Tierschutz im Landkreis:Rückkehr der Stachelritter

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Igel leiden unter der Trockenheit in diesem Sommer. Da hilft auch nichts, dass es im Frühjahr viel geregnet hat. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Igel sind zunehmend in städtischen Gebieten zuhause und dort vermehrt Gefahren ausgesetzt.

Von Lorenz Szimhardt, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

Es regt sich etwas im Gebüsch: Die Temperaturen knacken immer häufiger die Fünfzehn-Grad-Marke und die Tage werden zu den längsten des Jahres. Auch wenn es in diesem Jahr besonders lange kalt, nass und grau gewesen ist, so haben die Igel ihren Winterschlaf längst beendet - und sind nun einigen Gefahren ausgesetzt. Obwohl dieser anpassungsfähig und ein wahrer Überlebenskünstler ist, steht er mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Säugetiere in Bayern. Daran trägt mitunter auch der Anbau großflächiger Monokulturen in der Landwirtschaft Schuld. Aufgrund dieser konzentrierten Anpflanzung einzelner Pflanzenarten kommen Igel heute vor allem in den Siedlungsräumen vor, sagt Sigrid Bender, Vorsitzende des Bund Naturschutz (BN) in Wolfratshausen. Dort sind die Tiere nicht immer sicher.

Für die stacheligen Gartenbewohner seien sowohl elektrische Geräte, wie zum Beispiel Mähroboter oder Laubbläser, als auch Mäuse- beziehungsweise Rattenfallen und die verschiedensten Gartenchemikalien (unter anderem Glyphosat und Schneckenkorn) eine Gefahrenquelle. Aber auch weggeworfener Müll, beispielsweise Joghurtbecher oder Zigarettenstummel, sowie Baugruben, Schächte, Kellerabgänge oder ebenerdige Kellerfenster können ihnen gefährlich werden, erklärt Bender. Des Weiteren sind für Igel in städtischen Gebieten vor allem der dichte Straßenverkehr und Schwimmbecken oder Gartenteichen potenzielle Todesfallen.

Den Einwohnern des Landkreises empfiehlt die Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutz deshalb, in ihren Gärten unaufgeräumte Gartenecken mit einheimischen Pflanzen und kleinen Wasserstellen einzurichten. Diese seien reich an Insekten und darum gute Nahrungsquellen für hungrige Igel. Auch Hecken und Sträucher oder Laub- beziehungsweise Totholzhaufen sind für die Igel wichtig, da das Dickicht ihnen Unterschlupf bietet, sagt Bender. Vor allem seien jedoch durchlässige Gartenzäune von zentraler Bedeutung. Denn nur so können sich die bedrohten Insektenfresser auf Partnersuche begeben. Lediglich wenn es ein Netz von möglichst naturnahen Grünflächen mit Büschen, Hecken und Bäumen gibt, könne der Igel bei uns überleben, konstatiert Bender.

Auch Sabine Tappertzhofen, Geschäftsstellenleitung der Kreisgruppe des Landesverbandes für Vogelschutz (LBV), hält den zunehmenden Lebensraumverlust der Igel für problematisch. Im städtischen Raum gebe es zwar in Hecken und zum Beispiel unter Gartenhäuschen mehr Lebensraum, dort sei aber auch die Gefahrenlage für die Tiere höher. "Auf dem Land wiederum fehlt zunehmend der Lebensraum", warnt Tappertzhofen.

Für weitere Informationen zur igelfreundlichen Gestaltung des eigenen Gartens empfiehlt sie die Webseite des Naturschutzbundes Deutschland.

Interessierte finden die Tipps unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/saeugetiere/22364.html .

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