Neue Mobilität in Bad Tölz-Wolfratshausen:Voll elektrisch

Lesezeit: 2 min

Die Regionalverkehr Oberbayern GmbH setzt als Pilotprojekt vier E-Busse in der Stadt Bad Tölz und im südlichen Landkreis ein.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Einsatz von E-Bussen im ländlichen Raum - die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) geht das Wagnis ein und setzt von diesem Jahr an vier voll elektrische Busse in Bad Tölz und dem Südlandkreis ein. Weil das Vorhaben trotz staatlicher Förderung kostenintensiv ist, hat die RVO sowohl den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen als auch die Stadt Bad Tölz um eine anteilige Finanzierung gebeten. Der Kreis-Umweltausschuss stimmte dem Antrag zu. Der Landkreis übernimmt 37 Prozent der jährlichen Mehrkosten, allenfalls maximal 20 000 Euro. Insgesamt belaufen sich die zusätzlichen Kosten für die E-Busse im Jahr auf circa 54 000 Euro.

Der Anteil der Stadt Bad Tölz liegt jährlich bei etwa 10 000 Euro. Allerdings steht ein Beschluss des Stadtrats dazu noch aus. Nichtsdestotrotz hat der Umweltausschuss das Vorhaben befürwortet. Die RVO hatte sich bei einem Bundesprogramm beworben, das den Einsatz von E-Bussen fördert. Vom Landkreis erhoffte sich der Busanbieter einen Zuschuss für die nächsten zwölf Jahre. So lange ist die Laufzeitleistung der Busse. Das sei nicht möglich, sagte Matthias Schmid, zuständig im Landratsamt für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Konzessionen für die von der RVO eigenwirtschaftlich betriebenen Linien hätten unterschiedliche Laufzeiten, so Schmid. Die letzte laufe in achteinhalb Jahren aus.

Bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 möchte der Landkreis komplett Teil des MVV-Tarifgebiets werden. Dann, so Schmid, würden die Buslinien europaweit ausgeschrieben. Ob die RVO, der momentan den gesamten Südlandkreis bedient, nochmals zum Zug kommen werde, wisse niemand. Daher sollte die Förderung an die Genehmigungslaufzeiten der RVO-Buslinien gekoppelt werden, sagte Schmid.

Leichte Zweifel gibt es im Landratsamt, ob die E-Busse im Oberland zurechtkommen werden. Topografisch sei die Region "schwierig", sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). RVO-Niederlassungsleiter Ralf Kreutzer versicherte, dass die voll elektrischen Busse zuverlässig seien - auch im Winter. Die RVO erhält für das Projekt Förderungen in Höhe von bis zu 80 Prozent. Ein solches Fahrzeug kann bis zu 600 000 Euro kosten. Geplant war ursprünglich der Einsatz von zwei Bussen am Tegernsee und zwei weiteren in Bad Tölz. Von dieser Überlegung sei man abgerückt, meinte Kreutzer. Der RVO-Standort im Tölzer Farchet sei ideal. Allerdings musste im Betriebshof eine neue Infrastruktur geschaffen werden (Ladestation, Leitungen und anderes).

Im ländlichen Bereich sei der Einsatz von E-Bussen etwas Besonderes. "Das ist ein Leuchtturmprojekt für uns", sagte Kreutzer. Laufen werden die Busse mit Ökostrom der Tölzer Stadtwerke, die in der Nähe eine große Photovoltaik-Anlage betreiben. "Wir lernen bei diesem Thema erst", sagte der RVO-Niederlassungsleiter und versprach dem Gremium: "Wir werden hoffentlich die 20 000 Euro im Jahr nicht brauchen."

© SZ vom 28.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: