"Ich bringe die nicht zusammen", sagt Florian Streibl: Hubert Aiwanger, wie er als 16-Jähriger geschildert wird, und Aiwanger, wie er ihn seit 15 Jahren kenne, das seien "zwei völlig unterschiedliche Personen". Streibl, Landtagsabgeordneter des hiesigen Stimmkreises und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Maximilianeum, antwortet am Mittwochnachmittag auf die Fragen, welche die SZ ihm tags zuvor gestellt hat. Er bewege sich seit Freitagabend, als er den SZ-Bericht über das faschistische Flugblatt gelesen habe, "im Krisenmodus", erklärt er, "permanente Telefonate, Sitzungen".
"Das Flugblatt ist an Menschenverachtung und Scheußlichkeit nicht zu überbieten", betont Streibl. Nun habe sich aber Aiwangers Bruder Helmut als Verfasser bekannt, und was an Verdacht gegen Hubert Aiwanger bleibe, das reiche für ihn als Juristen nicht, "um einen Menschen zu verurteilen". Er kenne Hubert Aiwanger seit 15 Jahren, und in all dieser Zeit habe er nie "antisemitische oder rassistische Äußerungen" von ihm gehört. Im Gegenteil. Er, Streibl, habe eine Resolution gegen Antisemitismus im Landtag eingebracht, die von seiner Fraktion, mithin auch von Aiwanger, getragen worden sei. Streibls Fazit: "Ich vertraue auf den Hubert Aiwanger von jetzt."
Feedback: "Lasst bloß den Aiwanger nicht fallen!"
Das gilt offenbar auch für Menschen, denen er in jüngster Zeit begegnet ist. Streibl sagt, er sei am Montag und Dienstag wegen der Hagelschäden in Benediktbeuern und Bad Bayersoien gewesen. Dort habe er als Feedback gehört: "Lasst den Aiwanger bloß nicht fallen!"
Streibl ist ein Freund des Erinnerungsorts Badehaus in Waldram, dem ehemaligen Föhrenwald, das nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1957 ein bedeutendes Lager für jüdische Überlebende der Schoah war. Der FW-Sprecher war bereits dreimal dort, um seine Unterstützung anzubieten. Die Frage der SZ, wie er jüdischen Besucherinnen und Besuchern des Badehauses seine Haltung zu Aiwanger erklären würde, beantwortet er so: "Der Mensch, den ich kenne, ist kein Antisemit."