Mobil in Bad Tölz:Bushaltestellen ohne Barrieren

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Die Stadt Bad Tölz will ihre Haltepunkte im öffentlichen Nahverkehr umgestalten und stellt dafür 200 000 Euro im Haushalt 2022 bereit. Welche Stationen ausgebaut werden, soll eine Priorisierung zeigen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In Kirchbichl bei Bad Tölz gibt es eine Bushaltestelle, die nichts weiter als ein altes Wartehäuschen ist, das einsam am Straßenrand steht. Kein Fußweg führt zu der kleinen Holzhütte, die somit bloß über die Fahrbahn erreicht werden kann. Falko Wiesenhütter, Geschäftsleiter im Tölzer Rathaus, warf dieses Bild in der jüngsten Sitzung des Stadtrats auf die Leinwand, als er ausführte, dass in puncto Barrierefreiheit an Haltestellen in Tölz noch einiges zu tun ist. Im Haushalt 2022 sollen nun 200 000 Euro für Umbaumaßnahmen bereitgestellt werden. Die Stadträte votierten einstimmig für diese Ausgabe.

Welche Stationen in der Kurstadt barrierefrei umgestaltet werden sollen, steht noch nicht fest. Im Referat Geschäftsleitung soll eine Fachkraft für Nachhaltigkeit und Mobilität zunächst eine Gesamtübersicht über alle Haltepunkte des öffentlichen Nahverkehrs an städtischen Straßen erstellen. Dieses Konglomerat, so Wiesenhütter, soll auch eine Priorisierungsliste beinhalten, an welchen Haltestellen ein Ausbau dringend und sinnvoll sei. Schließlich seien nicht alle gleich stark frequentiert, was die Zahl der Busse und der Fahrgäste anbelangt. Ein weiteres Kriterium soll auch die Nähe zu Einrichtungen sein, für die Barrierefreiheit wichtig ist, zum Beispiel Seniorenheime. Mit 200 000 Euro ließen sich etwa vier Bushaltestationen umbauen, sagte Wiesenhütter.

Mit diesem Projekt versucht die Stadt, eine Art Äquivalent zu den Nahverkehrsplänen zu schaffen, die laut dem Personenbeförderungsgesetz zum Ziel haben müssen, "für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefreiheit zu erreichen". Damit ist Bad Tölz ohnehin zu spät dran. Allerdings habe die Stadt auch gar keine eigene Nahverkehrsplanung, sagte der Geschäftsleiter im Rathaus. Gleichwohl strebe man an, "das Stadtbus-Angebot so barrierefrei wie möglich zu halten". Außerdem verwies er darauf, dass die Stadt mit der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) einen Mindestanteil an Niedrigflurbussen von 90 Prozent vereinbart und akustische Fahrplan-Ansagen für Sehbehinderte geschaffen habe. Die Konzentration auf ausgewählte Haltestellen hält Wiesenhütter für praktikabler als ein "Versprechen" auf einen flächendeckenden Ausbau. Wenig sinnvoll sei beispielsweise die Umgestaltung von Stopps, "die nicht an einen Gehweg angebunden sind, sondern sich am unbefestigten Straßenrand befinden", sagte er. Wie eben in Kirchbichl.

Die Barrierefreiheit für Busgäste bezeichnete Peter von der Wippel (FWG) als "drängendes Thema". Allerdings komme es ihm so vor, als würde nun "mit hoher Geschwindigkeit etwas vorangetrieben", was ein Gesetz schon seit Jahren vorgibt. Ähnlich äußerte sich auch Willi Streicher (SPD). "Wir hinken hinter den gesetzlichen Regelungen hinterher", sagte er und wollte wissen, ob dies Konsequenzen für die Stadt habe. Wiesenhütters Replik: Bad Tölz stehe damit nicht alleine da, die Regelung habe "viele offene Fragen bei den Gemeinden hinterlassen". Für Michael Lindmair (FWG) ist der Umbau der Haltestelle ein "wichtiger Punkt für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung, den wir jetzt endlich angehen". Ulrike Bomhard (FWG) forderte als Seniorenbeauftragte des Stadtrats, die Haltestellen besser zu möblieren, etwa mit Sitzbänken.

© SZ vom 03.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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