Landtagswahl im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen:Bereit für die nächste Ebene

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CSU-Landtagsabgeordneter Thomas Holz arbeitet künftig in zwei Ausschüssen mit. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Kochler Bürgermeister Thomas Holz ist Landtagskandidat der CSU im Stimmkreis 111. Bezahlbarer Wohnraum und ein effektives Wolfsmanagement sind zwei seiner Themen.

Von Alexandra Vecchiato, Kochel am See

Thomas Holz sitzt am Esstisch in der Wohnküche seines Hauses. Dort trifft Moderne auf uralte Bausubstanz. Vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt das Bauernhaus im Dorf Ort, einem Gemeindeteil von Kochel am See. Wenn der Kochler Bürgermeister eine Pause vom kommunalpolitischen Alltag braucht, zieht es ihn in seinen kleinen Gemüsegarten. "Da sitze ich auch mal zwei Stunden, wenn es Amt und Wetter zulassen. Ohne Handy, und schaue einfach ins Grüne."

Von Holz' Rückzugsort ist seit dem Hagelsturm im August nicht mehr viel übrig. Hausdach, Fahrzeuge und mehr wurden stark beschädigt. "Es bleibt trotzdem ein Paradies", sagt er. Zu solchen "Paradiesen" möchte er auch all jenen verhelfen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, um in ihrer Heimat bleiben zu können. Als Bürgermeister habe er selbst erlebt, wie schwierig es sei, ein Einheimischenmodell aufzulegen, erzählt Holz. Wer in den bevorzugten Lagen im Süden von München keine Immobilie oder ein Grundstück erbt, steht vor großen Problemen. Wie er als Landtagsabgeordneter dies lösen möchte? "Eine Idee ist, dass der Freistaat seine geeigneten Grundstücke günstig an die Kommunen abgibt, damit sie dort Wohnprojekte realisieren können." Dafür wolle er sich verstärkt einsetzen.

"Ich traue mir das zu"

Seit 16 Jahren ist Thomas Holz Bürgermeister der Gemeinde Kochel am See, gut neun Jahre stellvertretender Landrat. Nun, mit 47 Jahren, zieht es ihn nach München ins Maximilianeum. Holz kandidiert für die CSU im Stimmkreis 111. Der umfasst den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die Gemeinden Farchant, Garmisch-Partenkirchen, Wallgau, Mittenwald, Krün und Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Für insgesamt 27 Städte und Gemeinden möchte er künftig als Landtagsabgeordneter der Kümmerer sein - und es Martin Bachhuber gleichtun. "Ich traue mir das zu. Auch wenn es eine große Umstellung sein wird."

Mit Umstellungen, die das Leben mit sich bringen kann, hat er Erfahrung. Als Holz noch Justiziar in München war, erhielt er einen Anruf, ob er sich vorstellen könnte, nach Werner Englert Bürgermeister seiner Heimatgemeinde zu werden. "Nein, daran habe ich nicht gedacht", lautete seine Antwort damals. Über die Weihnachtsferien 2006/2007 fiel die Entscheidung zur Kandidatur. Seine größte Sorge war, ob der eigene CSU-Ortsverband ihn, den Youngster mit 31 Jahren, für das höchste Amt in der Gemeinde geeignet fände.

Die Politik habe ihn schon früh interessiert. "Kommunalpolitik hat etwas Unmittelbares", ist Holz überzeugt. Dass er als Bürgermeister an "exponierter Stelle" sich für Kochel einsetzen durfte und darf, sei ihm eine Ehre. Die Unterstützung, die er in den ersten Jahren erfuhr, habe ihn geprägt. "Es funktioniert nur miteinander, nicht gegeneinander", sagt Holz. Dass er nicht immer gelassen reagierte, mag "nicht ganz professionell" gewesen sein, meint Holz mit Blick auf die jüngsten Querelen im Gemeinderat. "Aber daran kann man auch erkennen, dass das Bürgermeisteramt nicht nur ein Job für mich ist, sondern mein Herzblut drin steckt." Dieses "Herzblut" möchte Holz künftig auf höherer Ebene einsetzen. Sorge, dass ihm weniger Zeit bleiben könnte für Privates, wischt er beiseite. Damals, in seinem ersten Jahr als Bürgermeister, habe sich auf einen Schlag vieles für ihn geändert. "Der Freundeskreis wird kleiner."

Holz fordert wolfsfreie Zonen

Vehement setzt sich Holz für ein "effektives Wolfsmanagement" ein. Er wolle nicht, dass die Tiere ausgerottet würden, betont er. Doch fordert er wolfsfreie Zonen, was bedeutet: Wird der große Beutegreifer in ausgewiesenen Gebieten gesichtet, darf er abgeschossen werden - ob er Vieh gerissen hat oder nicht. Noch genießt der Wolf einen strengen Schutzstatus. Eine Änderung kann nur auf EU-Ebene erfolgen. Trotzdem setzten sich CSU und Freie Wähler im Kreistag Bad Tölz-Wolfratshausen für die Verabschiedung einer entsprechenden Resolution ein. Dass das kontroverse Thema "Wolf" ausgerechnet vor der Landtagswahl am 8. Oktober aufs Tapet kam, sei nicht dem Wahlkampf geschuldet, betont Holz. Als er im Frühjahr die ersten Bilder von gerissenen Tieren aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen gesehen habe, habe er sich intensiv mit dem Thema befasst. "Landwirte erzählen mir, dass sie aufgeben werden, wenn der Wolf zuschlagen sollte." Das hätte verheerende Folgen, insbesondere für die Bewirtschaftung von Almen. Ohne Kühe und Co, die im Sommer auf den Bergen die Wiesen pflegen, drohe die Verbuschung - und damit der Verlust einer wertvollen Kulturlandschaft. "Es geht auch um Tourismus."

Dass der Antrag nichts mit den originären Aufgaben des Kreistags zu tun habe, bejaht Holz. Dann dürften auch andere Resolutionen, wie etwa zur Verstaatlichung der Walchensee-Kraftwerks, gar nicht erst auf der Tagesordnung landen wegen fehlender Zuständigkeit. "Aber manchmal braucht es den Schub von unten", sagt Holz. Immerhin funktioniere bei der CSU die "Vernetzung nach oben".

Doch bis zur Wahl am 8. Oktober sind erst noch viele Termine zu meistern. Die Flugblattaffäre um Hubert Aiwanger (FW) sei Thema im Gespräch mit den Bürgern. "Das interessiert die Leute", so Holz. Der Inhalt des "Pamphlets" sei "abscheulich und unterirdisch". "Ich möchte das gar nicht weiter kommentieren", erklärt der 47-Jährige. Allerdings, so Holz weiter, müssten die Vorwürfe vollständig aufgeklärt werden. "Nach der Landtagswahl, auf anderer Ebene und in Ruhe."

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