Ortstermin in Benediktbeuern:Das große Aufräumen nach dem Hagel

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Die Kosten für das neue Dach des Gemeinde-Kindergartens, der durch den Sturmhagel am 26. August in Benediktbeuern schwer beschädigt wurde, dürften rund 240 000 Euro betragen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach dem Unwetter vom 26. August rechnet die Bayerische Versicherungskammer mit einem Schadensaufwand von 20 Millionen Euro im Klosterdorf. Damit die Reparaturen an den Häusern schneller vonstatten gehen, wurde der übliche Prüfprozess vereinfacht.

Von Klaus Schieder, Benediktbeuern

Über der Klosterkirche hängt eine überdimensionale grüne Plane, der Maierhof ist eingerüstet, die Solaranlage auf dem Rathaus sieht zerschossen aus, am Kindergarten der Gemeinde steht inzwischen ein Baukran. Noch sind auch eine Reihe von Dächern auf Wohnhäusern und Bauernhöfen in Benediktbeuern nur notdürftig abgedeckt. Die Spuren des schweren Hagelunwetters, das am 26. August verheerend vor allem über das Klosterdorf, aber auch über Teile von Bichl, Lenggries und Arzbach zog, sind sieben Wochen später noch immer deutlich zu sehen. Für Anton Ortlieb (Benediktbeurer Bürgervereinigung) geht es mit den Reparaturarbeiten allerdings schnell voran: "Wir können sagen, dass wir sehr weit sind", betonte der Bürgermeister bei einem Ortstermin am Freitag mit Vertretern der Bayerischen Versicherungskammer. Straßenzügeweise sehe man schon neue Dächer.

"Das drittgrößte Schadensereignis in unserer Unternehmensgeschichte"

"Für uns ist dies das drittgrößte Schadensereignis in unserer Unternehmensgeschichte", sagte Christian Krams, Vorstandsmitglied und Leiter des Schadensbereichs im Konzern Versicherungskammer. Das größte war 1984 der schwere Hagel in München. Insgesamt rechne der Konzern mit einem Gesamtschaden von rund 170 Millionen Euro, wovon etwa 80 Prozent auf Gebäude, 20 Prozent auf Fahrzeuge entfielen, sagte Krams. "Auch für uns ist das alles andere als ein gewöhnliches Ereignis."

Eine Zwischenbilanz nach dem schweren Hagel zogen Bürgermeister Anton Ortlieb (links) und Christian Krams, Leiter des Schadensbereichs im Konzern Versicherungskammer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

In Benediktbeuern wurden Ortlieb zufolge etwa 1000 Hauptgebäude und ebenso viele Nebengebäude durch Hagelkörner geschädigt, die oftmals so groß wie Billardkugeln waren. Damit nicht genug, durch den zwei Tage dauernden Regen, der dem Unwetter folgte, drang häufig Nässe in die Häuser ein und richtete weiteren Schaden an. Die alten Gebäude von der Bahnhofstraße über die Dorfstraße bis zur Mariabrunnstraße seien - weil sie nicht gleich abgedeckt wurden - noch immer nicht bewohnbar, so Ortlieb. "Die Holzböden sind alle abgesoffen, Feuchtigkeit ist in den Gebäuden drin."

An der Wand des Benediktbeurer Rathauses sind noch die Spuren der Hagelkörner zu sehen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Kommune selbst verzeichnet 20 Immobilien, die vom Hagel beschädigt wurden, davon zwölf große. Rathaus, Tourist-Info, Jugendbildungshaus, Don-Bosco-Lager oder der Gemeinde-Kindergarten: Ortlieb zufolge werden die Reparaturen einen mittleren einstelligen Millionenbetrag ausmachen, alleine 240 000 Euro dürfte das neue Dach für den Kindergarten kosten. "Wir sind zu 99 Prozent bei der Bayerischen Versicherungskammer versichert", berichtet der Bürgermeister und lobt: "Das Personal des Versicherers war schnell da, sowohl für die Gemeinde wie für die Gemeindebürger."

Um die 450 Hausbesitzer in Benediktbeuern gehören zu den Kunden der Versicherungskammer. "Wir wollen keinen Engpass bilden", sagt Krams zur Schadensabwicklung. "Deshalb haben wir unsere Prüfaktivitäten so weit es geht heruntergefahren." Gleich nach dem Unwetter sei man selbst mit Listen von Haus zu Haus zu den Kunden gegangen, habe auf Kostenvoranschläge verzichtet und gesagt, wer einen Handwerker beauftragen könne, solle gleich loslegen. "Es war uns wichtig, in dieser hochemotionalen Situation für die Kunden da zu sein."

Neues Dach für ein privates Wohnhaus kostet zwischen 70 000 und 100 000 Euro

Lediglich 42 Prozent des Hausbesitzer haben Statistiken zufolge eine Elementarversicherung, wie Krams mitteilt. Dies ist aber auch nicht nötig, um das Geld von der Versicherungskammer wegen des Hagelschadens zu erhalten. Dafür reicht die Sturm-Hagel-Versicherung, die laut Krams rund 81 Prozent aller Eigentümer abschließen. Jeder fünfte hat mithin auch diesen Versicherungsschutz nicht. Solche Besitzer können nur hoffen, von Spenden oder aus dem Härtefallfonds der Staatsregierung etwas abzubekommen. Um die Kosten von 70 000 bis 100 000 Euro zu decken, die ein neues Dach für ein Privathaus in der Regel verschlingt, dürfte dies allerdings nicht reichen.

Insgesamt 17 000 Schadensfälle hat die Bayerische Versicherungskammer wegen des Hagelunwetters über Benediktbeuern und anderen Gemeinden zu bearbeiten. Dafür sind circa 700 Mitarbeitende im Einsatz. Alleine für Benediktbeuern rechne man mit einen Schadensaufwand von 20 Millionen Euro, sagte Krams. Darin sind auch die Schäden an Fahrzeugen eingerechnet.

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