Mobilität auf dem Land:Lenggries nimmt Parksünder ins Visier

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Wegen zunehmender Verstöße wird in der Brauneck-Gemeinde künftig auch der ruhende Verkehr überwacht.

Von Klaus Schieder, Lenggries

Die Gemeinde Lenggries hat ein Problem mit Parksündern. Sie stellen ihre Autos zunehmend auf Gehwegen, im absoluten Halteverbot, vor Feuerwehr-Zufahrten ab. Außerdem nutzen Pendler nicht das für sie vorgesehene Areal am BOB-Bahnhof, sondern parken dort, wo sie mit Parkscheibe eigentlich bloß zwei Stunden stehen dürfen. Damit nicht genug: Inhaber und Angestellte von Einzelhandelsgeschäften nehmen ihren Kunden den Parkplatz direkt vor den Läden weg. "Wir haben alle miteinander die Beobachtung gemacht, dass es in letzter Zeit zu erheblichen Parkverstößen gekommen ist", sagte Bürgermeister Werner Weindl (CSU) am Montagabend in der Sitzung des Gemeinderats. Deshalb wird nun die Zweckvereinbarung mit der Stadt Wolfratshausen und der Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft (NWS) auf die Kontrolle des ruhenden Verkehrs ausgedehnt. Die Räte billigten dies mit fünf Gegenstimmen.

Lenggries ist großzügig, was das Parken anbelangt. Mit der Parkscheibe können Verkehrsteilnehmer ihr Fahrzeug bis zu zwei Stunden abstellen und müssen nichts zahlen. Anders als andere Kommunen im Landkreis hat sich die Brauneck-Gemeinde auch nicht dem Zweckverband Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland mit Sitz in Bad Tölz angeschlossen, sondern traf schon vor zehn Jahren eine Zweckvereinbarung mit der Stadt Wolfratshausen und der NWS zur Überwachung des fließenden Verkehrs in Lenggries. Um auch Parksünder zu erwischen, führte die Gemeinde laut Weindl zwei Gespräche mit der Polizei, zuletzt auf einen Beschwerdebrief der Werbegemeinschaft Lenggries hin. Das Ergebnis: Von Gesetzeshütern seien mehr Kontrollen nicht zu erwarten, teilte der Rathauschef mit. Leider sei es nur über den Geldbeutel möglich, die Parkmoral zu verbessern. Das sei schade. Für die Kommune wird die Jagd nach Parksündern nicht ganz billig. Eine Stunde Überwachung kostet 28,50 Euro pro Mitarbeiter und Stunde, hinzu kommen noch Mehrwertsteuer sowie Nacht- und Feiertagszuschläge. Wann und wo künftig besonders kontrolliert werden soll, mochte Weindl nicht an die große Glocke hängen. Nur dies: "Es wird Phasen geben, wo wir die Überwachung stärker anfordern werden." Und zwar dergestalt, dass dabei auch der eine oder andere seinen Führerschein abgeben muss. Wichtig sei, dass die Bevölkerung fortan wisse, dass ein Kontrolleur kommen könne, so Weindl.

Dem pflichtete Gemeinderat Bernhard Simon (CSU) bei. "Ich glaube, es geht nicht anders", sagte er. Die Leute stellten ihr Auto im Halteverbot ab, an der Friedhofsmauer in der Kirchstraße, am Kindergarten - häufig sei deshalb überhaupt kein Durchkommen mehr. Außerdem, so Simon: "Das Einkaufen wird wieder besser, wenn man wieder einen Parkplatz findet." Elisabeth Ertl (CSU) bedauerte die verstärkten Kontrollen, bezeichnete sie aber als nötig. Das müsse man jetzt "wirklich mal so machen", sagte sie. An die Ladenbesitzer appellierte Stephan Bammer (FWG), selbst die Stellplätze vor ihren Geschäften freizuhalten und ihr Auto andernorts abzustellen. Aber es gab auch andere Stimmen: Florian Forstner und Hans Proisl (FWG) empfanden die Parksituation als "nicht so dramatisch", wie sie von Bürgermeister Weindl geschildert wurde. Beide verwiesen darauf, dass die Gewerbetreibenden mit ihren Fahrzeugen häufig selbst vor der Tür stünden. Dabei sei das Parken für Kunden vor den Ladentür ein Standortvorteil von Lenggries.

Sicher ist, dass in der Gemeinde oftmals zu schnell gefahren wird. Die NWS hatte im Mai jeweils Radarboxen an der Karwendelstraße und der Sylvensteinstraße angebracht. In der Karwendelstraße hielten sich Weindl zufolge etwa 7500 Fahrer an Tempo 50, dazu waren 8100 mit 55 Stundenkilometern und 6189 mit 60 Stundenkilometern unterwegs. Die restlichen gut 5100 Verkehrsteilnehmer waren erheblich zu schnell, davon zwölf mit 90 Stundenkilometern und zwei mit 95 Stundenkilometern. Noch prekärer sah es in der Sylvensteinstraße aus, wo sich mehr als die Hälfte der Fahrer nicht ans innerörtliche Tempolimit hielt. Zwei hatten sogar 120 Stundenkilometer auf dem Tacho.

© SZ vom 21.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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