Mädchenschule in Lenggries:Zwei Freunde als neue Rektoren

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Nikolaus Stock (links) und Roman Haehl sind die neuen Leiter der Erzbischöflichen St.-Ursula-Mädchenrealschule Schloss Hohenburg. (Foto: Manfred Neubauer)

Roman Haehl als Rektor und Nikolaus Stock als Konrektor führen künftig die Sankt-Ursula-Realschule auf Schloss Hohenburg. Beide kennen sind von Kindheit an und zeigen sich angetan von der Freundlichkeit der Schülerinnen.

Von Marie Heßlinger, Lenggries

Das Schloss Hohenburg hatte für Roman Haehl und Nikolaus Stock immer etwas Geheimnisvolles und Unerreichbares. Schließlich durften sie als junge Burschen die Mädchenschule mit dem guten Ruf nicht besuchen. 32 Jahre später gehen sie nun doch auf die Realschule in Lenggries - als Rektor und als Konrektor.

Spätsommer 1990, erster Schultag in der Grundschule Lenggries. Roman Haehl und Nikolaus Stock setzten sich nebeneinander an einen Schultisch und wurden Freunde. Im Sportunterricht liefen sie manchmal um den Hohenburger Weiher und erhaschten einen Blick auf die Schlossanlage aus dem 18. Jahrhundert, aus der ein Mädcheninternat unter den Schwestern des Ursulinen-Ordens geworden ist. Später, im Gymnasium in Bad Tölz, gingen Stock und Haehl in unterschiedliche Klassen, nach dem Abitur verloren sie sich aus den Augen.

Wenn sie im Sportunterricht zum Hohenburger Weiher liefen, erhaschten Roman Haehl und Nikolaus Stock einen Blick auf die Mädchenschule im Schloss Hohenburg. Heute sind sie Rektor und Konrektor. (Foto: Ursula Weber)

Haehl studierte Agrar-Marketing an der Hochschule Weihenstephan in Freising, eine Mischung aus Betriebswirtschaftslehre und Landwirtschaft, und im Anschluss an der Uni Hohenheim bei Stuttgart Wirtschaftspädagogik und katholische Theologie. Er wurde Lehrer an der Fachoberschule in Holzkirchen und ist Vater von vier Söhnen.

Stock indes absolvierte nach dem Abi eine Ausbildung zum Konditor in Bad Tölz, studierte im Anschluss in München Deutsch und Geschichte für das Lehramt, heiratete, zog in die Jachenau und bekam drei Kinder. Seine Arbeitsstelle nach dem Referendariat: das Schloss Hohenburg in Lenggries.

Stock unterrichtete an der Mädchenschule Deutsch, Geschichte und IT, half zunehmend bei der Organisation des Schulbetriebs und wurde schließlich kommissarischer stellvertretender Leiter der Realschule. Als die Rektorin in Ruhestand gingt, bewarb sich Stock als Konrektor. Was er nicht ahnte: Haehl bewarb sich zeitgleich als neuer Rektor. Spätsommer 2022, erster Schultag in der Sankt-Ursula-Schule in Lenggries: Die Freunde von damals haben mit einem Mal wieder ihren Sitzplatz nebeneinander - die Tür zwischen ihren Büros steht offen.

372 Schülerinnen gehen auf die Realschule in der alten Schlossanlage, die mittlerweile nicht mehr von den Ursulinen-Schwestern, sondern der Erzdiözese München-Freising geleitet wird. Etwa genauso viele besuchen das Gymnasium unter demselben Dach. "I bin a Schlosswepsn", sagen die Mädchen über sich. "Ich bin eine Schlosswespe." Wie fühlt es sich an, hinter den Mauern der geheimnisvollen Mädchenschule?

"Es ist schon etwas Besonderes an dieser Schule, dass der Geist der Ursulinen noch mitschwingt", findet der neue Rektor. Das herzliche Miteinander sei ihm gleich aufgefallen, die Offenheit der Schülerinnen. Der Chor, das Schulorchester, das Schulfest, der Adventsmarkt und die AG Menschlichkeit mit vielen Aktionen im Altersheim sowie rund um das Thema Naturschutz - "es gibt viele Möglichkeiten für die Schülerinnen, sich nicht nur aufs Lernen zu konzentrieren in diesen sechs Jahren, sondern auch ihre Persönlichkeit zu bilden." Das falle auch den Betrieben auf, an denen viele Schulabsolventinnen später ihre Ausbildungen beginnen, sagt Haehl. Die Schülerinnen seien selbstsicher, zugewandt, freundlich.

Viel Gezicke, weil zu viele Mädchen auf einem Haufen sind? Das sei ein Vorurteil, meint Haehl. Das Arbeitsklima sei ruhiger als in einer gemischten Schule. Viele Schülerinnen schätzten es, einen geschützten Raum zu haben, gerade in naturwissenschaftlichen Fächern. Der Kontakt zu den Lehrerinnen und selbst zu ihm als Rektor sei vertrauensvoll. Sie hätten keine Scheu, an seiner Tür zu klopfen. Stock stimmt zu. An seinem ersten Tag als neuer Lehrer habe er Schwierigkeiten gehabt, in dem großen Schloss die neuen Räume zu finden. Er habe sich gefühlt wie in der Harry-Potter-Schule Hogwarts, erzählt er. Doch "jede Schülerin weist einem den Weg."

Das Schloss und seine Räumlichkeiten. Drachenköpfe speien Regenwasser vom Dach herab. Ein imposanter Kronleuchter mit Hirschfigur beleuchtet den ehemaligen Jagdsaal. Alte Kachelöfen stehen in den Klassenzimmern, Stuck ziert ihre Decken, Malereien prangen über den Türen. Und der Ausblick richtet sich auf das Brauneck. Was seine Ziele als neuer Rektor sind? "Ich finde, hier laufen unglaublich viele Dinge wirklich sehr gut", sagt Haehl. Den Geist der Schwestern wolle er auch in Zukunft erhalten.

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