Natur und Umwelt:Ein Tummelplatz für Vögel und Insekten

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Etwa 10 Hektar zwischen Gut Hub und Hubkapelle sollen ökologisch aufgewertet werden. Ein Beweidungskonzept ist ebenfalls im Gespräch. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt Penzberg plant, etwa zehn Hektar auf Gut Hub ökologisch aufzuwerten. Ein neues Nutzungskonzept für das Naherholungsgebiet wird von einem Fachbüro erarbeitet.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Seen, Wiesen, Felder und Wälder rund um Gut Hub zählen zu den schönsten Flecken der Stadt Penzberg. Nicht umsonst ist das Areal ein beliebtes und wichtiges Naherholungsziel. Noch werden die Flächen zwischen Gut Hub, Café Extra und Hubkapelle zum Teil intensiv bewirtschaftet. Das soll sich langfristig ändern. Denn schon 2016 hatte der Stadtrat beschlossen, ein neues Nutzungskonzept umzusetzen - mit dem Ziel einer ökologischen Aufwertung, die nun in den kommenden Jahren forciert werden soll. In der Praxis bedeutet dies, dass Vögel und Insekten neue, wertvolle Lebensräume bekommen sollen. Extensive Landwirtschaft gehört der Vergangenheit an.

Der Stadtratsbeschluss von 2016 war im Januar dieses Jahres aufgehoben worden, da auf dem sogenannten Sonnenacker eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet wird. Ursprünglich sollte die Wiese, die sich hinter dem Wirtschaftsgebäude in Richtung Bahngleis erstreckt, für eine "Freizeit- und Erholungsnutzung" aufgewertet werden. Das alte Nutzungskonzept fußte auf einer Masterarbeit, die von einer Studentin in Weihenstephan (Umweltplanung und Ingenieurökologie) verfasst worden war. Nichtsdestoweniger war man sich im Rathaus einig, dass man ein Entwicklungskonzept für Gut Hub brauche und die Ziele einer naturschutzfachlichen und ökologischen Verbesserung nicht aus den Augen verlieren dürfe. Anfang April wurde die "PAN Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH" beauftragt, ein weitergehendes Konzept zu erstellen. Carl-Christian Zimmermann, Abteilungsleiter Umwelt- und Klimaschutz, informierte im Bauausschuss über das Projekt. Das Münchner Büro wird wohl noch in diesem Jahr mit einer Kartierung beginnen. "Wir sind in der Vegetationsphase. Das müssen wir nutzen, um den Ist-Zustand zu bestimmen", sagte er. Abgeklärt würde etwa, welche Insektenarten wie etwa Heuschrecken auf den Flächen vorkommen. Anhand dieser Daten lasse sich sagen, welches ökologische Potenzial es auf den zehn Hektar gibt. Der Umbau der Landschaft soll sukzessive erfolgen. "Bis 2030", so Zimmermann.

Das Wirtschaftsgebäude auf Gut Hub gehört auch der Stadt Penzberg und wird für Veranstaltungen genutzt. (Foto: Manfred Neubauer)

Nicht alle Flächen im Untersuchungsgebiet werden extensiv bewirtschaftet. Die Wiesen wurden per Pachtvertrag bereits nur noch zwei Mal im Jahr zu bestimmten Zeiten gemäht. Dort durfte nur Festmist zur Düngung ausgebracht werden. Allein das große Maisfeld unterhalb vom Café Extra ist ein intensiv genutzter Acker. Bis all diese Flächen sozusagen mager werden, wird einige Zeit verstreichen. "Da das lange landwirtschaftliche Vollerwerbsflächen waren und sind, kriegen wir eine Extensivierung nicht auf die Schnelle hin", sagte Zimmermann auf Nachfrage. Es dauere, bis die Nährstoffe aus dem Boden verschwunden sind. Daher werde man auf der Ackerfläche sicher nochmals Getreide anbauen müssen, um die Nährstoffe zu binden. Erst 2024 dürfte der Boden soweit vorbereitet sein. Dann gehe es nach und nach um eine Ummodellierung. Bislang gibt es eine harte Grenze zwischen Wiese und Fichtenwald. Um diese Kante zu brechen, ist ein weicher, wellenartiger Saum mit heimischen Gehölzen geplant - Heimstatt und Nahrungsquelle für viele Vögel. "Damit werden wir überdies weniger Probleme mit Windwurf haben. Fichten sind dafür sehr anfällig." Kleinere Gehölzgruppen sollen neu gepflanzt werden und so eine Hutelandschaft entstehen.

Murnau-Werdenfelser-Rinder sind ruhige Tiere. Sie könnten künftig das Gras auf den Wiesen bei Gut Hub kurz halten. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch der bestehende Graben, der die Wiesen durchzieht, könnte zugeschüttet werden. So eine Wiedervernässung brauche Zeit, erklärte Zimmermann. Sollte man einen Landwirt gewinnen können, würde er gerne ein Beweidungsprojekt umsetzen. Dafür müssen die Tiere mit einem feuchten Standort klarkommen, aber auch mit dem "Besucherdruck". Das Murnau-Werdenfelser-Rind ist beispielsweise eine ruhige Rasse, die Spaziergänger, Fahrradfahrer und Hunde in der Regel gelassen hinnimmt. "Da gibt es vieles zu bedenken", sagte Zimmermann. Alternativ soll auch ein Konzept ohne Beweidung erarbeitet werden.

Mit den Pächtern der Flächen seien all diese Schritte besprochen, betonte der Abteilungsleiter. Ende des Jahres laufen ihre Pachtverträge aus. Und auch die Penzberger sollen keine Sorge haben: Gut Hub bleibt das Naherholungsgebiet, das es war und ist. Nur eben mit einer höheren ökologischen Wertigkeit. Die hat übrigens auch einen recht praktischen Nutzen für die Stadt. Penzberg kann mit all diesen Maßnahmen Punkte für das eigene Ökokonto sammeln. Schon allein wegen dieses Umstands rentierten sich die Kosten für die Planung von "PAN". Das Konzept des Büros soll knapp 30 900 Euro kosten. Die dafür notwendigen Finanzmittel sind bereits im städtischen Haushalt berücksichtigt.

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