Die bisherigen Mieter fürchten, dass das rund 150 Jahre alte Haus mit Foto Knödler und einer Goldschmiedewerkstatt an der Sauerlacher Straße abgerissen wird: Vor rund einem Jahr hat die Leitner Wohnbau GmbH das historische Gebäude von 1862 gekauft. Im Juni kündigte das Unternehmen beiden Ladeninhaberinnen bis zum Jahresende. Goldschmiedemeisterin Susanne Döbler behauptet, dass die neuen Eigentümer ihr signalisiert hätten, dass das Haus nach Jahresende abgerissen werde. Auf Nachfrage geben die neuen Eigentümer nur bekannt, dass das bestehende Haus erst einmal als Showroom für das Unternehmen dienen soll. Susanne Leonhard vom Wolfratshauser Bauamt erklärt auf Nachfrage, dass die neuen Eigentümer das Haus - es ist nicht denkmalgeschützt - rein rechtlich gesehen abreißen könnten.
Für Döbler wäre es einfach unendlich schade, falls das Haus abgerissen wird. Sie hat in der Goldschmiedewerkstatt vor 25 Jahren mit der Lehre begonnen, den Betrieb vor zehn Jahren übernommen. Sie erklärt, dass die Voreigentümerin ihr ursprünglich das Grundstück samt Haus zum Kauf angeboten habe. Dazu wäre sie auch bereit gewesen. Doch die Leitner Wohnbau GmbH habe wohl mehr geboten. Die neuen Eigentümer hätten ihr und Ursula Malbrich von Foto Knödler verboten, am Grundstück zu parken und den Garten zu nutzen. Seit rund zwei Monaten stehe im Garten zudem ein blauer Container.
Döbler sagt, dass sie gerne noch ein wenig über das Jahresende hinaus im Haus geblieben wäre. Doch das hätten ihr die neuen Eigentümer mit dem Hinweis verweigert, dass das Gebäude abgerissen werden solle. Auch wenn sie praktisch ihr halbes Leben in dem Geschäft verbracht und selbst einiges dort renoviert hat, will die Goldschmiedemeisterin dem Verlust nicht nachtrauern. Sie wird bis zum 1. Februar mit ihrer Werkstatt samt Laden in das nur wenige Meter entfernte und kürzlich renovierte Fraas-Anwesen von 1864 umziehen.
Ursula Malbrich von Foto Knödler wird ihr Geschäft dagegen zum Jahresende aufgeben. Sie ist 63 Jahre alt, hätte bald in Rente gehen können. Sie will nicht umzuziehen. In Wolfratshausen müsse sie für einen Laden in guter Lage 1300 Euro zahlen. Das sei für ein Fotogeschäft schlicht zu viel. Auch sie habe für den Kauf des Grundstücks ein Angebot abgegeben. Ihr sei mitgeteilt worden, dass es mehrere Bieter gebe. Im Frühjahr sei sie angeschrieben worden, die Miete künftig an Leitner zu zahlen. Im Juni sei ihr gekündigt worden.
Der Wolfratshauser Otto Martin kritisiert einen möglichen Abriss des historischen Gebäudes vehement. Er fordert von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) und dem Stadtrat, einen Abrissantrag zu verhindern. Denn sollte es dazu kommen, werde ein gewachsenes Ensemble aus dem Alten Krankenhaus von 1823/24 direkt gegenüber und dem Fraas-Haus unrettbar zerstört. Martin stellt seine Kritik in einen größeren Zusammenhang. Aus seiner Sicht fehlt es in Wolfratshausen an Geschichtsbewusstsein. So sei im Laufe der Jahre viel historische Substanz zerstört worden. "Der Abbruchpolitik und der weiteren Verschandelung des Stadtbildes muss endlich massiver Widerstand vom Stadtrat und der Bevölkerung entgegengesetzt werden." Kreisheimatpflegerin Maria Mannes findet es schade, dass wieder ein altes Stück Wolfratshausen abgerissen zu werden droht. Da das Haus nicht denkmalgeschützt sei, gebe es rein rechtlich gesehen wohl keine Handhabe gegen einen Abriss. Positiv hebt Mannes hervor, dass die Familie Fraas das historische Haus an der Sauerlacher Straße gleich in der Nähe erst kürzlich renoviert hat. "Da sieht man, wie man es machen kann."