Neuer Fluchtweg:"Treppenhausturm" an der Florianshütte

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Mit den Plänen der Stadt München für einen zweiten Fluchtweg an der Florihütte zeigte sich der Gemeinderat Lenggries nicht einverstanden. (Foto: oh)

Der Lenggrieser Gemeinderat missbilligt die Brandschutz-Pläne der Stadt München für das Erholungsheim am Brauneck.

Von Petra Schneider, Lenggries

Seit Sommer vergangenen Jahres ist die Florianshütte, kurz: Florihütte, am Brauneck geschlossen. Die als Erholungsheim der Berufsfeuerwehr München genutzte Hütte, die auch anderen Besuchern offen steht, weist eklatante Mängel beim Brandschutz auf. Sie wurde in den Jahren 1928 und 1929 gebaut und ist im Eigentum der Landeshauptstadt München. Problematisch ist vor allem, dass in den sieben Schlafräumen und Schlafkojen im Obergeschoss kein zweiter Fluchtweg vorhanden ist. Dieser soll nun als L-förmiger "Treppenhausturm" aus Beton angebaut werden und im Brandfall ein schnelles Verlassen ins Freie ermöglichen. Die Gestaltung dieser Sicherheitstreppe rief im Gemeinderat wenig Begeisterung hervor.

Von "Fremdkörper" war in der Sitzung die Rede, von "Betonklotz" und "futuristischem Anbau", der nicht in die Landschaft passe. Einstimmig lehnte der Gemeinderat deshalb einen entsprechenden Bauantrag ab. Auch eine aufgeständerte Solaranlage wurde nicht genehmigt, weil sie der Ortsgestaltungssatzung widerspreche. "Wir sind hier nicht in der Stadt, sondern mitten am Berg", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU). "Und wir wollen, dass sich das gestalterisch einfügt."

Heinz Geissel vom Kommunalreferat München räumte ein: "Wir sind mit dem Treppenturm auch nicht glücklich, aber wir haben keine andere Lösung gefunden." 500 000 Euro investiere die Landeshauptstadt, "und wir sind gehalten, auch auf die Mittel zu schauen". Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, das die Schließung angeordnet hat, sei hartnäckig - vermutlich auch wegen der Katastrophe in Schneizlreuth, wo bei einem Brand in einem Bauernhof im Jahr 2015 sechs Urlauber ums Leben gekommen waren.

"Wenn wir keine Lösung finden, müssen wir die Hütte schließen", warnte Geissel. Das wäre nicht nur für die Gäste schade, sondern auch für die Pächterin, die möglichst schnell wieder aufmachen will. "Denn ihre Existenz steht auf dem Spiel." Wie Planer Gerhard Bodenmüller erklärte, wäre aus Brandschutzgründen ein vollwertiges Treppenhaus nötig. Ein solches sei aber nicht unterzubringen. Verschiedene Möglichkeiten seien geprüft und etliche Gutachten eingeholt worden. Letztlich hätten sich aber nur die beiden offenen Sicherheitstreppen außerhalb des Gebäudes als praktikable Lösung erwiesen. Diese sollen auf der Ostseite der Hütte angebaut werden, die vom Skigebiet her kaum einsehbar sei. Auch das ansteigende Gelände trage dazu bei, dass der Treppenhausturm nicht so in Erscheinung trete. "Man könnte ihn ja auch als Kletterwand interpretieren", schlug Bodenmüller vor. Die Hütte verfüge über keinerlei Brandschutzgüte. "Wir müssen schauen, dass die Leute im Ernstfall schnell rauskommen", betonte der Planer.

Die Notwendigkeit eines zweiten Fluchtwegs leuchtete den Gemeinderäten ein, sie wünschten sich allerdings eine ansprechendere Gestaltung. Vor allem die Größe des Anbaus und Beton als Material erregte Missfallen. Einige Vorschläge wurden gemacht: den Betonkörper reduzieren, ihn mit Bruchstein oder anderen feuerfesten Materialien verkleiden, die in die Landschaft passen, oder Glaselemente einfügen. Christine Rinner (CSU) regte an, statt über "eine große Lösung" über zwei kleinere Fluchtwege an Ost- und Westseite nachzudenken. Die Planer müssen nun nach Alternativen suchen. "Wir wollen alle, dass es mit der Florihütte weitergeht", sagte Weindl.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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