Vorfall in Geretsried:Nach Polizeikontrolle im Krankenhaus

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Ein Einsatz am Geretsrieder Hexenhaus endet für einen 18-Jährigen mit einem doppelt gebrochenen Bein. Die Aussagen, wie es dazu kommen konnte, gehen auseinander.

Von Kathrin Müller-Lancé, Geretsried

Ein Polizeieinsatz am sogenannten Hexenhaus in Geretsried hat für einen 18-Jährigen im Krankenhaus geendet. Bei der Kontrolle soll sich einer der Beamten auf den jungen Mann geworfen haben, so dass dessen Waden- und Schienbein brachen. In der Folge wird der junge Mann derzeit stationär behandelt.

Bei dem Einsatz vor knapp zwei Wochen wurden insgesamt drei Jugendliche von Zivilbeamten kontrolliert, neben dem verletzten 18-Jährigen ein 15- und ein 17-Jähriger. Wie die Polizei mitteilt, haben die Beamten bei den jungen Männern eine geringe Menge Marihuana und zwei Böller ohne Kennzeichnung gefunden. Bei dem Ort nahe des Geretsrieder Waldfriedhofs handle es sich um einen Treffpunkt von Jugendlichen, an dem "vereinzelt auch Betäubungsmittel- und Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit stattfinden", erklärt ein Polizeisprecher. Deshalb kontrolliere man dort regelmäßig.

Einer der drei kontrollierten Jungen entgegnet: "Wir haben uns da nur hingesetzt und nichts vor Ort geraucht." Danach hätte die Gruppe auf eine Geburtstagsparty gewollt, berichtet er. Wie die Polizei mitteilt, seien bei einem vor Ort durchgeführten Alkoholtest lediglich geringe Werte festgestellt worden. Einen Drogentest habe man mit den jungen Männern nicht gemacht, weil die Einlieferung des Verletzten in die Klinik dringlicher gewesen sei.

Nachdem die Beamten ihnen die Drogen bereits abgenommen und die Personalien aufgenommen hatten, so erzählt es einer der beiden anderen Jugendlichen, habe sich ein Polizist auf den 18-Jährigen geworfen. Dieser hingegen habe versichert, dass er dem Polizisten nichts tun wolle.

Vonseiten der Polizei heißt es, der 18-Jährige habe sich gegen die Sicherstellung des Marihuanas gewehrt, indem er versucht habe, dem Beamten das Beweismittel aus der Hand zu schlagen. Der Polizist sei gesetzlich dazu verpflichtet gewesen, das zu unterbinden. "Im Gerangel" seien die beiden zu Boden gefallen, wobei es zu den Verletzungen des Beschuldigten gekommen sei.

Nach dem Vorfall wurde der 18-Jährige laut Polizei von den Beamten erstversorgt und anschließend von einem Rettungswagen in die Klinik nach Murnau gebracht. Noch in derselben Nacht sei er operiert worden, berichtet seine Mutter. Nach rund zwei Wochen Krankenhausaufenthalt wird der 18-Jährige voraussichtlich Ende dieser Woche entlassen. Bis die Verletzungen vollständig geheilt seien, dauere es acht bis zwölf Wochen, schätzt seine Mutter. Momentan müsse sich ihr Sohn noch im Rollstuhl fortbewegen, bald sei er hoffentlich nur noch auf Krücken angewiesen. Der 18-Jährige habe vor, gegen den Beamten Anzeige zu erstatten.

Die Polizei teilt ihrerseits mit, dass die Kriminalinspektion Weilheim gegen den jungen Mann ermittelt - unter anderem wegen Widerstands gegen einen Vollstreckungsbeamten und wegen Körperverletzung. Der Beamte soll bei dem Gerangel leichte Verletzungen erlitten haben, sei aber dienstfähig geblieben, erklärt der Polizeisprecher. Darüber hinaus liefen bei der Polizeiinspektion Geretsried Ermittlungen wegen eines Betäubungsmittelverstoßes und eines Verstoßes nach dem Sprengstoffgesetz.

Dass das Geretsrieder "Hexenhaus" beliebter Treffpunkt für junge Menschen ist, bestätigt der mobile Jugendsozialarbeiter Patrick Schmook: "Für diesen Platz gilt das Gleiche wie für die Bunkeranlagen: Je weniger soziale Kontrolle, desto umfassender werden sie von den Jugendlichen angeeignet." Schlecht einsehbare Plätze seien besonders attraktiv. Erst vor Kurzem sei er wegen der vermehrten Graffitis auf den Ort aufmerksam geworden, so Schmook. In Zukunft will der Sozialarbeiter dort öfters Präsenz zeigen.

© SZ vom 04.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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