Bauen:Ein Eyecatcher für Münsing

Bauen: Baustellenführung mit Peter Hacker (Mitte vorn): Noch sind die Münsinger Kirche und der Himmel hinter der Dachkonstruktion im Norden des Bürgerhauses sichtbar.

Baustellenführung mit Peter Hacker (Mitte vorn): Noch sind die Münsinger Kirche und der Himmel hinter der Dachkonstruktion im Norden des Bürgerhauses sichtbar.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Bürgerhaus wird seit mehr als einem Jahr gebaut. Ende 2023 soll es fertig sein. Noch ist von innen teils der Himmel zu sehen. Doch Berater Peter Hacker ist optimistisch für den Baufortgang.

Von Benjamin Engel, Münsing

Peter Hacker scheint jedes Detail fast mühelos erklären zu können - von den Schallschutzvorsatzschalen an der Tiefgarageneinfahrt über die tonnenschweren schwingungsdämpfenden Holzkonstruktionen unter der Decke des Veranstaltungssaals bis zum Fassadenvorhang aus Tannenholz. Genau dieses Expertenwissen ist wohl auch gefragt, um mitzuhelfen, das bis dato größte Bauvorhaben der Gemeinde Münsing umzusetzen. Daher hat die Verwaltung den einstigen Geschäftsführer der Bauunternehmensgruppe Krämmel als Berater für ihr neues Bürgerhaus an der Weipertshausener Straße engagiert.

Bauen: Der Veranstaltungssaal mit dem Foyer im Hintergrund links.

Der Veranstaltungssaal mit dem Foyer im Hintergrund links.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das ist seit etwas mehr als einem Jahr auf der Brachfläche an der gegenüberliegenden Straßenseite zur Kirche bis auf Firsthöhe emporgewachsen. An einem sonnigen Herbsttag Ende Oktober steht Hacker mit Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern unter der jetzt noch freiliegenden, spitz zusammenlaufenden Holzkonstruktion des Dachstuhls im Südteil des Obergeschosses. "Das wird noch abgehängt", sagt er. Spätestens Ende 2023 soll dort die Münsinger Kommunalverwaltung mit Bürgermeister, Geschäftsleiter und den Mitarbeitern des Bauamts eingezogen sein. Wenn Hacker berichtet, unterbricht nur ein lautes Wummern in regelmäßigen Abständen seine Ausführungen.

Wie sich wenig später zeigen wird, sind das die Holzfaserplatten der Dämmung, die Zimmerer am Dach an ihre Position wuchten. "Ziel ist es, dass der südliche Bereich des Bürgerhauses bis Weihnachten vollständig mit Ziegeln eingedeckt ist", so Hacker. Bis dahin soll auch die Nordseite im Obergeschoss zumindest witterungsgeschützt sein. Bis dato spannen sich nur die Hauptstreben der Dachstuhlkonstruktion unter dem blauen Himmel darüber. In diesem Trakt des Obergeschosses sind das Trauungszimmer und der Sitzungssaal des Gemeinderats geplant. Von der Weipertshausener Straße soll laut Bürgermeister Michael Grasl (FW) der erleuchtete Raum durch die hohe Glasfront hinter dem Fassadenvorhang gut zu sehen sein, wenn das Gremium tagt. Das versteht er auch symbolisch. "Jeder soll sehen, dass wir transparent arbeiten", so der Rathaus-Chef.

Für das Gebäude mit dem Veranstaltungssaal für bis zu 400 Zuschauer hatte die Kommune 2018 einen Architektenwettbewerb organisiert. Das Münchner Büro Peck.Daam hat damals gewonnen. Im September 2021 folgte der offizielle Spatenstich. Seitdem haben der Ukraine-Krieg und dadurch sich beschleunigende Energiepreissteigerungen und Lieferschwierigkeiten auch die Baubranche erfasst. Trotzdem scheint die Kommune den Kostenrahmen für das Bürgerhaus kaum zu überschreiten. Laut Berater Hacker wird die Gemeinde 22 Millionen Euro zahlen müssen, nur eine halbe Million mehr als nach qualifizierter Kostenrechnung geplant. Das ist wenigstens die aktuelle Momentaufnahme.

An dem warmen Oktobertag wird es umso kühler, je weiter Hacker bis an den untersten Punkt des Gebäudes und damit der Tiefgarage führt. Sieben Meter unterhalb des Gehsteigniveaus liegt die unterste von drei Ebenen mit insgesamt 50 Stellplätzen. Behindertenparkplätze werden laut dem technischem Bauamtsleiter Josef Limm auf der obersten und untersten Ebene geschaffen. Und es sind vorerst fünf Ladesäulen für Elektroautos geplant. Später einmal bestehe aber auch die Möglichkeit, alle Stellplätze E-mobilitätsgerecht anzuschließen, so Limm.

Auf Tiefgaragenniveau schließen sich Technikräume für den Anschluss an das kommunale Nahwärmenetz und die Lüftungszentrale an. Auf dem Weg zum Aufzug geht es an Räumen für Fundsachen, für das Archiv der Gemeinde und für ein Kulturarchiv der Vereine vorbei. Dort könnten allerdings nur die wirklich bewahrenswerten Sachen gelagert werden, so Bürgermeister Grasl. Beispielhaft nennt er weit mehr als hundert Jahre alte Mitgliedsakten des Veteranenvereins.

Bauen: Am südlichen Teil des Daches verlegen die Zimmerer bereits die Wärmedämmplatten.

Am südlichen Teil des Daches verlegen die Zimmerer bereits die Wärmedämmplatten.

(Foto: Benjamin Engel/oh)

Eine Etage darüber wird neben den Sanitäranlagen auch das zentrale Treppenhaus mit dem Foyer zum Veranstaltungssaal entstehen. Mit seinen in Holz gestalteten Wänden und Decken, den Blockstufen samt Glasgeländer soll es durch die Glas-Pfosten-Riegelkonstruktion nach Westen auch von außen gut sichtbar sein. "Das wird ein schöner Eyecatcher werden", sagt Hacker. Der südlich daran anschließende Veranstaltungssaal lässt sich später einmal unkompliziert erweitern, indem die Trennwände für die benachbarten Mehrzweckräume einfach zur Seite geschoben werden. Zudem lässt sich der Bühnenboden laut Limm auf Saalniveau nach unten schieben. Östlich daneben schließen sich die Räume für die Künstlergarderobe sowie die Küche an. An der Nordseite des Foyers werden das Einwohnermeldeamt und die Kasse der Rathausverwaltung Platz finden.

Wer will, kann an diesem Tag dem Bauberater Hacker über das Gerüst an der Südfassade sogar bis zur Dachkante folgen. Der First liegt 13,5 Meter höher als der tiefste Punkt der Tiefgarage. Ganz oben zu stehen will sich Bauamtsleiter Stephan Lanzinger nicht entgehen lassen. Wann bekomme er schon Gelegenheit der Gemeinde praktisch aufs Dach zu steigen, scherzt er.

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