Geretsried:Kritik an Haushalt und S-Bahn-Plänen

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Die Geretsrieder CSU hadert mit dem Finanzgebahren im Rathaus und stellt nach der Informationsveranstaltung in der Loisachhalle fest, dass die S-Bahnverlängerung nicht nur Vorteile bringt.

Bernhard Lohr

Die Geretsrieder CSU sieht die Stadt finanzpolitisch auf einem bedenklichen Kurs. Fraktionssprecher Volker Reeh forderte am Sonntag auf dem Stammtisch im Gasthof Geiger den Primat der Politik ein. Die Verwaltung liefere nicht die Fakten für Entscheidungen, sagte er. Nach seiner Einschätzung rechnet die Stadt etwa beim geplanten Hallenbad mit unrealistischen Zahlen, wenn sie von sechs Millionen Euro an Kosten ausgehe, während Fachleute acht Millionen erwarteten.

Kritik wurde an den Brückenbauwerken laut, die in Zuge der S-Bahn-Verlängerung entstehen sollen. Seit 40 Jahren existiert der politische Stammtisch der CSU. Rund 200 Mal diskutierten in der Zeit Stadtpolitiker und Bürger über aktuelle Themen. Als vor 25 Gästen der Gründer der lokalpolitischen Runde, der damalige CSU-Vorsitzende Helmut Gänßbauer, auf die Anfänge zurückblickte, wurde die Klage laut, dass von der lebendigen Streitkultur von einst nur noch wenig übrig sei.

Ohne den Namen der Bürgermeisterin zu nennen, gingen Reeh und der Vorsitzende Ewald Kailberth auf die jüngste Schelte von Cornelia Irmer (parteifrei) ein, die ihnen beiden schlechten Stil vorgeworfen hatte. Reeh sagte, es sei alles "nicht mehr so vergnüglich". Kritik werde sofort persönlich genommen, und sofort heiße es, man habe jemanden diffamiert. Der Haushaltsplan für das laufende Jahr steht aus Sicht von Reeh auf tönernen Füßen.

Obwohl heuer keine Investitionen geplant seien, sei das Zahlenwerk nur dank Grundstücksverkäufen ausgeglichen. Zudem gebe es mit dem Hallenbadbau und dem S-Bahnausbau große Aufgaben, denen aus seiner Sicht finanziell nicht ausreichend Rechnung getragen wird.

Stadtrat Gerhard Meinl strich allerdings heraus, dass die Stadt gute Aussichten habe, durch den Verkauf der im vergangenen Jahr aus dem Eigentum des Guts Buchberg erworbenen Grundstücke Einnahmen zu erzielen. Es gebe "sehr viele Anfragen", sagte Meinl. Gerade am Grund gegenüber von Waldram, den Geretsried auf Wolfratshauser Flur Grund erworben hat, bestehe Interesse. Die Flächen seien durch die bestehende Brücke über die B 11 zu erschließen. In Gelting wird dies mit Blick auf den dörflichen Charakter des Orts freilich nicht ohne Sorge gesehen.

Zudem hat dem aus Gelting stammenden Stadtrat Franz Wirtensohn die Informationsveranstaltung zum S-Bahnausbau vorige Woche vor Augen geführt, was in dem Zusammenhang auf das Dorf zukommt. Besonders störe ihn die Straßenbrücke über die Gleise nahe dem Ortsrand, sagte er. 20 Hektar Fläche werde insgesamt benötigt, es werde Enteignungen geben. Strittig war am Sonntag, inwiefern noch Veränderungen an der S-Bahnplanung möglich sind. Ideen und Wünsche gibt es zur Genüge.

So brachte Karl Landt in Wolfratshausen eine Straßenunterführung unter der Bahntrasse nördlich des Bahnhofs ins Spiel. Und Meinl will die Straßenbrücke am Tattenkofener Kreisel Richtung Schwaigwall wegbekommen. Diese würde bei einer Wohnbebauung auf der Böhmwiese die Sicht in Richtung Alpen empfindlich stören.

© SZ vom 30.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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