Mobil im Oberland:"Man muss es den Radfahrern bequem machen"

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Lucia Waldmann interessiert sich für ein neues, gebrauchtes Rad, SPD-Ortsvorsitzende Martin Bruckner (re.) gibt dazu Auskunft am Radlflohmarkt am Karl-Lederer-Platz. (Foto: Manfred Neubauer)

SPD und ADFC rücken am Geretsrieder Karl-Lederer-Platz das Thema Velo ins Zentrum.

"Was Radpolitik angeht, war die Stimmung in Geretsried noch nie so gut wie jetzt. Es ist was im Fluss". Das erklärte Klaus Wiedemann vom ADFC bei einem sogenannten Radlflohmarkt, den der SPD-Ortsverein kürzlich auf dem Karl-Lederer-Platz veranstaltet und damit an eine alte Tradition angeknüpft hat.

Die Überquerung der Tattenkofener Straße ist aus Sicht von Wiedemann inzwischen für Zweiradnutzer weniger gefährlich. Positiv bewertet er zudem, dass die Kreuzung des Radwegs nach Wolfratshausen mit der Elbestraße dieses Jahr noch mit einer Ampel ausgestattet werden soll. "Optimal wäre eine Unterführung gewesen", warf Birgit Sachers ein, die im ADFC-Kreisvorstand sitzt. Aber nach Jahrzehnten des Wartens, während derer man sich als Radfahrer oftmals auf die in der Fahrbahnmitte befindliche Verkehrsinsel habe flüchten müssen und auf die Gunst der Autofahrer angewiesen gewesen sei, sei eine Ampel besser als nichts. Wiedemann lobte insbesondere die Arbeit von Alexandra von Alvensleben, die seit Kurzem bei der Stadt als Mobilitätsmanagerin angestellt ist. "Wir merken, dass jemand im Rathaus sitzt, der für den Radverkehr eintritt", so Wiedemann.

Wer sich am Tag des Flohmarkts für ein Velo interessierte, hatte die Auswahl zwischen etwa 15 Rädern, vom Kinder- über das Klapp- bis zum Rennrad. Die Königsdorferin Katharina Much wollte das leuchtend grüne Rad ihres Enkels verkaufen, hatte aber nicht so viel Zeit und verließ den Flohmarkt unverrichteter Dinge. "Wir haben so viele Räder daheim rumstehen, da dachte ich mir, ich probier' es mal", sagte sie.

"Wir wollen mit dem Thema in die Mitte der Gesellschaft"

Bernhard Lorenz, als Schriftführer des SPD-Ortsverbands Geretsried Mitorganisator des Radflohmarkts, zeigte sich zu Mittag - der Flohmarkt lief von 10 bis 14 Uhr - jedoch durchaus zufrieden: "Gerade haben wir mehrere Räder verkauft." In den 1990er-Jahren, erklärte er, habe der Flohmarkt noch im Bereich des Eisstadions stattgefunden. "Da kamen die Händler mit ganzen Anhängern voller Fahrräder angefahren". Man habe sich entschlossen, den Flohmarkt nun auf den Karl-Lederer-Platz zu verlegen, ergänzte der SPD-Ortsvorsitzende Martin Bruckner: "Wir wollen mit dem Thema in die Mitte der Gesellschaft." Da sei der weitläufige Platz besser geeignet als das Areal am Stadtrand.

Doch wo sollte nach Meinung des ADFC im Landkreis noch etwas geschehen, was die Radinfrastruktur angeht? "Ein Punkt wäre die bessere Pflege und Unterhaltung der Ausschilderung für Radfahrer. Zum Teil werden Schilder geklaut, andere sind schlecht lesbar oder mit Moos überwachsen", sagt Klaus Wiedemann. Jedes zweite Jahr können bundesweit Fahrradfahrer ihre Heimatkommune hinsichtlich ihrer Fahrradfreundlichkeit bewerten. Geretsried erhielt ihm zufolge in der Klasse zwischen 20 000 und 50 000 Einwohnern beim jüngsten Test 2022 lediglich die Note 4,1. Der kurvenreiche Verlauf des Radwegs seit dem Umbau des Karl-Lederer-Platzes sei ein Beispiel, wie die Konzeption eines Shared Space, also eines von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzten Platzes, aufgrund einer übermäßig autofahrerfreundlichen Umsetzung schiefgehen kann. "Man stelle sich vor, die B 11 würde statt eines geradlinigen Verlaufs plötzlich mit vier Kurven ausgestattet, da wäre der Aufschrei groß", so Wiedemann. Für Radfahrer seien mehrere neue Gefahrenstellen geschaffen worden, darunter vier 90-Grad-Kurven, statt einer Unterführung. Dass allerdings eine große Tiefgarage gebaut wurde, dazu sagt Bernhard Lorenz: "Man hätte es im Zusammenhang lösen sollen."

Bad Tölz und Wolfratshausen sind beim jüngsten Fahrradklimatest übrigens nicht viel besser weggekommen als Geretsried, sie erhielten die Noten 4,3 und 3,8. Zum Vergleich: Baunatal bei Kassel erhielt 2022 die Note 2,5 und liegt damit auf dem ersten Platz in der Klasse bis 50 000 Einwohner, Wettringen bei Münster räumte mit der Note 2 bei den Kleinstädten bis 20 000 Einwohner ab.

"Man muss es den Radfahrern bequem machen", ist sich Lorenz sicher. Letztlich gehe es darum, in der Stadtpolitik ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Radfahrern zu schaffen.

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