Leben in Geretsried:Erwachsenenbildung im Verbund

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Stadtbücherei und VHS sind in Geretsried unter einem Dach. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Geretsrieder Volkshochschule ist die kleinste der drei städtischen im Landkreis. Nach den Maßgaben des bayerischen Landesverbands braucht sie die Zusammenarbeit mit den anderen

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die größte Stadt im Landkreis hat keineswegs die größte Volkshochschule (VHS). Die VHS in Geretsried mit rund 26 000 Einwohnern ist vielmehr in der Situation, die Kriterien des Bayerischen Volkshochschulverbands (BVV) für eine Förderung nicht mehr zu erfüllen. Die BVV-Richtschnur für eine eigenständige VHS sind 30 000 Teilnehmer-Doppelstunden pro Jahr; die Geretsrieder VHS kam 2019, im letzten Jahr unter Vor-Corona-Bedingungen, auf 20 050. Der Dachverband rät solchen Einrichtungen dazu, sich mit anderen Volkshochschulen zusammenzuschließen. Vorgespräche haben gezeigt: Die Wolfratshauser und die Bad Tölzer VHS wären dabei.

VHS-Leiterin Beate Ruda legte dem Kulturausschuss des Geretsrieder Stadtrats am Montag einen kursorischen Bericht für die Jahre 2017 bis 2021 vor. Exakte Zahlen lieferte sie nicht, sagte aber, von 2017 bis 2019 hätten sich sowohl Teilnehmer- als auch Dozenten-Zahlen gesteigert. Corona brachte in Geretsried wie bei den anderen Volkshochschulen "einen totalen Einbruch", so Ruda. Auch wenn kein Lockdown herrschte, seien viele Teilnehmende doch ausgeblieben, außerdem hätten einige Dozenten aufgegeben. "Es sind Lücken entstanden, die wir auffüllen müssen", sagte Ruda, etwa bei den Sprachkursen. Die Geretsrieder VHS hat folgende Programmbereiche: Gesellschaft, Kultur, Gesundheit, Sprachen und Beruf.

Unabhängig von Corona sei durch die Vorgaben des Dachverbands "eine Art Zwang entstanden", dass sich mehrere Volkshochschulen zusammentun. Thomas Schmidt, im Rathaus fürs Controlling zuständig und Leiter des Arbeitskreises Haushaltskonsolidierung, sagte, Geretsried habe eine Arbeitsgruppe Interkommunale Zusammenarbeit. Mit den Volkshochschulen Wolfratshausen und Bad Tölz habe es "vorsichtige Tuchfühlung" gegeben: "Beide haben Interesse." Dass die Nachbar-Volkshochschulen im Gegensatz zu Geretsried von Vereinen getragen werden, stehe einem Verbund nicht im Wege.

Die Geretsrieder VHS ist kommunal. Hier stellt Leiterin Beate Ruda zusammen mit Bürgermeister Michael Müller das Programm vor. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Wolfratshauser VHS hat es nach Auskunft ihrer Leiterin Christine Hohnheiser vor Corona auf gut 500 Kurse (Geretsried: 225), fast 6000 Teilnehmende (Geretsried: 2685) und 47 000 Teilnehmer-Doppelstunden pro Jahr gebracht. Für die VHS Bad Tölz nennt deren Leiter Marcus Stiegler etwa gleich viele Kurse, 6800 Teilnehmende und 44 000 Teilnehmer-Doppelstunden.

"Wir kämpfen ums Überleben"

Für die kommunalisierte VHS Geretsried trug die Stadt 2019 ein Defizit von 116 000 Euro. Die VHS Wolfratshausen erhielt laut Hohnheiser im Jahr 2019 Zuschüsse der Stadt in Höhe von 33 000 Euro und der Regierung von 24 00 Euro. Mieten, Gehälter und alle Kosten müssten selbst getragen werden, so die Leiterin. "Das heißt, dass wir ansonsten alle Kosten (2019 über 516 000 Euro) durch die Kursgebühren erwirtschaften müssen." Die VHS Wolfratshausen finanziere sich im Normalfall zu mehr als 80 Prozent aus Kursgebühren, eine durchschnittliche bayerische VHS zu etwa 40 Prozent, so Hohnheiser. "Jetzt in Corona-Zeiten ist das für uns natürlich eher schlecht, und wir kämpfen weiterhin um das Überleben der VHS."

Im Geretsrieder Ausschuss sagte Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU), das Signal zur Zusammenarbeit der Volkshochschulen "muss aus Geretsried als größter Stadt kommen". Auf Nachfrage von Heidi Dodenhöft (Freie Wähler) wurde geklärt, dass Geretsried aber die kleinste der drei städtischen Volkshochschulen im Landkreis ist.

VHS-Leiterin Hohnheiser sieht den Wunsch zur Zusammenarbeit ebenso wie ihr Tölzer Kollege Stiegler "sehr positiv". Bad Tölz hat bereits einen Verbund mit Lenggries. Von einer engeren Zusammenarbeit sind nach Ansicht beider Leiter Synergien zu erwarten. Das zeige auch das Beispiel im Landkreis Weilheim-Schongau. Dort bilden seit 2019 die Volkshochschulen Peißenberg, Peiting, Penzberg, Schongau und Weilheim einen Verbund.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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