Geretsried:Ein Flirt mit Oskar von Miller

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Die Idee kommt nicht von ungefähr. Technik, Fortschritt und Unternehmertum sind in Geretsried seit jeher zu Hause. Und so wünschen sich einige, dass sich die Stadt um ein großes Schaudepot des Deutschen Museums bemüht. Im Stadtrat findet das Projekt Anklang. Doch es wären einige Hürden zu überwinden.

Bernhard Lohr

Was für eine Idee: Technik, Fortschritt und Unternehmertum sind im Geretsrieder Selbstverständnis fest verankert. Und so kam dort bei einigen die Phantasie in Gang, als sie die Nachricht vernahmen, dass das Deutsche Museum im Münchner Umland einen Standort für ein großes Schaudepot sucht. 80 000 Exponate, die verteilt auf sieben Stellen eingelagert sind, sollen zusammengefasst und in einem neu zu bauenden Gebäude untergebracht werden.

Es geht dabei nicht nur um ein aufwendiges Lager. Dort sollen wissenschaftliche Mitarbeiter tätig sein, das Depot soll eine Art Außenstelle des renommierten Museums werden. Nach Geretsried, so fanden einige, würde sowas gut passen.

Der Stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Heimatmuseum, Franz Rudolf, wirbt seit einiger Zeit dafür, dass sich die Stadt in die Phalanx der Kandidaten einreiht. Er verweist auf den damit verbundenen Imagegewinn. Befürworter halten darüberhinaus den Flirt mit Oskar von Miller durch die geografische Lage Geretsrieds für gerechtfertigt, liegt es doch mittendrin zwischen zwei großen Errungenschaften, die der Technik-Pionier auf den Weg gebracht hat.

Für sie wäre das Depot eine ideelle Brücke zwischen dem Deutschen Museum und dem Walchenseekraftwerk. Und dann ist da noch das ehrgeizige Museumsprojekt in Geretsried selbst. Ergänzend zur Geschichte der Vertreibung könnte - so die Idee - in einem Anbau in einem "Nachkriegsmuseum" am Beispiel Geretsried der industrielle Aufschwung Bayerns nacherzählt werden.

Geretsried könnte als Spätstarter noch ins Rennen um den Depotstandort einsteigen. Nach SZ-Informationen haben sich mehr als 40 Kommunen um diesen beworben. Susanne Schneider, Sprecherin des Deutschen Museums, wollte auf Anfrage die Zahl nicht bestätigen. Sie sagte, es seien mittlerweile einige Standorte in der engeren Wahl, die Entscheidungsfindung laufe noch. Eine Kommune mit guten Chancen ist Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck, wo der Gemeinderat auch schon planerisch dem Depotbau den Weg bereitet hat.

Bisher hat Geretsried offiziell nichts unternommen, um das Depot in die Stadt zu holen. Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) sagt, "wir erfüllen die Kriterien einfach nicht". Das größte Problem ist, ein Grundstück zu finden. Zwar ist Geretsried mit dem Kauf von 19 Hektar Grund im Raum Gelting zum Großgrundbesitzer geworden, doch für einen Depotbau ist nach Irmers Worten nichts Passendes zur Hand. Das Deutsche Museum wolle noch heuer eine Entscheidung, sagt sie, und das Spaladin-Areal am Gut Buchberg sei noch bis Frühjahr 2013 durch einen Durchführungsvertrag für den Bau des Wellnessbads reserviert.

"Ich kann nicht fremde Flächen vermarkten", sagt Irmer. Am Freitagnachmittag haben die Fraktionssprecher des Stadtrats über die Angelegenheit beraten. Wie Robert Lug (Freie Wähler) auf Anfrage sagte, sei man zu dem Ergebnis gekommen, erst einmal auszuloten, ob ein Grundstück zu finden sei. Wenn das gelinge, könne man dem nähertreten, wenn nicht, dann nicht. "Wir klären das gerade." Zu klein darf das Grundstück nicht sein. Immerhin 30 000 Quadratmeter Geschossfläche hat das Museum vorgegeben, und, laut Irmer, eine Option, später das Ganze auf 60 000 zu erweitern. Auch ein S-Bahnanschluss wäre laut Museums-Sprecherin Schneider "von Vorteil", schließlich handle es sich um eine frequentierte Forschungseinrichtung.

© SZ vom 21.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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