Herausforderung Wetter:Schluss mit Land unter

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Nach starkem Regen drückt das Wasser aus den Gullydeckeln in Icking. Die Gemeinde will nun gegensteuern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gemeinde will ihr Regenwasserproblem in Icking und Dorfen in den Griff kriegen.

Von Susanne Hauck, Icking

Seit mehr als zehn Jahren kämpft die Gemeinde Icking mit den Fluten von oben. Meistens passiert es bei den gefürchteten Sommergewittern. Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, dann ergießen sich sintflutartige Regenmassen talwärts, laufen im Nu die Garagen und Keller voll, verwandelt sich die B 11 in einen See und wird die Ortsdurchfahrt unpassierbar. In der Grundschule stand das Wasser im vergangenen Jahr kniehoch, auch die Bücherei war schon öfter wegen Überflutung geschlossen. Icking hat deswegen ein so großes Problem mit dem Regen, da die Kommune am Hang gelegen ist und der lehmige Untergrund das Wasser denkbar schlecht versickern lässt. Gullis und Schächte sind mit den Sturzfluten überfordert. Auch im Ortsteil Dorfen macht das Wasser Probleme.

Vor einiger Zeit beauftragte die Gemeinde einen Planer, der ein Wasserkonzept für Icking ausarbeiten sollte. Ingenieur Johannes Voit stellte jetzt am Montag im Gemeinderat seine Grundidee vor. Die gute Nachricht ist, dass eine vorhandene Wasserleitung aus den Siebzigerjahren tatsächlich als Hauptschlagader genutzt werden kann.

Ein altes Rohr mit großen Kapazitäten

Das alte Rohr ist am Talberg verlegt. "Es hat große Transportkapazitäten", erklärte Voit. Voraussetzung ist, dass das Wasser kontrolliert eingeleitet wird. Dafür sind an den bekannten Ickinger Brennpunkten wie zum Beispiel am Schulzentrum mehrere Regenrückhaltebecken als Puffer vorgesehen. So gedrosselt, kann das Wasser nach und nach Richtung Isar abfließen. Der gesamte südliche Ortsteil und damit halb Icking könnte über den Talberg entwässern. Auch die Irschenhauser Straße und der Egartsteig wären dabei, wo das Wasser im vergangenen Jahr "volle Kanne", so Voit, auf die B 11 sprudelte.

Am meisten Kopfzerbrechen machen die von der Ulrichstraße abgehenden Stichstraßen Dickweg und Pischeltsrieder Weg. Hier hat die Erfahrung gezeigt, dass das Wasser in den Versickerungsbecken laut Voit "nach zwei Wochen immer noch steht". Eine Spülbohrung zum nächsten, günstiger gelegenen Becken könnte Abhilfe schaffen. Der Fachmann warnte gleichzeitig eindringlich davor, das System zu überlasten, da das Talberg-Rohr streckenweise einen geringeren Durchschnitt aufweist. Das heißt, dass nicht zu viel Wasser eingeleitet werden darf. "Sonst platzt der Knoten", sagte der Ingenieur.

Die Gemeinderäte zeigten sich von dem Konzept sehr erfreut, schließlich hörte sich die Sache schon ganz anders an als vor zehn Jahren, als schon einmal ein beauftragtes Ingenieurbüro dastand und ihnen erklärte, dass Icking sein Problem nur mit einer kompletten Regenwasserkanalisation mit Kosten in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe in den Griff bekommen könnte. Es entspann sich noch eine Grundsatzdiskussion darüber, wie mit dem Wasser von Privathaushalten zu verfahren sei. Eigentlich soll jeder Eigentümer dafür Sorge tragen, dass das Wasser auf dem eigenen Grundstück versickert, zum Beispiel mit Rigolen. In manchen Fällen ist der Boden aber so schlecht, dass alle Baumaßnahmen nichts helfen und das Wasser trotzdem auf die Straße läuft. Dann könnten die Eigentümer mit einer Gebühr zur Kasse gebeten werden. Voit soll nun sein Konzept verfeinern, außerdem braucht es noch die wasserrechtliche Genehmigung vom Landratsamt.

Eine andere Herangehensweise für Dorfen

Auch im Ortsteil Dorfen müssen die Straßen fachgerecht entwässert werden, die Herangehensweise ist jedoch eine andere. Hier möchte sich die Gemeinde an den neuen Kanal anhängen, den das Staatliche Straßenbauamt am Wolfratshauser Berg plant. Das darf sie aufgrund des beschränkten Fassungsvermögens jedoch nur, wenn das Wasser gebremst einfließt. Auch in diesem Fall sieht Ingenieur Voit mehrere Regenrückhaltebecken vor, zum Beispiel auf der ehemaligen Wertstoffinsel gegenüber dem Vereineheim und im Strassfeld. Das größte unterirdische Becken mit einer Kapazität von 450 Kubikmetern soll auf dem Platz vor der Feuerwehr entstehen. Es wäre die beste Lösung, befand Voit, sofern die Gemeinde nicht einen eigenen Kanal runter zur Loisach bauen wolle, was mit Sicherheit ein Millionenprojekt mit "vielen Nullen" bedeuten würde. Der Entwässerungskanal am Wolfratshauser Berg könnte ab 2026 gebaut werden. Notwendig ist er, "da der Hang so schiebt", so Bürgermeisterin Verena Reithmann (Unabhängige Bürgerliste Icking).

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