Kinderbetreuung in Geretsried:Zu wenig Platz, zu wenig Plätze

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Die Wartelisten werden länger, die Kinderhorte beklagen Überlastung - doch die Politik reagiert nicht.

Petra Schneider

Die Betreuungseinrichtungen in Geretsried sehen sich von der große Nachfrage nach Hortplätzen für Schulkinder förmlich überrollt. Im "Haus für Kinder" der Caritas an der Isardammschule liegen für das kommende Schuljahr beispielsweise 24 Anmeldungen vor, nur neun Kinder können dort wirklich aufgenommen werde. "Ich gehe davon aus, dass da noch einige Anmeldungen dazu kommen", sagt der Leiter, Alfred Czizek. Im Struwwelpeter-Hort der Arbeiterwohlfahrt am Robert-Schumann-Weg stehen zwölf Kinder auf der Warteliste. "Wir haben 66 Plätze und können im kommenden Jahr nur neun vergeben", sagt Leiterin Jarmila Künzl. Doppelt so viele Anmeldungen wie freie Plätze verzeichnet auch der Kindergarten Heilige Familie am Johannisplatz, der ebenfalls eine Hortgruppe anbietet: Laut Leiterin Barbara Ottmann stehen 25 Kinder auf der Warteliste.

Schon seit längerem beobachtet Czizek ebenso wie seine Kolleginnen aus den anderen Einrichtungen für sein Caritas-Kinderhaus eine steigende Nachfrage nach Hortplätzen. Dass dort vor fünf Jahren eine dritte Gruppe aufgemacht worden sei, habe die Situation nur kurzfristig entspannt, sagt Czizek. 75 Grundschulkinder können dort betreut werden - immer noch zu wenig, denn vor allem Alleinerziehende und Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, suchen laut Czizek nach Lösungen, wie ihre Kinder nach dem Unterricht untergebracht werden können. "Dass wir direkt an die Schule angeschlossen sind, macht unseren Hort natürlich besonders attraktiv", sagt Czizek. Zudem gebe es ein warmes Mittagessen, das eine Köchin frisch zubereite. Die ersten Kinder kommen um 11Uhr, dann bereiten die Erzieherinnen den Unterrichtsstoff in altersgleichen Gruppen noch einmal nach und kümmern sich um die Hausaufgaben. "Die Eltern verlassen sich darauf, dass die Kinder etwas gegessen haben und nichts mehr für die Schule machen müssen, wenn sie nach Hause kommen", sagt Czizek. Viele Eltern seien überfordert und hätten einfach keine Zeit, nach der Arbeit noch mit ihren Kindern zu lernen.

Auch für die Erzieherinnen werde das immer schwieriger, weil die Anforderungen in der Grundschule zunähmen. Freiraum bleibe da kaum. "Das pädagogische Angebot reduziert sich auf Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung." Sechs- oder Siebenjährige müssten mit einer kurzen Mittagspause oft von 8 bis 17 Uhr auf ihren Stühlen sitzen, beklagt Czizek. Vor allem in der dritten Hortgruppe - "unserer Kellergruppe" - sei konzentriertes Arbeiten schwer möglich: "24 Kinder lernen auf 28 Quadratmetern." Der Lärmpegel sei hoch, zumal im Keller auch Mittagsbetreuung und Kindergarten der Schule untergebracht seien.

Dringend würde sich Czizek nach eigenen Worten wünschen, dass seine Hortgruppe den Raum nebenan nützen könnte, in dem die Schule ihre Mittagsbetreuung anbietet. Ab 14 Uhr stehe der 60 Quadratmeter große Raum leer. Bisher habe das die Schule aber immer abgelehnt, bedauert der Leiter. Dass Hortplätze künftig ausgebaut werden, glaubt er nicht. "Von Seiten der Stadt heißt es, dass es in vier, fünf Jahren ohnehin Ganztagesschulen gibt." Die kann Czizek durchaus befürworten. "Doch die Kinder und ihre Eltern brauchen die Unterstützung jetzt."

© SZ vom 19.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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