Als zum Richtfest für das Münsinger Bürgerhaus ausgerechnet der Frankenlied-Marsch erklang, fehlte eigentlich nur noch der aus dieser Region Bayerns stammende Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Zumindest hätte das ein zufälliger Beobachter womöglich erwartet, obwohl der Regierungschef gar nicht eingeladen war. Dafür waren drei Bürgermeister aus der Region unter den Feiernden: Münsings Rathauschef Michael Grasl (FW), sein Amtskollege Moritz Sappl (GWV) aus der südlichen Nachbarkommune Eurasburg und Rupert Steigenberger (Bürgergemeinschaft) aus dem nördlich angrenzenden Berg (Landkreis Starnberg). Sie hörten zu, wie eine Formation der Ortskapellen von Münsing, Degerndorf und Holzhausen den Frankenlied-Marsch spielte - allerdings für den dorther stammenden Bauberater Peter Hacker.
In Münsing war an diesem späten Mittwochnachmittag alles ein wenig größer als normalerweise für ein Richtfest. Zum Marsch aus Franken setzte die Musikerformation in voller Tracht noch die Bayernhymne oben drauf. Für sämtliche Eingeladenen - von den Planern und Handwerkern bis zu aktuellen oder früheren Münsinger Gemeinderäten und weiterer Politprominenz - brauchte die Kommune den ganzen Gemeindesaal. Immerhin ist das neu entstehende Bürgerhaus auch das bisher größte und aufwendigste Bauvorhaben in der Historie von Münsing. Gleichwohl laufen die Arbeiten laut Architekt Bernhard Peck vom ausführenden Büro Peck Daam genau nach Zeitplan ab. So soll das Gebäude mit Veranstaltungssaal und Räumen für die Rathausverwaltung bis Ende 2023 bezugsfertig sein. Der Kostenrahmen wird nach derzeitigem Stand mit 22 Millionen Euro nur um 500.000 Euro überschritten.
Bauen:Ein Eyecatcher für Münsing
Am Bürgerhaus wird seit mehr als einem Jahr gebaut. Ende 2023 soll es fertig sein. Noch ist von innen teils der Himmel zu sehen. Doch Berater Peter Hacker ist optimistisch für den Baufortgang.
Ein Novum war laut Bürgermeister Grasl, dass gleich zwei Zimmerer den Richtspruch vortrugen. Marcel Ahrens vom Kulmbacher und damit fränkischen Holzbauunternehmen Fleischmann - dessen Lehrling Max Schubert stand neben ihm ganz oben am Gerüst - und auch Thomas Schurz von der gleichnamigen Münsinger Zimmerei betonten das Gemeinschaftsgefühl. "Ein schönes Werk ist uns gelungen", sagte Schurz. "Das kann nur geschehen, wenn alle fest zusammenstehen." Der Münsinger Zimmermeister erinnerte an die lange Planungs- und Entwicklungsgeschichte für das Bürgerhaus seit dem Grundstückskauf des Pallaufhof-Areals unterhalb der Pfarrkirche im Jahr 2008.
In dessen südlichem Teil ist bereits eine vielfach preisgekrönte Baugemeinschafts-Wohnanlage entstanden. Dort hemmten aber auch archäologische, teils vorchristliche Funde den Arbeitsfortschritt. Schurz sprach launig von der "Weschnern" aus der Hallstattzeit und spielte damit auf die Bewohner im Westen des Dorfes an, das mit dem Osten ("Ouschn") zu Münsing zusammengewachsen ist.
Ähnlich scherzhaft ging es im Gemeindesaal weiter. Bürgermeister Grasl schilderte die Schwierigkeiten mit der für die Erd-und Verbauarbeiten beauftragten Firma aus der Südschweiz wegen eines wohl eher lässigen Arbeitsverständnisses, lobte die hohe bayerisch-polnische Schlagzahl und vergaß auch nicht, die fränkische Beteiligung am Bau zu erwähnen. Zudem erinnerte Münsings Rathauschef an die Tradition, dass das zum Richtfest servierte Essen und Trinken - vom Münsinger Altwirt - früher Teil des Handwerkerlohns war. Grasl begrüßte alle Honoratioren inklusive des katholischen Pfarrers Martin Kirchbichler. Gleichzeitig erinnerte der Bürgermeister daran, wie die Kommune mit dem Bau des Verwaltungszentrums samt Gemeindesaal in den 1970er-Jahren Mut bewiesen habe. Genau diese Weitsicht gelte auch für das Zukunftsprojekt des Bürgerhauses.