Landtagswahlen in Bayern 2023:Wen Schäftlarn wählen kann

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Am 8. Oktober entscheidet sich, wer in den bayerischen Landtag im Maximilianeum einzieht, hier gesehen von der Steinsdorfstraße. (Foto: Florian Peljak)

Ein Überblick über die Kandidatinnen und Kandidaten, die fürs Direktmandat im Stimmkreis München-Land Süd antreten.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Die Namen von 13 Direktkandidatinnen und -kandidaten sind im Stimmkreis München-Land Süd auf dem Wahlzettel aufgelistet. Zu diesem Stimmkreis gehört auch die Gemeinde Schäftlarn.

Kerstin Schreyer, CSU

Ein Termin pro Tag. Mehr erlaubt sich Kerstin Schreyer derzeit nicht. Anfang September war das der Keferloher Montag in Grasbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Weil Kerstin Schreyer im Sommer die Diagnose Brustkrebs erhielt, nahm sie im Wahlkampf nur wenig Termine wahr. Die Operation hat sie inzwischen gut überstanden und setzt ihre Therapie fort. Von 2020 an war Schreyer Verkehrsministerin, dann berief Söder sie überraschend ab. Die CSU-Fraktion stand jedoch mit großer Mehrheit hinter ihr und machte sie kurz nach ihrer Verabschiedung zur Vorsitzendes des Wirtschaftsausschusses, zu dem Landesentwicklung, Medien und Digitalisierung gehören.

Inhaltlich bleibt die 52-Jährige aus Unterhaching, die seit 2008 im Landtag sitzt, dennoch auf Söder-Linie. Die Themen Wohnen, Bau und Verkehr, die in ihrem ehemaligen Ministerium zusammengefasst sind, sind für Schreyer nach wie vor zentral. Um Wohnraumprobleme zu lösen, fordert sie mehr und schnelleren Wohnungsbau im Freistaat. Auch die Infrastruktur müsse erweitert werden, neben ÖPNV brauche es auch leistungsfähige Straßen für Individualverkehr und Busse.

Sorgen mache ihr, so Schreyer, dass die AfD salonfähig werde und die Gesellschaft auf eine Spaltung zusteuere. Sie wolle deshalb einen respektvollen Umgang miteinander und einen möglichst breit getragenen gesellschaftlichen Grundkonsens erarbeiten.

Christine Himmelberg, SPD

"Homophobe Äußerungen" in der CSU hätten ihr verdeutlicht, dass die CSU keinen dauerhafte Heimat für sie sein könne, sagt Christine Himmelberg. Sie wechselte zur SPD. (Foto: Claus Schunk)

Mit der 34-jährigen Taufkirchnerin Christine Himmelberg setzt die SPD im Stimmkreis auf ein neues Gesicht. Vor allem Energie, Heizen und Strom nennt Christine Himmelberg als wichtige Wahlkampfthemen für eine Arbeiterpartei. Einen eigenen Akzent setzt sie beim Thema psychische Belastung im Beruf.

Zur SPD stieß die Projektmanagerin in einer Agentur nach Anfängen im Umkreis der CSU 2017. Sie hatte ihr Politikstudium gerade abgeschlossen und die AfD zog in den Bundestag ein. Also schloss sie sich der SPD aus der Überzeugung an, dass diese die längste Geschichte im Kampf gegen Rechtsextremismus habe. Heute ist Himmelberg für die SPD an der Spitze des Ortsverbandes Taufkirchen sowie im Kreisvorstand der Jusos München-Land.

Johannes Seitner, Freie Wähler

Die Flugblatt-Affäre von Hubert Aiwanger sei für ihn schwer einzuordnen, aber "die Partei ist nicht nur Hubert Aiwanger", sagte Johannes Seitner im Gespräch mit der SZ. (Foto: Claus Schunk)

Johannes Seitner aus Grasbrunn ist in der Kommunalpolitik für die Freien Wähler verwurzelt: Seit 2014 sitzt der 35-Jährige im Gemeinderat und im Vorstand des Grasbrunner Ortsverbands. Zudem ist Seitner seit ihrer Gründung im vergangenen Jahr der stellvertretende Vorsitzende der Jungen Freien Wähler München-Land. Der studierte Energieökonom arbeitet für ein Stromversorgerunternehmen und sieht auch in der Energieerzeugung sein Kernthema. Die Energiewirtschaft müsse auf verschiedene Technologien setzen wie Photovoltaik, Geothermie, Fernwärme, Hackschnitzel und Biogas und dem regionalen Bedarf entsprechend gefördert werden, so sein Standpunkt.

Als Hoffnungsträger für Energiegewinnung sieht er zudem Wasserstoff und Ammoniak, deren Erforschung er vorantreiben würde. Damit das Leben auf dem Land auch für junge Menschen attraktiv bleibt, fordert Seitner einen Ausbau des Nahverkehrs und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung sowie bezahlbaren Wohnraum im Einklang mit dem Erhalt von Grünflächen.

