Spatz, Meise & Co.:Wo fliegen sie denn?

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Der Haussperling (Passer domesticus), gemeinhin als Spatz bekannt, wurde bei der "Stunde der Wintervögel" im vergangenen Jahr im Landkreis am häufigsten gezählt. (Foto: Lukas Schulze/dpa)

Der LBV ruft wieder zur Wintervogelzählung im Landkreis auf. Wegen der milden Temperaturen könnte es in den Gärten weniger geben.

Von Veronika Ellecosta, Bad Tölz-Wolfratshausen

Amseln, Drosseln, Fink und Star: Wieviel Vögel da sind, will der Landesbund für Vogelschutz (LBV) auch dieses Jahr wieder wissen, deshalb ruft der Verband gemeinsam mit seinem bundesweiten Partner, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) bereits zum 18. Mal zur "Stunde der Wintervögel" aus: Hobbyornithologen und Vogelbegeisterte werden angehalten, zwischen Freitag, 6., und Sonntag, 8. Januar, eine Stunde lang zu zählen, was alles so im Garten, am Balkon und im Park fliegt und flattert. Gemeldet werden können die Vogelsichtungen bis zum 16. Januar online unter www.stunde-der-wintervoegel.de, oder telefonisch am 7. und 8. Januar unter 0800/11 57 115.

Zwei Entwicklungen könnten in diesem Jahr sowohl in Bayern, als auch im Landkreis die Trends am Futterhäuschen setzen, vermutet Sabine Tappertzhofen, Leiterin der Kreisgeschäftsstelle beim LBV. Einerseits könnten die aktuellen milden Temperaturen und der Mangel an Schnee und Frost dafür sorgen, dass Blaumeise und andere Arten genug Nahrung in der Natur finden und deshalb seltener auf Meisenknödel zurückgreifen müssen. "Sollte weniger los sein am Futterhäuschen, könnte die aktuelle Wetterlage zumindest eine mögliche Erklärung dafür sein", sagt die promovierte Biologin. Zählen lohnt sich aber dennoch: Auch wenn weniger Vögel an den Futterstellen gesichtet werden, liefern diese Zählungen wichtige Daten für längerfristige Trends über die heimische Vogelwelt, erklärt der LBV in einer Mitteilung.

Sabine Tappertzhofen vom Landesbund für Vogelschutz im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. (Foto: privat/oh)

Zum milden Winter kommt, dass das vergangene Jahr ein sogenanntes Mastjahr für Eichen, Buchen und Fichten war. Diese Arten hätten also besonders viel Samen und Früchte gebildet, erklärt Tappertzhofen. "Dann finden die Vögel in den Wäldern mehr Nahrung und kommen nicht zu Futterstellen." Dies betreffe vor allem klassische Waldbewohner wie Kleiber, Eichelhäher und den Kernbeißer mit seinem markanten Schnabel, sowie die Tannenmeise. "Die kommt in solchen Jahren erst recht nicht aus dem Wald raus." Aber auch Vogelscharen aus nördlichen Gebieten, die in Bayern überwintern, blieben bei diesem Nahrungsüberschuss lieber in den Wäldern statt sich in menschlichen Gärten zu tummeln, sagt Tappertzhofen. Einer dieser Zugvögel ist der Erlenzeisig: Die kleine gelbgrüne Finkenart fliegt erst im Frühling wieder zurück in ihr Bruthabitat im Nordosten Europas und wird diesen milden Winter wohl auch lieber in den Wäldern verbringen als in Gärten und Parks, vermutet die Biologin.

An der Vogelzählung im Januar vergangenen Jahres haben sich im Landkreis 387 Menschen beteilgt und fast 9000 Vögel entdeckt. Wie in ganz Bayern war der Haussperling, also der Spatz, der meistgesehene Wintervogel. Am zweithäufigsten im Landkreis gesichtet wurde die Kohlmeise, auf Platz drei folgte die Amsel. Wer dieses Jahr zum König der Futterhäuschen wird, wird sich bald zeigen: Die erste Zwischenbilanz der Zählung ziehen Nabu und LBV am Sonntag, 8. Januar. Das Endergebnis wollen die zuständigen Biologinnen und Biologen bis Ende Januar ermittelt haben.

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