Sessellift eröffnet:Der Zehn-Millionen-Euro-Lift für das Brauneck

Sanft schweben die Gondeln des neuen Schrödelsteinsessellift dem blauen Dezemberhimmel entgegen.

Zu sechst schweben die Skifahrer in jeder Gondel gen Gipfel.

(Foto: Manfred Neubauer)

In Lenggries nimmt die neue Schrödelsteinbahn Fahrt auf. Mit kürzeren Wartezeiten soll sie im Wettbewerb mithalten - und dank Kunstschnee mindestens 30 Jahre dem Klimawandel trotzen

Von Marie Heßlinger, Lenggries

Elegant schweben sechs rot-schwarze Sitze dem Wartenden entgegen. Eine Glashaube stülpt sich geräuschlos über ihn. In der dumpfen Stille surren die Drahtseile. Es ist warm, bequem, nur die Füße frieren. Der Sitzende hebt seinen Blick und die Schönheit der Alpen offenbart sich ihm. Blaue, schneebedeckte Bergspitzen ziehen scharfe Linien vor einem gelben Himmel.

Vier Minuten hält der Lift den Schwebenden in seinem Staunen. Dann öffnet sich die Luke. Die Sitze geben dem Ankömmling von hinten einen Schubs, damit er sich in die Menschenmenge begibt. Die Schrödelsteinbahn am Brauneck ist eröffnet. Der 780 Meter lange Sechser-Sessellift ersetzt seit Donnerstag die alte Finstermünzbahn aus dem Jahre 1976.

Der neue Lift soll in der Stunde viermal so viele Skifahrer auf den Berg bringen

"Sie haben eine große Zukunft vor sich", versprach Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) den Skiliftbetreibern bei der Feier. "Wir wollen mitspielen in der ersten Liga der deutschen Skigebiete und der ganzen Alpen", verwies er auf die starke Konkurrenz. Diese soll die Schrödelsteinbahn ausschalten, dank Sitzheizung, Kindersicherung und, vor allem, kürzerer Wartezeiten: Statt der bisherigen 600 Personen pro Stunde sollen auf den neuen 41 Sesseln 2400 Personen pro Stunde schweben.

Politiker auf dem Schrödelsteinsessellift.

Peter Lorenz, Chef der Bergbahnen am Brauneck.

(Foto: Manfred Neubauer)

Keiner der Festredner sparte sich an diesem Morgen einen Seitenhieb an die Naturschützer. Die neue Seilbahn schaffe wirtschaftliche Nachhaltigkeit. "Im Winter arbeiten da ein paar hundert Leute, die verdienen damit ihr Brot", sagte Werner Weindl (CSU), "und die Steuereinnahmen möchte ich als Bürgermeister nicht missen."

Die Schrödelsteinbahn hat mitsamt Beschneiungsanlage zehn Millionen Euro gekostet. Gesellschafterin ist Alexandra Schörghuber. Der Unternehmerin gehört auch die Brauneck-Bergbahn. "Wir betreiben das auf eigenes wirtschaftliches Risiko", sagte sie. Bergbahnchef Peter Lorenz gab sich gelassen: "Das ist kein Risiko. Ich bin zuversichtlich, dass es gut läuft." Er zeigte sich vor allem stolz auf die kurze Bauzeit von sieben Monaten. "Wir sind ein bisschen schneller als die Flughäfen", scherzte er. Den Zeitplan habe man eingehalten, trotz statischer und geologischer Schwierigkeiten. Zu Beginn des Sommers habe es viel geregnet, was die Bauarbeiten erschwert habe. Der Boden sei außerdem nicht fest genug gewesen, man habe ihn durch eine neue Bodenschicht austauschen müssen.

Brauneck

Aus dem Brauneck-Teich soll das Vorratswasser für die Schneekanonen kommen.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Ganz anders sahen die Bauarbeiten vor mehr als 55 Jahren am Brauneck aus: "Das Fundament, die Montagen, das habe ich alles selber gebaut, alles in Eigenarbeit", erinnert sich Sepp Singhammer. Oft habe er mehr als 18 Stunden am Tag gearbeitet, "und das den ganzen Winter durch". 1964 ging Singhammers erster Schlepplift am Bayernhang in Betrieb. Still hörte sich der 86-Jährige am Donnerstag die Dankesworte an, die ihm von allen Seiten entgegen gebracht wurden. Er habe für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region gesorgt. Später sagte Singhammer mit leiser Stimme: "Ich bin froh, dass es so gekommen ist und dass es weitergeht."

Als er den Betrieb seiner Lifte im Finstermünzkessel am hinteren Brauneck vor drei Jahren einstellte, war zunächst unklar, wie es weitergehen würde. Die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH entschloss sich schließlich, die Lifte zu übernehmen. Was sich in 45 Jahren im Skibetrieb verändert hat? Singhammer zögerte nicht lange: Klimawandel, weniger Schnee.

Schrödelsteinsessellift

Der Schrödelsteinsessellift soll das Nadelöhr an der alten Finstermünzsesselbahn am Brauneck beenden.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Lorenz sieht auch das gelassen: "Wir haben eine gute Beschneiung", sagte er, "die nächsten 20, 30 Jahre werden wir keine Probleme haben." Und auch der Festgast Albert Duin nahm an diesem Donnerstagmorgen trotz wenig Schnees seine Skier mit in die neue Schrödelsteinbahn. Der FDP-Landtagsabgeordnete und passionierte Skifahrer ließ die Glashaube oben. "Man sieht ja, was Kunstschnee bewirkt", rief er gegen den Wind. "Das ist intergalaktisch!"

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