Markus Büchler, Grüne

Markus Büchler promovierte an Fernuniversität Hagen mit einer Arbeit zur Verfassungsgeschichte der DDR. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei den vergangenen Wahlen landete Markus Büchler aus Oberschleißheim im Stimmkreis München-Land Süd auf Platz zwei und zog in den bayerischen Landtag ein. Büchler ist studierter Landschaftsarchitekt und Historiker und zudem Geschäftsführer einer von ihm gegründeten Firma für Webdesign und Grafik. Auch bei den Grünen ist der 50-Jährige kein Unbekannter: Er war Mitarbeiter im Büro von Sepp Daxenberger und Anton Hofreiter und saß vier Jahre im Gemeinderat von Oberschleißheim.

Büchlers Steckenpferd ist die Verkehrspolitik, seine Fraktion ernannte ihn direkt nach seinem Einzug in den Landtag zum verkehrspolitischen Sprecher. Mehr Geld für die Schiene, Ausbau des Busnetzes, mehr Investitionen in die Infrastruktur auf dem Land sind seine zentralen Forderungen, als gelungenes Beispiel nennt er die Expressbusse. Wichtiger als die zweite Stammstrecke in München Stadt wäre es Büchler, den S-Bahn-Nord- und Südring auszubauen, die Außenäste zu stärken und in Zweigleisigkeit zu investieren.

Marco Deutsch, FDP

Marco Deutsch nahm 2016 zum letzten Mal als Fahrer am 24-Stunden-Rennen in Dubai teil. (Foto: Claus Schunk)

Die FDP hat den Grünwalder Marco Deutsch aufgestellt. Der 61-jährige einstige Rennwagenfahrer setzt seine Schwerpunkte vor allem im Bereich Senioren, Medien und Wirtschaft. Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, fordert er etwa, Geflüchtete aus der Ukraine - besonders jene, die dauerhaft in Deutschland bleiben wollen - schneller in den heimischen Arbeitsmarkt zu integrieren, etwa im Dienstleistungsgewerbe. Um die Versorgungslücke für Senioren zu schließen, schlägt Deutsch Au-Pair-Kräfte vor.

Medienpolitisch stellt er sich einen reduzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, der sich vornehmlich um Bildung, Information und Kultur kümmert, während der möglichst freie private Rundfunk Sport und Unterhaltung bedient. Demnach gehöre Deutsch zufolge auch der Rundfunkbeitrag halbiert. Der Jurist ist selbst seit mehr als 30 Jahren in der Medienbranche tätig, unter anderem als Geschäftsführer beim Fernsehsender Tm3 und als selbständiger Medienunternehmer.

Karin Schuster, ÖDP

Die ÖDP-Kreisvorsitzende Karin Schuster sieht ihre Partei nach der Landtagswahl gestärkt. (Foto: Claus Schunk)

Für die ÖDP tritt Karin Schuster als Direktkandidatin an. Die Kreisrätin nutzt die Landtagswahl als Gelegenheit, die Umweltpartei als Alternative zu den etablierten Parteien ins Bewusstsein der Wähler zu bringen. Die 49-Jährige arbeitet bei einer Stiftung und ist seit 2019 bei der ÖDP aktiv. Als Mutter von zwei Schulkindern sei ihr das Bildungssystem ein Anliegen, das ihrer Meinung nach "umgekrempelt" gehört.

Bernhard Baudler, Die Linke

Bernhard Baudler war vorher in der Friedensbewegung und bei den Grünen. (Foto: Claus Schunk)

Klimaschutz und -gerechtigkeit sind dem Schäftlarner Bernhard Baudler ein Anliegen, um sich bei der Linken zu engagieren. Der 63-Jährige ehemalige Lehrer arbeitet heute bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern (GEW). In den Achtzigerjahren hatte er ein grünes Parteibuch. Als sich die Grünen für ihn zu viel von ihren einstigen Grundsätzen entfernt hatten, fand er vor etwa zehn Jahren in der Linken eine neue politische Heimat.

Peter Kremer, AfD

Peter Kremer will einen Wiedereinstieg in die Kernenergie. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der 70-jährige Landtagskandidat der AfD, Peter Kremer, ist Stadtrat in Unterschleißheim. Zudem ist er im Kreistag des Landkreises München stellvertretender Fraktionschef, im Stimmkreis München-Land Nord tritt er für den Bezirkstag an. Der aus Bonn stammende Elektrotechniker arbeitet für BMW, Audi und VW in der Qualitätskontrolle. Er plädiert für den "Wiedereinstieg in die Kernenergie", für einen "Stopp der illegalen Migration". Stattdessen fordert er eine "Willkommenskultur für eigene Kinder", um die Geburtenrate zu steigern, verlangt, Migranten eine "Rundumversorgung" zu streichen und den Ausbau von Windenergie in Bayern zu stoppen. Den vom Menschen gemachten Klimawandel leugnet Peter Kremer.

Kleinparteien

Die Bayernpartei stellte Franz Beierbeck aus Straßlach-Dinghartig als Direktkandidaten auf. Die Münchnerinnen Gabriele Lachner ( Tierschutzpartei) und Sarah Neukirchen ( V-Partei3) kandidieren ebenso wie der Gräfelfinger Andreas Sönnichsen ( Die Basis) und der Unterhachinger Simon Grad ( Volt).

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