München/Penzberg:Mit Brotmesser Menschen bedroht

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Ein offenbar psychisch Kranker ist vor dem Landgericht angeklagt

Eigentlich soll er der Richterin erzählen, warum er vor vier Jahren nach Deutschland gekommen ist. Doch James F. (Name geändert) erklärt plötzlich: "Ich habe keine Probleme. Alles, was ich von euch möchte, ist, dass ihr mich freilasst." Das aber wird aller Voraussicht nach nicht so schnell geschehen. James F. leidet nach Einschätzung von Ärzten an einer paranoiden Schizophrenie. Derzeit ist er in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik einstweilig untergebracht. Seit diesem Montag muss sich der 35-Jährige wegen eines Zwischenfalls in Penzberg Anfang vergangenen Jahres verantworten. Am 5. Januar war der Kfz-Mechaniker gegen 21.45 Uhr mit einem gut 30 Zentimeter langen Brotmesser von seiner Unterkunft in der Nonnenwaldstraße aus in die Bahnhofstraße gelaufen. Das Brotmesser hielt er mit ausgestrecktem Arm in seiner Hand und schrie dabei auf Englisch: "Ich bringe alle Menschen um." Diejenigen, die James F. begegneten, bekamen es mit der Angst zu tun. Bei der Polizei gingen mehrere Notrufe ein. Einer Steife gelang es, F. zu überwältigen und vorläufig festzunehmen. Die Staatsanwaltschaft hat in dem Verfahren vor dem Landgericht nun die zeitlich unbefristet Unterbringung des 35-Jährigen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik bei Gericht beantragt.

Bereits wenige Wochen vor der Tat hatte F. in einem Supermarkt in der Henlestraße zwei Sixpacks Bier unvermittelt auf den Boden geworfen. Der Schaden war nicht der Rede wert. Doch als die Polizei kam, wehrte sich James F. so sehr, dass drei Beamte damit zu hatten, ihn mit auf die Dienststelle zu bringen. Es folgten Aufenthalte in vier verschiedenen Kliniken, in denen der 35-Jährige behandelt wurde. James F. wurde entlassen - dann kam es zu dem Vorfall am 5. Januar in der Bahnhofstraße.

James F. bekommt, seit er im Bezirkskrankenhaus in Straubing einstweilig untergebracht ist, Medikamente verabreicht. Dies ist ihm deutlich anzusehen. Er sitzt mit halb offenem Mund auf der Anklagebank, die Augen weit aufgerissen, der Blick ist starr, seine Arme und den Oberkörper bewegt er wie in Zeitlupe. Was in ihm vorgegangen sei, damals im Supermarkt und dann einige Wochen später, als er nachts mit dem Brotmesser durch Penzberg gelaufen sei und damit gedroht habe, alle Menschen zu töten, fragt die Vorsitzende Richterin James F. Über ein GPS-Gerät, so der Kfz-Mechaniker, habe er Stimmen gehört, die nur er hören könne. Diese Stimmen hätten ihn "24 Stunden am Tag beobachtet". Das habe ihn geärgert, so der 35-Jährige. Deshalb habe er die Sixpacks auf den Boden geworfen und sei dann auch an jenem 5. Januar 2018 mit einem Messer durch Penzberg gelaufen. "Ich war sauer. Ich werde das nicht mehr machen", versichert F. den Richtern und fügt hinzu: "Ich habe nichts mit dem Messer gemacht."

Nach seiner Festnahme hatte der 35-Jährige zu den Polizisten gesagt, sie sollten sich keine Sorgen machen, er werde das Messer gleich zurück in die Unterkunft bringen. Die Polizisten, so James F., hätten aber nicht auf ihn gehört und ihn in Handschellen weggebracht. Ein Urteil in dem Prozess wird noch in dieser Woche erwartet.

© SZ vom 04.06.2019 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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