Gewässerpflege:Teurer Tümpel

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Der Degerndorfer Weiher bietet derzeit einen eher traurigen Anblick. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Million Euro hat Münsing schon gezahlt, um den Degerndorfer Weiher von Schlamm zu befreien. Nun wird die zweite zur Dammsanierung fällig.

Von Benjamin Engel, Münsing

Ausgerechnet die Mönche des einstigen Klosters Beuerberg haben den Degerndorfer Weiher jahrhundertelang nur nach dem Lust- und Nützlichkeitsprinzip bewirtschaftet. Auf die Folgen sahen die Augustiner-Chorherren augenscheinlich nicht, als sie das Wasser des Lüßbachs für die Fischzucht aufstauten. Auch spätere Eigentümer wie das Königreich Bayern und Privatbesitzer bis hin zur Familie Bierbichler beantragten nie eine offizielle Genehmigung, um den Lüßbach zum Gewässer aufstauen zu dürfen. Im Netz bürokratischer Anforderungen verfing sich erst die Kommune Münsing, nachdem die Verwaltung den Weiher gekauft hatte - und muss dafür Millionen gleichsam im Trüben versenken.

Eine Million Euro hat es die Gemeindeverwaltung bisher gekostet, den Degerndorfer Weiher vom jahrhundertelang am Grund angesammelten Schlamm zu befreien und den Mönch zu erneuern. So wird das Auslassbauwerk am Nordende genannt, das voraussichtlich kommende Aprilwoche eingebaut werden soll. Das Geld auszugeben, war nötig, damit der derzeit trocken gefallene Weiher nicht ökologisch umkippt.

Doch damit ist es nicht getan. Denn die Kommune Münsing muss direkt noch eine zweite Million Euro brutto aufbringen, um rechtlich nicht unterzugehen. Schließlich hat die Gemeindeverwaltung in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim erstmals beantragt, den Lüßbach überhaupt zum Degerndorfer Weiher aufstauen zu dürfen. Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen hat das am 1. März dieses Jahres genehmigt, allerdings nur unter Vorbehalt. Es galt, die Standsicherheit des Damms für ein hundertjährliches Hochwasser und Extremniederschläge nachzuweisen. Dafür aber muss das Bauwerk saniert werden. Und die Kosten dafür belaufen sich nach heutigem Stand etwa eine Million Euro brutto. Darüberhinaus dürfte die Sanierung aufwendig werden, weil Privatgrundstücke auf der Nordseite des Damms einbezogen werden müssen.

Der Weiher war ein Idyll, hier ein Bild von 2011, allerdings ein sanierungsbedürftiges. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Das ist viel, das ist mir bewusst", sagte Florian Barnerßoi vom mit der Sanierungsplanung beauftragten Büro SKI im Gemeinderat. Zwar könne die Verwaltung nun durch die wasserrechtliche Erlaubnis staatliche Fördergelder beantragen. Deren ist Höhe bis dato für Barnerßoi aber nicht bezifferbar.

Sicher ist dagegen für den Ingenieur, dass ein Hochwasser, das statistisch alle hundert Jahre einmal vorkommt, den Damm überspülen würde. Er könnte unter dem Druck plötzlich brechen, eine zerstörerische Flutwelle könnte sich in das dahinterliegende Dorf ergießen. Bei extremen Niederschlägen könnten 24,3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf den Damm treffen, das bisherige Auslassbauwerk kann laut Barnerßoi aber nur drei Kubikmeter pro Sekunde fassen. "Der Damm darf nicht brechen", sagte der Ingenieur. Das Risiko bestehe auch, wenn der Weiher ungefüllt bleibe. Denn bei starkem Hochwasser entstehe eine gefährliche Druckwelle. Das 3,26 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Lüßbachs sei für Niederschläge problematisch.

Und damit der Damm nicht bricht, müsste die darüber führende Straße auf 18 Metern Länge um 1,50 Meter abgesenkt werden. Über eine dort verlegte Betonplatte könnte das überschüssige Wasser bei Extremniederschlag in ein dahinter liegendes "Tosbecken" strömen, das der Druckentlastung dient. Seitlich bräuchte es auf dem Damm Rampen, um den Verkehr auf das tiefere Straßenniveau abzuleiten.

Ärgerlich, aber Besitz verpflichtet, auch bei einem Weiher. "Wir dürfen die Sache nicht sich selbst überlassen, weil doch ein gewisses Risiko besteht", erklärte Bürgermeister Michael Grasl (FW). Bis auf Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) stimmte der gesamte Gemeinderat schließlich für den SKI-Entwurf. Das Landratsamt kann damit ein Genehmigungsverfahren starten.

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