Fachkräftemangel in Bad Tölz-Wolfratshausen:Gastronomie auf Sparflamme

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In den Küchen des Landkreises wird zunehmend auf Sparflamme gekocht: Aktuell sind laut Gewerkschaft 68 Stellen als Koch unbesetzt. (Foto: NGG/oh)

Im Landkreis sind nach Angaben der Gewerkschaft derzeit 68 Stellen als Koch unbesetzt. Das wirkt sich auf Öffnungszeiten und Angebot aus - und das ausgerechnet in der Hochsaison.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten - in der Gastronomie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gehören "neue Öffnungszeiten" zum Alltag. "Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen rausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt", rät Manuel Halbmeier von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Der Grund liege auf der Hand: "Zu wenig Personal. Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés, Caterings... - fast alle suchen händeringend Unterstützung", so Halbmeier. Allein für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat die Bundesagentur für Arbeit ihm zufolge in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 68 offene Stellen registriert.

Die Folgen: Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. "Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends deutlich früher. Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme", sagt Halbmeier.

Auch die Azubi-Suche ist schwierig

Aber auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: Elf Ausbildungsplätze sind laut Gewerkschaft immer noch frei. Für die Azubi-Suche laufe der Countdown. "Eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein", sagt der NGG-Geschäftsführer.

In der Gastro-Branche müsse sich einiges ändern: "Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal", macht Halbmeier klar. Konkret peile er dabei für die Zukunft einen "Gastro-Start-Lohn" von 3000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten. "Das muss die Branche hinbekommen." Denn wer seine Ausbildung in der Küche, im Service oder im Hotel abgeschlossen hat, brauche eine klare Perspektive und einen fairen Einstiegslohn.

Doch von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: "Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von zwölf Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahlt noch immer keinen Tariflohn. Das ist ein Unding, wenn man gute Leute sucht", so Manuel Halbmeier.

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