Nach August-Unwetter:Hoffen auf einen milden Winter

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Ein Schutzdach aus Blech soll den Westflügel des Zentrums für Umwelt und Kultur vor Regen und Schnee schützen, bis das Dach des historischen Gebäudes wieder instand gesetzt ist. (Foto: Manfred Neubauer)

Am Kloster Benediktbeuern gehen die Reparaturen voran. Oberstes Ziel ist es, die Dächer wetterfest zu machen, ehe Regen, Sturm und Schnee kommen.

Von Alexandra Vecchiato, Benediktbeuern

Es herrscht reger Betrieb rund um das Kloster Benediktbeuern. Nach dem schweren Hagelunwetter Ende August gleicht die gesamte Anlage einer Großbaustelle. Das wird wohl bis 2025 so bleiben. Auch wenn sich fast wöchentlich neue Schäden zeigen, gibt sich Kloster-Einrichtungsleiter Franz Wasensteiner zuversichtlich. "Was in den vergangenen Wochen schon weggeräumt und repariert werden konnte, ist enorm", sagt er. Wasensteiner hofft, dass Regen, Schnee und Frost noch lange auf sich warten lassen. Ziel ist, die kaputten Dächer winterfest zu machen. Es geht um mehrere Hektar.

Wenige Minuten am 26. August reichten aus, um das Leben im Kloster von Grund auf zu ändern. 40 Zimmer im Westflügel zwischen Aktionszentrum und Jugendzentrum sind unbewohnbar. Die Räume mussten entkernt werden. Als hätte der Hagel nicht schon genug Schaden angerichtet, regnete es nach diesem Unwetter noch tagelang. Die abgehängten Decken aus Rigipsplatten mussten entfernt werden. 60 Patres, Studierende und junge Leute, die im Kloster Benediktbeuern ihren Freiwilligendienst leisten, wurden sozusagen obdachlos. Für sie musste Ersatzwohnraum gefunden werden.

Kloster-Einrichtungsleiter Franz Wasensteiner (links) und ZUK-Leiter Benedikt Hartmann bei einem Rundgang durch die Großbaustelle. (Foto: Manfred Neubauer)

Für die Gebäudeschäden komme die Versicherung auf, berichtet Wasensteiner auf einem Rundgang durch das Kloster. "Wir sind gut gegen Hagel versichert." Wie hoch der Sachschaden ist, dazu möchte er keine Zahl nennen. Lieber beruft er sich auf die Versicherung: "Sie geht von einem zweistelligen Millionenbetrag aus. Das ist von zehn bis 99 Millionen natürlich eine breite Spanne." Was nicht durch die Versicherung abgedeckt ist, sind Einrichtung, Lehrmaterialien und dergleichen oder die Kosten für die Ersatz-Unterbringungen. Auch der Betriebsausfall sprich: fehlende Einnahmen muss das Kloster der Salesianer Don Boscos überbrücken. Eine finanzielle Herausforderung - dennoch, so Wasensteiner, hätte es schlimmer kommen können: "Es hätten Person verletzt werden können." Vier Mal sei das Kloster Benediktbeuern seit seiner Gründung im Jahr 739 abgebrannt, so Wasensteiner. "Es gab immer Katastrophen mit immensen Schäden. Immer wurde das Kloster wieder aufgebaut. Natürlich ist das jetzt ein Einschnitt, aber die Einrichtung hat Zukunft." Etwa 140 Handwerker pro Tag arbeiten am und im Kloster.

Zentrum für Umwelt und Kultur ist auf Spenden angewiesen

Bang um die Zukunft ist Benedikt Hartmann, Leiter des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK). Die finanziellen Einbußen in diesem Jahr allein würden der Einrichtung zu schaffen machen. Für 2024 rechnet Hartmann mit 50 Prozent weniger Einnahmen. Die Bildungsangebote des ZUK, die überwiegend im Freien stattfinden, seien nicht das Problem. Vielmehr die fehlenden Räume für Unterbringung und anderes. 52 Mitarbeiter hat das ZUK. "Ich lasse es auf keinen Fall zu, dass jemandem gekündigt wird", sagt er.

Im ZUK ist Schimmel das Problem. Etwa 140 Handwerker pro Tag arbeiten in den Gebäuden. (Foto: Manfred Neubauer)

Den 300 Jahre alten Maierhof, in dem das ZUK untergebracht ist, hat es schwer erwischt. Im Mittelrisalit ist das Wasser bis in den Keller gelaufen. Schimmel ist die Folge. Der Dachstuhl habe sich im Westtrakt um einen Meter abgesenkt. Um über den Winter zu kommen, wurde ein Notdach aus Blech aufgebaut. Hoch schwebt es über dem zerstörten Dach. "Das muss so hoch sein wegen der Störche", erzählt Hartmann. Sie müssen ungehindert ihr Nest erreichen können. "Das darf nicht entfernt werden, weil Störche geschützt sind."

Hartmann hofft, spätestens 2025 wieder das gewohnte ZUK-Programm anbieten zu können. Bis dahin ist das Zentrum auf Spenden angewiesen. Es gehe um die Sicherung von Arbeitsplätzen. "Das Kloster profitiert nicht von den Einnahmen aus der Kirchensteuer", erklärt er. Für einzelne Projekte gebe es Zuschüsse von der Diözese Augsburg, ergänzt Wasensteiner, aber keine "Grundfinanzierung". Das Kloster Benediktbeuern und seine Einrichtungen müssen sich selbst tragen. Deshalb sei eine Spendenkampagne ins Leben gerufen worden. "Um unser Zuhause und den Ort für die Jugend wieder aufzubauen."

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