Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) liegt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mit der Anzahl der Ausbildungsanfänger zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres deutlich unter dem gesamtbayerischen Trend. Nach der vorläufigen Statistik haben dieses Jahr 243 junge Erwachsene im Landkreis eine Ausbildung in IHK-Berufen angetreten, was einem Minus von 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. In ganz Bayern hat es laut Pressemitteilung hingegen ein Plus von 5,3 Prozent gegeben. Renate Waßmer, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Bad Tölz-Wolfratshausen, sagt darin auch: "Die Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe ist angesichts des weiter zunehmenden Arbeitskräftemangels sehr hoch. Am Ausbildungsangebot liegt es sicher nicht." Stattdessen verweist sie auf den demografischen Wandel und auf die dadurch sinkenden Schulabgängerzahlen als mögliche Gründe für die Flaute. Es sei zu hoffen, dass unversorgte Bewerber auch jetzt noch die sehr guten Aussichten auf eine Lehrstelle nutzen, so Waßmer.
Laut Statistik der Arbeitsagentur von Ende Juli sind aktuell noch 353 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt - diesem Angebot stehen 98 unversorgte Ausbildungsbewerber gegenüber, wodurch rein rechnerisch mehr als drei Lehrstellen auf jeden unversorgten Bewerber kommen. Die Angaben der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Bereiche des Ausbildungsmarkts, der neben Betrieben in Industrie, Handel und Dienstleistungen auch das Handwerk, freie Berufe und öffentlichen Dienst umfasst.
Am beliebtesten: Industriemechaniker und Büromanagerin
Industriemechaniker ist nach deren eigenen Angaben der beliebteste IHK-Beruf der jungen Männer im Landkreis; bei den jungen Frauen die Kauffrau für Büromanagement. Zu den weiteren Favoriten zählten neben den Kaufleuten im Einzelhandel auch die Verkäufer und Industriekaufleute. Insgesamt gebe es in Oberbayern rund 200 verschiedene IHK-Berufe, in denen Jugendliche eine Ausbildung absolvieren können.
In der Pressemitteilung sagt Waßmer weiter: "In den nächsten Jahren wird sich die Bewerberlücke am Ausbildungsmarkt weiter öffnen, wenn es uns nicht gelingt, noch mehr Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften die Berufsausbildung und ihre Vorteile näher zu bringen." Die IHK setze sich mit Initiativen wie Bildungspartnerschaften und Ausbildungsscouts für eine bessere Berufsorientierung ein, um über die "vielen spannenden Berufsbilder" zu informieren.
Die IHK-Sprecherin fordert mehr bildungspolitische Rückendeckung für das Thema Berufsorientierung. Gerade an Gymnasien solle dies deutlich stärker in den Lehrplänen berücksichtigt werden, so ihr Wunsch. Diese seien oft zu einseitig in Richtung Studium ausgerichtet. Die Ausbildung sei jedoch auch bei Abiturienten beliebt und für viele eine praxisnahe Alternative zur Universität, so Waßmer: Rund ein Fünftel der Azubis im IHK-Bereich hätten die Hochschulreife.
Insgesamt bilden im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aktuell 216 IHK-zugehörige Betriebe aus und stellen damit einen Anteil von rund 60 Prozent an allen Ausbildungsverhältnissen dar.