Finanzplanung:Icking nicht länger unter Wert verkaufen

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Im Ickinger Rathaus wird über die finanzielle Zukunft der Gemeinde diskutiert. (Foto: Hartmut Pöstges)

Isartalgemeinde will aktiver werden, um die Finanzlage zu stabilisieren: Mehr stilles Gewerbe und damit mehr Steuerzahler sollen sich ansiedeln.

Von Susanne Hauck, Icking

Die Finanzkraft jeder Kommune hängt davon ab, wie kräftig die Gewerbesteuer sprudelt. Und da sitzt die Gemeinde Icking zunehmend auf dem Trockenen, denn mit dem Wegzug der Firma Vallen Systeme ist ihr größter Gewerbesteuerzahler weggebrochen. Auch sonst sind die Zeiten nicht gerade so, dass es das Geld vom Himmel regnet. Guter Rat teuer war deshalb im Finanz- und Planungsausschuss gefragt, der sich kürzlich zu einem Brainstorming für neue Einnahmequellen und eine effizientere Ausgabenwirtschaft zusammensetzte.

Vor allem dem stillen Gewerbe müsse man den Standort schmackhaft machen, forderte Georg Linsinger (UBI). Er denke da beispielsweise an Leasingfirmen, "die viel Geld bewegen", für die Icking attraktiv genug sein könnte, um den Familienwohnsitz samt Büro und "zwei, drei Angestellten" in eines der großen Anwesen am Ort zu verlegen. Was sich auch problemlos mit den Wohngebieten vertragen würde, ergänzte er. Dazu müsse sich die Gemeine jedoch besser vermarkten und auf ihre gute Infrastruktur wie das Glasfasernetz, die S-Bahn und die Schulen aufmerksam machen. "Wir müssen mehr aktiv nach draußen gehen", unterstrich Linsinger und regte die Erstellung eines professionellen Flyers an. "Die Frage ist aber, wie kommt man an die richtigen Leute ran", gab Josef Mock (UBI) zu bedenken, der davor warnte, dass die Prospekte womöglich irgendwo im Regal verstauben könnten. Die Lösung könnte ein besseres Netzwerken durch ein gezieltes Ansprechen von Immobilienmaklern oder Businessvereinen wie dem Rotary-Club sein. Breite Unterstützung fand zudem Linsingers Vorschlag, sich Landkreis-Wirtschaftsförderer Andreas Ross zur Beratung in den Gemeinderat zu holen.

Mal wieder auf dem Tisch war die Idee eines kleinen Gewerbegebiets für die ortsansässigen Handwerker, die dadurch der Gemeinde treu bleiben sollen. Hier herrschte jedoch völlige Ratlosigkeit über einen geeigneten Standort. Die hielten eine Ansiedlung am Dorfener Strassfeld rund um die dortige Autowerkstatt für überlegenswert, die anderen konnten sich eher vorstellen, angesichts der besseren Infrastruktur und der vorhandenen Geschäfte das Ickinger Ortszentrum entlang der B11 weiterzuentwickeln. Auch darüber soll der Gemeinderat diskutieren.

Komplett durchgefallen ist hingegen die Erhöhung der Grundsteuer zur Einnahmengenerierung, ein Antrag der SPD. Die Mehreinnahmen von 64 000 Euro wurden mehrheitlich als Tropfen auf dem heißen Stein gesehen, auch wollte man den Bürgern angesichts der jüngsten drastischen Erhöhung der Wassergebühren nicht noch mehr finanzielle Belastungen zumuten, zumal die Grundsteuer sowieso 2025 neu berechnet werde.

"Wir müssen uns mehr aufs Planen konzentrieren", mahnte Linsinger, der sich angesichts der auf Kante genähten Personalsituation im Rathaus, besonders im Bauamt, viel von der Beauftragung von Projektsteuerern verspricht, um wichtige Vorhaben der Gemeinde nicht notgedrungen auf die lange Bank schieben zu müssen. So wurde jüngst beschlossen, den Turnhallen-Neubau durch einen Projektsteuerer zu managen. Der UBI-Gemeinderat beanstandete außerdem, dass die jüngsten bahnbrechenden Energiesparmaßnahmen der Gemeinde im öffentlichen Bewusstsein untergegangen seien und forderte eine professionellere Öffentlichkeitsarbeit. "Geht's raus und erzählt es weiter, das sehe ich als die Aufgabe der Gemeinderäte", konterte die Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) da. "Was wir an CO2 herunterfahren, ist sagenhaft." So habe die Kommune die Heizung der Grundschule durch den Anschluss an die Hackschnitzelanlage des Gymnasiums auf erneuerbare Energien umgestellt, nahezu alle kommunale Liegenschaften mit Photovoltaikanlagen versehen, die jetzt noch mit Batteriespeichern ergänzt werden sollen, die Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet. Eine Abfuhr erteilte Reithmann dann noch der modischen Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten, wie von den Grünen vorgeschlagen. "Was wir vor allem brauchen, ist das technische Personal zur Umsetzung."

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