Gebäude des Architekten Emil Freymuth:Abriss am Kochelsee

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Übrig ist nur noch ein Schutthaufen: Das Gebäude war 1930 als Ferienheim für Arbeiter, Beamte und Angestellte des Münchner Architekten Emil Freymuth gebaut worden. Es diente von 1933 bis 1945 als Gebirgsmotorsportschule der Nazis. Später übernahm die Gewerkschaft Verdi das Haus als Bildungsstätte, die das stark sanierungsbedürftige Gebäude 2002 schloss. (Foto: Manfred Neubauer)

Das sogenannte Verdi-Heim ist Geschichte. Der Bebauungsplan sieht auf dem Gelände eine touristische Nutzung vor.

Von Claudia Koestler, Kochel am See

In Kochel am See sind Fakten geschaffen: Das ehemalige Ferienheim, für dessen markante konkave Krümmung der Architekt Emil Freymuth verantwortlich zeichnete, ist abgerissen. Nur noch Bauschutt erinnert daran, dass in unmittelbarer Ufernähe ein Gebäude der alpenländischen Moderne, das 1930 erbaut wurde und auch als Gewerkschaftshaus oder "Verdi-Heim" bekannt war, gestanden hat.

Nach einer wechselvollen Geschichte lag es in den vergangenen Jahren in einer Art Dornröschenschlaf. Bis 2012 hatte der damalige Eigentümer Bert Bleicher, der das Areal 2011 von der Gewerkschaft gekauft hatte, noch Pläne gehegt, es zu einem Hotelkomplex umzubauen. Ende 2015 aber veräußerte Bleicher das Areal an die Kochel Grundbesitz GmbH des Immobilien-Investors Thomas Gerl mit Sitz in Straubing. Dieser ließ Anfragen der SZ zu den Plänen mit dem Gebäude respektive dem 1,4 Hektar großen Grundstück direkt am Ufer des Kochelsees bis dato unbeantwortet.

Ende Februar dieses Jahres hatte jedoch der Landesdenkmalrat mehrheitlich entschieden, das Verdi-Heim an der Kochelseepromenade nicht unter Denkmalschutz zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Entkernung des Gebäudes bereits begonnen, und mit der Entscheidung gingen die Abrissarbeiten weiter. Der Weilheimer Architekt Heiko Folkerts hingegen wollte sich weiter für den Erhalt einsetzen und reichte gemeinsam mit der Kochlerin Almut Büttner-Warga eine Petition beim Landtag ein. Das Ferienheim sei eines der "letzten frühen Zeugnisse der Klassischen Moderne beziehungsweise der vom Bauhaus geprägten sozialen Wohnbauten in Bayern außerhalb der Bayerischen Postbauschule", hieß es in der Petition, die von namhaften Architektur- und Kunsthistorikern unterstützt wurde, darunter Winfried Nerdinger, Vorsitzender der Akademie der Schönen Künste und Mitglied im Landesdenkmalrat.

Die Chancen, den Abriss des Verdi-Heims noch zu verhindern, schätzte Folkerts damals allerdings bereits selbst als schlecht ein. Denn das Landesamt für Denkmalpflege hatte sich schon 2011 gegen einen Eintrag in die Denkmalliste entschieden, der Landesdenkmalrat war dieser Einschätzung Ende Februar gefolgt - und nun sind mit dem Abriss Fakten geschaffen. Wie es weitergeht, ist jedoch noch nicht klar. Zwar gibt es seit 2008 Baurecht auf dem Areal, und die Gemeinde hatte einen rechtskräftigen Bebauungsplan für eine touristische Nutzung beschlossen. Wenn für eine Ferienanlage oder etwas anderes ein Bauantrag gestellt wird, wird dieser im Gemeinderat behandelt. Bislang war das aber noch nicht der Fall, bleibt also der Blick auf die kommenden Einladungen mit Tagesordnung.

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