Tourismus:Das Warten auf den Schnee

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Am Lenggrieser Jaugenhanglift war die Schneelage Ende Dezember sehr überschaubar. (Foto: Manfred_Neubauer)

Früher konnten Skifahrer im Oberland zu dieser Zeit die Schuhe anschnallen und losdüsen. Mit der Verschiebung des Wintereinbruchs müssen die Betreiber heute kreativ werden - und Besucher für alternative Aktivitäten gewinnen

Von Marie Hesslinger , Lenggries/Bad Tölz

Die Sonne strahlt, Eiskristalle glitzern, es sind Weihnachtsferien. Normalerweise strömen um diese Jahreszeit viele Touristen in die Berge. Doch in diesem Winter fehlt es bislang am Schnee. Während die Gipfel weiß sind, sieht es unten in den Tälern mau aus. Das trifft Liftbetreiber, Skilehrer und Gastronomen in unterschiedlichem Maße. Einige beklagen große Einbußen, andere verlassen sich darauf, dass ihre Kunden eine Alternative zum Schneesport finden.

Zum Beispiel in Bad Tölz. Hier weichen viele Touristen auf die Sommerrodelbahn aus. Der sogenannte "Blomberg Blitz" war in dieser Saison laut Betreiber um die 50 Prozent ausgelastet. "Viele nehmen sie als Alternative wahr, wenn kein Schnee da ist", sagt Rodelbahnchef Hannes Zintel. Am Freitag ging nun jedoch erstmals in dieser Saison auch die echte Winterrodelbahn in Betrieb. "Seit dem 15. November sind wir in Lauerstellung", berichtet Zintel. Für den Kunstschnee, der nun auf der Winterrodelbahn liegt, war es bislang zu warm. "Oft hatten wir im Tal minus vier Grad und oben auf dem Berg acht Grad plus", sagt Zintel.

Etwas mehr Schneeglück hatte Peter Lorenz, Chef der Bergbahnen am Brauneck: "Es ist besser, als es von außen ausschaut." In höheren Lagen über 1000 Metern liegt echter Schnee, darunter Kunstschnee. "Vor Weihnachten hatten wir acht Tage mit Föhnwind, das hat die Pisten ramponiert", sagt er. Nach Weihnachten jedoch legte sich eine immerhin 20 Zentimeter dicke Schneedecke auf die Pisten. "Im oberen Bereich können jetzt alle Lifte fahren", sagt Lorenz. Die Talabfahrten jedoch sind geschlossen - und das macht einigen anderen Geschäftsleuten zu schaffen.

Zum Beispiel Sabina Giese. Sie ist Geschäftsführerin der Skischule Michi Gerg. Auf 10 000 Quadratmetern im Lenggrieser Talgebiet sollen die Kinder ihrer Schule Skifahren lernen. "Wenn unten im Tal kein Schnee liegt, können wir gar nichts machen", sagt Giese. Der Wintereinbruch sei in dieser Saison außergewöhnlich spät gekommen, sagt sie. Selbst für die Beschneiung der Anlagen war es in vielen Nächten zu warm. Einige Kurse hat die Schule deshalb verschoben. "Wir mussten Gutscheine zurückbezahlen", beklagt Giese.

Damit in den vergangenen Wochen zumindest ein paar Kurse stattfinden konnten, ist die Skischule in andere Skigebiete ausgewichen. Auch die Skilehrer selbst musste Giese diese Saison im Zillertal in Österreich und am Spitzingsee ausbilden. Mit Blick auf die Konkurrenz in Österreich sagt sie: "Wir verlieren hier schon ziemlich Land gerade." Mittlerweile fahren ihre Schüler am Streidl mit Sessellift und Schlepplift. Doch während es in den Ferien der vergangenen Jahre um die 120 Schüler pro Tag am Lift waren, sind es heuer zu Jahresbeginn nur um die 70 pro Tag. "Man sollte sich damit auseinandersetzen, dass sich alles verschoben hat", sagt Giese besorgt. Neben ihr beklagen auch andere Skischulen, dass die Tallifte nicht in Betrieb sind.

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Weitestgehend verschont vom Ausbleiben des Skitourismus sind hingegen die Betreiber von Pensionen und Hotels. Bislang können sie sich auf jene Stammgäste verlassen, die weit im Voraus buchen. "Unsere Stammgäste fahren zwar Ski", sagt die Inhaberin eines Lenggrieser Gasthauses, "aber sie wissen, dass die Landschaft hier schön ist und gehen stattdessen wandern."

Auch jene Familien, die Silvester in der Jugendherberge in Bad Tölz verbringen, kommen häufig mit der Absicht, Ski zu fahren. "Aber für uns ist klar, dass die Weihnachtsferien nicht zu hundert Prozent schneesicher sind", sagt Holger Strobel, der Chef der Jugendherberge. Seine Gäste können deshalb viele andere Programmpunkte in Anspruch nehmen: Klettern zum Beispiel, Bowling oder Basteln. Seit dem 2. Januar hat Strobel jedoch einige Betten frei. Er schätzt, dass es vor allem die bayrischen Touristen sind, die wegen des fehlenden Schnees ausbleiben.

Was den Schnee angeht, kann er jedoch hoffen: Am Wochenende soll es schneien. Vielleicht kommen mit den Schneeflocken auch die Schneetouristen zurück in den Landkreis - zumindest kurzzeitig. In der kommenden Woche soll es dann nämlich wieder warm werden. Für Lenggries sind bis zu neun Grad angesagt - klingt eher nach Wanderwetter als nach Skigaudi.

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