Heimatwerkstatt:Positiver Druck

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Bei Frey in Lenggries werden Metall- und Keramikpülverchen unter hohem Druck zu Bauteilen zusammengepresst. (Foto: Manfred Neubauer)

Seit 30 Jahren bauen Dieter Frey und seine Lenggrieser Firma Pressmaschinen, mit denen sich Zahnräder, Prothesen und Kugellager herstellen lassen. Die Apparate sind inzwischen weltweit gefragt. Vor allem China ist für die Ingenieure ein guter Absatzmarkt

Von Silver Lucia Breitkopf, Lenggries

In der Fertigungshalle der Maschinenbaufirma läuft laute Musik. Im ruhigen und beschaulichen Lenggries, zwischen Bergen und Kühen, da wo sie eigentlich nicht zu vermuten gewesen wäre, befindet sich eine weltweit operierende Firma, die Frey & Co. GmbH. Die Firmentore stehen offen, die Herbstsonne scheint herein. "Diese Maschine geht nach Vietnam", sagt Dieter Frey und zeigt auf eine große, blaue Maschine, deren genaues Einsatzgebiet sich für den Laien nicht gleich erschließt. "Und die hier geht nach Russland", sagt Frey.

Vor genau 30 Jahren hat Dieter Frey die gleichnamige Firma gegründet, die heute hauptsächlich Maschinen für die Pulvermetallurgie herstellt. Dabei handelt es sich um ein spezielles Verfahren, bei dem aus pulverförmigen Materialien wie Keramik- oder Metallpulver unter extrem starken Druck und sehr hohen Temperaturen feste Gegenstände werden. Unter bis zu 60 Tonnen Druck entstehen auf diese Weise zum Beispiel Zahnräder für die Automobilfertigung, Zahnprothesen oder Kugellager für künstliche Gelenke oder auch für Windräder.

Bei Frey in Lenggries werden Metall- und Keramikpülverchen unter hohem Druck zu Bauteilen zusammengepresst. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Vorteil bei diesem Verfahren ist, dass der Prozess viel schneller ist, als wenn solche Spezialgegenstände ausgefräst oder von Hand hergestellt würden, erklärt Frey. Die Firma ist auf dem internationalen Markt vertreten, ein besonders großer Absatzmarkt sei vergangenes Jahr China gewesen, berichtet der Gründer und Firmenchef. Doch auch nach Russland, Vietnam, Südamerika und in den Rest Europas schicken Dieter Frey und seine Leute die Spezialmaschinen. Mittlerweile hat das Lenggrieser Unternehmen in viele Länder der Welt Vertreter entsandt und agiert so auf dem globalen Markt. Starke Konkurrenz muss Frey nicht fürchten. Weltweit ist er einer der Vorreiter auf dem Gebiet der Pulvermetallurgie. Nur wenige Unternehmen besetzen die gleiche Marktnische wie Frey.

Mit der neu entwickelten Servohydraulik, die erst seit einigen Jahren in Betrieb ist, lassen sich bis zu 70 Prozent an Energie einsparen. "Auch wir haben eine ökologische Verantwortung" sagt Frey. Auf dem Dach seiner Fabrikhalle hat er Solaranlagen angebracht, mit denen er den Strombedarf seines Unternehmens deckt. "Gerade arbeiten wir an einer Speicherbatterie, damit wir die überschüssige Solarenergie auch speichern können und sie uns nicht verloren geht", so Frey. Bei der Entwicklung neuer Maschinen oder auch für das Solarprojekt arbeite er viel mit der Technischen Universität München und dem Fraunhofer Institut zusammen, berichtet er weiter.

Die für die Pressung notwendigen Maschinen exportiert Firmengründer Dieter Frey in die ganze Welt. (Foto: Torsten Fricke/oh)

Unter dem Dach der Lenggrieser Halle bauen seine 67 Mitarbeiter die Einzelteile zusammen, die extern produziert werden. Von Lenggries aus werden die fertigen Maschinen dann in die unterschiedlichsten Winkel der Welt entsendet. Auch Testverfahren und Probeläufe finden in den Räumlichkeiten von Frey statt. Wird eine Maschine ausgeliefert, müssen mehrere Mitarbeiter beim Zielort dabei sein, damit sie sich um den korrekten Aufbau und die Abnahme kümmern können. Frey selbst ist schon unzählige Male in Russland oder in China gewesen, um den Prozess vor Ort zu überwachen.

Der Firmengründer erinnert sich noch gut an die Anfänge vor 30 Jahren, als er mit nur einem Mitarbeiter die ersten Maschinen gebaut hat, sogenannte Adaptoren, die dann nicht einmal durch die Tür seiner kleinen Werkstatt gepasst haben. Er lacht: "Wir mussten spontan ein Dachfenster einbauen, damit die Geräte ausgeliefert werden konnten."

Mittlerweile fertigt Frey natürlich in größeren Räumlichkeiten. Das Gelände ist jedoch das Gleiche geblieben. Sein Unternehmen steht noch immer auf der kleinen "Insel", auf der einen Seite die Isar, auf der anderen der Isar-Kanal. Es ist ein genauso idyllisches wie erstaunliches Fleckchen Erde hier. Von draußen linsen oft Pferde von der angrenzenden Koppel durch die Fenster in die Produktionshalle. Und drinnen werden komplexe Maschinen für den globalen Markt gebaut.

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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