Nach dem verheerenden Unwetter vom vergangenen Samstag hat das Zentrum für Trachtengewand des Bezirks Oberbayern seine Schätze aus dem schwer beschädigten Kloster Benediktbeuern in Sicherheit gebracht. Ein Großteil der Sammlung wurde nach Auskunft von Pressesprecherin Kerstin Schwabe bereits am Dienstag evakuiert und ist nun im Freilichtmuseum Glentleiten gelagert, das ebenfalls dem Bezirk untersteht. Die Sammlung gilt als das "textile Gedächtnis Oberbayerns" und umfasst etwa 20 000 historische Kleidungsstücke, ein Archiv mit 40 000 Fotografien und eine umfangreiche Bibliothek. "Zum Glück ist alles heil geblieben", sagt Schwabe.
Im Maierhof, einem Klostertrakt, in dem unter anderem das Zentrum für Trachtengewand angesiedelt ist, hat der Hagelsturm Dach und Fenster zerstört. "Überall kam das Wasser rein", sagt Schwabe. Deshalb sei es nötig gewesen, umgehend zu reagieren. "Wir sind sehr froh, dass es einen so großen Zusammenhalt gibt." Die Kolleginnen und Kollegen an der Glentleiten hätten sofort ihre Hilfe zugesagt, "obwohl sie ja selbst betroffen sind".
Im Vergleich zum Kloster Benediktbeuern seien die Schäden dort nur gering, sagt Melanie Bauer, Pressesprecherin des Freilichtmuseums. An 14 historischen Gebäuden seien Scheiben kaputt gegangen, bei neun Häusern müssten die Dächer ausgebessert werden. Auch einige Bäume und das Maisfeld seien dem Unwetter zum Opfer gefallen. Das alles falle aber im Vergleich zu den Schäden in Benediktbeuern kaum ins Gewicht. Das ganze Team habe beim Umzug mit angepackt, so Bauer. Auch der stellvertretende Bezirkstagspräsident Rainer Schneider habe am Dienstag spontan die Ärmel hochgekrempelt. "Er war gerade da, um sich ein Bild von der Lage zu machen, als die Lastwagen kamen. Da hat er gleich beim Ausladen geholfen."
Die wertvollen Textilien sind ihrer Auskunft nach in säurefreien Kartons verpackt und lagern nun in einem historischen Gebäude, das geeignete Licht- und klimatische Bedingungen hat. Museumsdirektorin Julia Schulte to Bühne habe zusammen mit den Restauratorinnen Maria Wimmer und Christine Tafelmaier sowie der Sammlungsleiterin des Zentrums für Trachtengewand Lea Rodenberg einen Evakuierungsplan aufgestellt.
Das Trachten-Team wird nach Auskunft von Kerstin Schwabe die nächste Zeit im Homeoffice verbringen. Der geplante Umbau des Maierhofs dürfte sich auf unbestimmte Zeit verzögern. Bekanntlich sollen im Nordtrakt ein zeitgemäßes Depot sowie Räume für die Bibliothek entstehen. Der Bezirk hat dafür einen großen Gewölberaum von den Salesianern angemietet. Bezirkstagspräsident Josef Mederer hatte am 22. Juni den ersten Spatenstich für den Umbau gesetzt. Im Frühsommer 2024 hätte er abgeschlossen sein sollen. Diese Planungen sind nun hinfällig. Zuerst müssen die Reparaturen am Maierhof angegangen werden. Wie lange sie dauern werden, ist noch nicht abzusehen.