Hohe Kosten in Wolfratshausen:Fahrgast-Infos nur am Bahnhof

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Die Stadträte votieren gegen Anzeiger an Haltestellen, die die verbleibende Zeit bis zum nächsten Bus ankündigen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die sogenannte "dynamische Fahrgastinformation" (DFI), die an Haltestellen in Echtzeit anzeigt, wann der nächste Bus kommt, soll auch im Landkreis den öffentlichen Nahverkehr praktikabler und attraktiver machen. Alle acht Verbundlandkreise des MVV haben sich dazu entschlossen, ein einheitliches System dafür zu unterstützen, das vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund betrieben werden soll. Der sammelt derzeit in den Kommunen den Bedarf an Anzeigetafeln, um einen gemeinsamen Förderantrag zu stellen. In Wolfratshausen soll es indes vorerst nur eine dieser Anlagen mit drei Anzeigetafeln am Bahnhof geben. Der Bauausschuss im Stadtrat, der sich am Mittwoch mit dem Thema befasste, hat eine von der Stadtbusgruppe vorgeschlagene längere Liste für 19 Haltestellen mehrheitlich abgelehnt - aus Kostengründen. Für die dort ursprünglich vorgesehenen 34 Anzeigetafeln hätte die Stadt 350 000 Euro investieren und jährlich 55 000 Euro Unterhalt zahlen müssen.

Hans Schmidt (Grüne), der den Antrag für die Arbeitsgruppe Stadtbus erläuterte, hatte kurz vor der Sitzung noch eine reduzierte Liste eingereicht. Neben der Pilotanlage am Bahnhof inklusive einer mittelgroßen Anzeigetafel für den Stadtbus im Norden seien darin die fünf am stärksten frequentierten Stadtbushaltestellen mit insgesamt acht Anzeigetafeln aufgeführt. Die Arbeitsgruppe wolle die Attraktivität des Stadtbusses erhöhen und damit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten, sagte Schmidt. "Die Sichtbarkeit der Abfahrtszeiten ist da ein guter Anreiz." Der Gruppe sei allerdings zunächst nicht klar gewesen, dass die Stadt als Baulastträger für alle Anzeigetafeln - auch die an Regionalbus-Haltestellen - aufkommen müsse. Nachdem ihn Bauamtsleiterin Susanne Leonhard darüber informierte, habe man die Liste reduziert. "Es war eine relativ schwierige Geburt", sagte Schmidt.

Angesichts der durch die Corona-Krise zu erwartenden finanziellen Einbußen im Haushalt sprachen sich die meisten Stadträte allerdings gegen zusätzliche Anzeiger an den Stadtbushaltestellen aus, die über Mobilfunk per SIM-Karte gesteuert werden. Die DFI sei zwar schön, sagte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW); die Haushaltslage sei aber auch "sehr angespannt". Gerlinde Berchtold (SPD), nach eigenem Bekunden die einzige im Ausschuss, die regelmäßig den Stadtbus nutzt, hielt die elektronischen Anzeigen nicht für notwendig. Auf den Bus müsse man so oder so warten, ob er nun in fünf oder in zehn Minuten komme, sagte sie. "Und die Senioren kennen sich nach vier Jahren mit den Fahrplänen aus."

Die vom Landkreis als Pilotprojekt vorgeschlagene und vom Stadtrat bereits beschlossene Anlage am Wolfratshauser S-Bahnhof hielten indes alle für sinnvoll. Dort sind, nach einer Besichtigung mit der beauftragten Beratungsfirma, ein einseitiger Anzeiger an der Sauerlacher Straße, ein doppelseitiger am Gleiszugang und ein mittelgroßer Monitor an der Stadtbushaltestelle geplant. Peter Ley (BVW), der auch in der Stadtbusgruppe ist, schlug vor, diese etwa 65 000 Euro teure Anlage um zwei mittelgroße Anzeigetafeln in Farchet und an der Waldramer Schule zu ergänzen, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Die Stadträte votierten am Ende mit acht zu zwei Stimmen dafür, keine weiteren Standorte beim MVV anzumelden. Nur Hans Schmidt und Rudi Seibt (Grüne) stimmten dagegen.

© SZ vom 09.10.2020 / aip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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