Landtagswahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Schluss mit unlustig

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Für sein Wahlplakat habe er sein Bild von vor zwei Jahren "recycelt", sagt Florian Merkl - damals kandidierte er für den Bundestag. (Foto: Privat/oh)

Florian Merkl aus Waakirchen kandidiert für die Satire-Partei "Die Partei" und spart sich dabei jegliche Form von Wahlkampf.

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Sicher, man kann mit Florian Merkl auch vernünftig reden. Aber will er das? Nein. Wenigstens nicht, wenn es um seine Kandidatur für den Landtag geht. Sein zentrales Ziel im Maximilianeum? "Die Bierpreisbremse." Warum er überhaupt kandidiert? "Weil sich kein anderer Depp gefunden hat."

Genau genommen will der 53-jährige Vertriebsingenieur Florian Merkl aus Waakirchen, Direktkandidat für "Die Partei" im Stimmkreis 111, auch gar nicht in den Landtag. Die Frage, wofür er sich dort einsetzen würde, erwischt ihn erst einmal kalt: "Schwierig", sagt er, denn damit rechne er eh nicht. Und nach ein wenig Nachdenken: "Ich würde dort so viel Unruhe und Chaos stiften wie möglich." Und dann wird er doch ganz kurz ernst und erklärt, es müsste schon eine Störung "von der richtigen Seite" sein. Denn aktuell sei die Unruhe in der bayerischen Politik ja vom Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger ausgegangen, "der so fragwürdige Sachen von sich gegeben hat". Also: Unruhe von rechts, gegen die man "von links in Richtung Mitte dagegenhalten müsste". Aber dann ist ganz schnell Schluss mit unlustig - man solle jetzt bloß nicht glauben, er sei ein linker Politiker. Er und seine Partei seien "die extreme Mitte". Wohl gemerkt: keine Spaßpartei - das sei ja schon die FDP -, sondern "eine Satirepartei".

"Wir wollen andere Parteien triezen."

Freilich hat Merkl es in diesem Wahlkampf auch an Satire völlig fehlen lassen. Er hat sich schlicht alles gespart, was einen Wahlkampf ausmacht. Presseerklärungen? Nichts. Infostände? Keine. Veranstaltungen? Nicht eine. Er habe schließlich noch einen Beruf, eine Familie und überhaupt ein Privatleben. Will er also politisch gar nichts bewegen? "Unser Anspruch ist nicht, etwas zu verändern. Wir wollen Missstände aufdecken und andere Parteien triezen." Was das angeht, kann Merkl wenigstens eine kleine Aktion für sich reklamieren. In seiner Heimatgemeinde Waakirchen habe er just an jene Stelle, die der rechtsextremen AfD zugestanden hatte, das bekannte knallrote "Partei"-Plakat mit dem Slogan "Hier könnte ein Nazi hängen" geklebt.

Explizit "lustig" findet Merkl auch die Kandidaten-Zusammensetzung seiner Partei im Oberland. Er, der in Waakirchen im Stimmkreis Miesbach lebt, trete zum Landtag in Bad Tölz-Wolfratshausen/Garmisch-Partenkirchen an und zum Bezirkstag im Stimmkreis Miesbach; ein Freisinger Parteifreund kandidiere in Miesbach fürs Maximilianeum und ein Münchner in Bad Tölz-Wolfratshausen für den Bezirkstag.

Lachend prophezeit er auch, wie es mit der "Partei" in Miesbach weitergehen werde: Mangels anderer Vorstandskandidaten werde die wohl "von meiner Familie übernommen", soll heißen: von ihm, seiner Frau und seinem Sohn.

Die Frage, warum er sich vor einigen Jahren (genau kann oder will er es nicht sagen, er schätze, so vor fünf Jahren) überhaupt für die "Partei" entschieden habe, sagt er: "Es ist die ultimative Partei, die mir in sämtlichen Lebenslagen entgegenkommt." Das glaubt man gern, denn es scheint da niemanden zu geben, der am Wahlkampf des Nichtstuns etwas auszusetzen hat.

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