"Wenzberg" in Icking:Urteil verbietet Straßennamen nach "NS-Gestalten"

Lesezeit: 2 min

Nach einem Verwaltungsgerichtsentscheid sind solche Widmungen unzulässig. Icking legt sich jedoch beim "Wenzberg" immer noch nicht fest.

Von Felicitas Amler, Icking

Für das Verwaltungsgericht München war die Sache glasklar: "Die Wahl eines Straßennamens, der Gestalten aus der Zeit des NS-Regimes verherrlichen würde, widerspricht der demokratischen Grundordnung." So urteilte die 7. Kammer des Gerichts im Jahr 1998 (AZ: M7 K97.122). Auf die aktuelle Diskussion in Icking angewendet würde dies bedeuten: Der Wenzberg, der nach dem Architekten Paul Wenz und seiner Frau Else Wenz-Viëtor benannt wurde, müsste einen neuen Namen bekommen. Denn Wenz war eine solche NS-Gestalt: Er trat im Mai 1933 in die NSDAP ein; er war SA-Truppführer in Icking, Mitglied der von Joseph Goebbels initiierten Reichskulturkammer und Landesleiter der Reichskammer der bildenden Künste München-Oberbayern. Er war außerdem Auftragnehmer der Nationalsozialisten, da er wichtige Gebäude des NS-Rüstungsbetriebs DAG in Geretsried geplant hat. Seine Frau Else war Leiterin der Ickinger NS-Frauenschaft.

Doch Peter Schweiger (PWG), Zweiter Bürgermeister der Gemeinde, will den Schluss, dass der Wenzberg umbenannt werden müsste, noch nicht ziehen. Er sagt, das zitierte Urteil nehme er zur Kenntnis. Im Übrigen werde er in der Sondersitzung des Ickinger Gemeinderats am 2. Februar, in der - neben der Geothermie - auch über den Wenzberg beraten wird, eine Power-Point-Präsentation zeigen. Dabei werde er "all das Material auf den Tisch legen, ohne es zu bewerten". Nach seiner eigenen politischen Meinung gefragt, sagt der Zweite Bürgermeister: "Die Antwort kann und will ich im Moment nicht geben."

Icking
:Architekt und Nationalsozialist

Paul Wenz und seine Frau Else Wenz-Viëtor waren an der NS-Herrschaft beteiligt. Bürgermeisterin Menrad will sich zur Namensänderung der nach ihnen benannten Straße nicht äußern

Von Felicitas Amler

Andernorts haben es sich Kommunen gezielt zur Aufgabe gemacht, Straßen umzubenennen, die nach geschichtlich belasteten Personen heißen. So hat der Würzburger Stadtrat eine fachlich kompetente Kommission eingesetzt, die Straßennamen überprüft. "Ihre Aufgabe ist, die öffentliche Würdigung von Personen zu untersuchen, von denen anzunehmen ist, dass sie sich in der NS-Zeit' diskreditierende Handlungen zuschulden kommen ließen", berichtete die Main-Post. In München wurde das Stadtarchiv damit beauftragt, "belastete" Straßennamen aufzudecken. Dabei geht es neben eindeutigen Nazis auch um Personen wie den Bauunternehmer Leonhard Moll. Da er in seinen Fabriken Zwangsarbeiter beschäftigt hatte, wurde die ehrende Straßenbezeichnung gestrichen und in Landaubogen geändert.

In Fürstenfeldbruck ging die Stadt ebenfalls systematisch zu Werk, um Straßen neu zu benennen, die nach NS-belasteten Personen, aber auch nach ideologischen Wegbereitern hießen. Dazu war eigens ein "Arbeitskreis Straßennamen" gebildet worden.

Die aktuellste Straßennamen-Auseinandersetzung im Landkreis war jene um die Hindenburgstraße in Bad Tölz; die Kreisstadt entschied sich dafür, die Rolle Paul Hindenburgs, des Steigbügelhalters Adolf Hitlers, mit einem historischen Informationsweg zu erläutern. In Geretsried war im Jahr 2000 - nach jahrelanger Debatte - die nach dem Blut-und-Boden-Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer benannte Straße in Graslitzer Straße umbenannt worden.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nazi-Widmung
:Streit um den "Wenzberg"

Die Straße in Icking ist dem Architekten Paul Wenz gewidmet, der im Ort SA-Truppführer gewesen sein soll. Bürger fordern eine Umbenennung.

Von Claudia Koestler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: