Münsinger Gemeindrat bleibt hart:Sicht auf Bonsels-Villa soll frei bleiben

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Das Gremium lehnt zum dritten Mal die Pläne für einen Neubau im Ambacher Gartengrundstück ab - wegen des Denkmalschutzes.

Von Benjamin Engel, Münsing

In Ambach hat die frühere Villa des Biene-Maja-Erfinders Waldemar Bonsels vielleicht den größten Wiedererkennungsfaktor aller Häuser. Schließlich ist das ungarische Tor an der Grundstücksgrenze zur Seeuferstraße, auch wenn es inzwischen nur einhistorisches Replikat ist, besonders farbenfroh. Zur erst 2014 restaurierten Villa mag der vordere Anbau aus den 1960er Jahren indes nur wenig passen. Daher wäre der Gemeinderat mit dessen Abriss wohl durchaus einverstanden. Doch die Pläne der Waldemar-Bonsels-Stiftung, dafür ein Wohn- und Atelierhaus anderswo auf dem Grundstück zu errichten, sind seit Jahren umstritten. Bereits 2018 und 2019 hat sie der Gemeinderat abgelehnt - und nun zum dritten Mal.

Der aktuell von der Stiftung eingereichte Vorbescheidantrag sah vor, das Atelierhaus - als Ersatz für den geplanten Anbau-Abriss - in direkter Linie zwischen die Bonsels-Villa und die Kapelle an der Seeuferstraße zu stellen. Damit würde das Gebäude aber genau zwischen den beiden gleichermaßen denkmalgeschützten Bauten stehen. "Wir sind der Meinung, dass denkmalschutzrechtliche Belange berührt sind", begründete Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) die ablehnende Haltung der Kommune. Wie die Fachbehörden dies beurteilten, müsse das weitere Verfahren zeigen.

Die Bonsels-Villa ist 1886 als Sommerhaus für den ungarischen Maler Gyula Benczúr (1844 - 1920) entstanden. Im Jahr 1919 zog Waldemar Bonsels dort ein und lebte im heute unter seinem Namen bekannten Haus bis zu seinem Tod 1952. Das Urnengrab des Schriftstellers liegt im hinteren Teil des zugehörigen Gartens. Heute ist die Immobilie im Besitz der Waldemar-Bonsels-Stiftung, die das Gebäude vermietet hat. Ein Gedächtnisraum für Bonsels ist zu spärlichen Öffnungszeiten für Besucher zugänglich.

Als herausragendes Herzstück Ambachs bezeichnete Gemenderätin Ursula Scriba (Bürgerliste) die Villa. "Das müssen wir unter allen Umständen erhalten." Die Wirkungsbeziehung zwischen der Kapelle und dem Haus gehe durch den dazwischen geplanten Neubau verloren, mahnte Scriba. Und die Pläne für ein neues Wohngebäude auf dem Grundstück gefährdeten womöglich die Existenz des benachbarten Fischers. Dass dieser die jahrhundertalte Familientätigkeit einstellen müsse, dürfe niemals passieren.

Zur Kritik tragen auch Ankündigungen der Stiftung bei, das Grundstück veräußern zu wollen. Dafür führte Christine Mair (Grüne) ein entsprechendes Erläuterungsschreiben von 2017 an. Unverständlich fand sie mögliche Verkaufspläne. "Es wären genug Leute da, die die Wirkungsstätte Bonsels sehen wollten." Für Mair wäre es ein "Traum", würde die Stiftung ihren Zweck in Ambach erfüllen. Eine Stellungnahme der Stiftung selbst stand bis Redaktionsschluss noch aus.

Das Grundstück liegt im Geltungsbereich des kommunalen Rahmenplans für das Seeufer. Dieser bewertet es laut Münsings Bauamtsleiter Stefan Lanzinger als wünschenswert, den historischen Bestand der Bonsels-Villa durch den Abriss des 1960er-Jahre-Anbaus wiederherzustellen. Ein Ersatz für den Anbau sei an einer aus denkmalpflegerischer Sicht unbedenklichen Stelle vorstellbar.

Das Kreisbauamt sowie ein Rechtsanwalt der Kommune Münsing hatten frühere Pläne der Stiftung für ein Atelierhaus ganz im Süden des Grundstücks für zulässig gehalten. Nach deren Beurteilung fügte sich das Gebäude in die Umgebungsbebauung ein. Das wertete der Gemeinderat 2019 jedoch völlig anders und stimmte gegen die Pläne. Laut Lanzinger lehnte das Kreisbauamt später den Vorbescheid aus immissionsschutzrechtlichen Gründen ab. Die aktuelle nun vorgelegte Planung befürwortete nur Helge Strauß (CSU). Aus seiner Sicht komme die Villa sensationell zur Geltung, wenn der Anbau weg sei. "Ich kann nicht erkennen, warum nicht gebaut werden soll."

© SZ vom 13.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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