werden könnte für Zugpendler. In absehbarer Zeit wird dies nicht der Fall sein. Zehetner verwies darauf, dass das gesamte Bahnhofsareal einer Überplanung bedürfe. Bislang sei nichts entschieden.

Wie der Stadtrat es habe zulassen können, dass über das Seniorenzentrum an der Gartenstraße vor Gericht gestritten werde, fragte Jürgen Karrenberg nach. Es sei einiges sehr schiefgelaufen, wenn man im Rathaus einerseits den Betrieb der Novita überlassen, andererseits das Grundstück an die Thomas-Wimmer-Stiftung verkauft habe. Der Stadtrat habe einmütig den Verkauf an die Wimmer-Stiftung beschlossen, aber nicht, dass Novita als Betreiberin fungiere, sagte die Bürgermeisterin. "Das ist ein großer Unterschied." Mit dem Verkauf an die Münchner Stiftung habe man sichergestellt, dass das Areal langfristig einer sozialen Nutzung erhalten bleibe. Die Novita indes hätte bei einem Kauf einen privaten Makler mitgebracht, um es anschließend zu "verscherbeln", sagte Zehetner. Insofern sei nichts schiefgelaufen. Der vorherige Betreiber, der Bezirksverband Awo Oberbayern, hätte nur einen Wohltätigkeitsverband als Nachfolger bestimmen müssen. Im Übrigen entscheide das Gericht über den Streit zwischen Novita und Thomas-Wimmer-Stiftung.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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